Gasteiner Heilstollen feiert 60. Jubiläum
Als die Bergarbeiter zu Beginn des Zweiten Weltkriegs den Gasteiner Heilstollen erkundeten, waren sie eigentlich auf der Suche nach Gold. Doch was sie fanden war aus medizinischer Sicht weitaus wertvoller. Die hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten sowie der Radongehalt in der Stollenluft besitzen heilende Wirkung. In diesem Jahr feiert der Gasteiner Heilstollen sein sechzigstes Jubiläum.
Jährlich 14.000 behandelte Patienten, drei Millionen Einfahrten in den vergangenen Jahrzehnten und mehr als 20 Krankheitsbilder, die sich bessern – so die Bilanz des Gasteiner Heilstollen zum sechzigsten Jubiläum. Seit 1952 wird in diesem Radonstollen das natürliche Klima für die sogenannte Radonwärmetherapie genutzt.
Durchgeführt wird sie meist in Form einer mehrwöchigen Kur im Radonthermalstollen mit etwa zehn Einfahrten á 60 Minuten auf verschiedenen Therapiestationen. Für Morbus Bechterew-Patienten ist der Stollen heute weltweit größtes Therapiezentrum. Pünktlich zum Jubiläum in diesem Jahr belegt eine neue Studie die positive Wirkung auf den Knochenstoffwechsel bei Morbus Bechterew-Patienten Diese Patienten plagen heftige Schmerzen im Kreuz, chronische Erschöpfung und eine versteifte Wirbelsäule.
Heilung statt Goldader
Nur durch Zufall wurde das Heilklima überhaupt entdeckt: Auf der Suche nach Gold erkundeten Bergarbeiter zu Beginn des Zweiten Weltkrieges den Gasteiner Radhausberg. Im Hinblick auf Gold war die Suche eine Enttäuschung. Zu den Gewinnern gehörten jedoch die einfachen Bergarbeiter. Sie gaben an, dass ihre rheumatischen Beschwerden, entzündlichen oder durch Verschleiß bedingten Gelenksprobleme, aber auch Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale und Hauterkrankungen während der Arbeiten im Stollen wie von selbst verschwanden.
Fortan startete die Universität Innsbruck 1946 mit umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen. Fazit: Hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten sowie der Radongehalt in der Stollenluft besitzen heilende Wirkung. In einem Gutachten der Universität Innsbruck hieß es 1951: "Der Behandlung im Gasteiner Heilstollen ist ein Heilwert zuzusprechen, welcher bei einer beachtlichen Anzahl von Krankheiten den Wert der modernsten Behandlungsmethoden übertrifft." Seit 1952 fahren deshalb jährlich tausende Heilungssuchende in den Heilstollen zur Therapie ein.
Gefragt wie eh und je
Heute haben Forscher den Wirkmechanismus weiter erforscht, wenn auch nicht gänzlich aufgeklärt. "Über Haut und Lunge aufgenommen setzt Radon Alphastrahlen frei, welche die Zellreparatur anregen und schmerzhemmende Botenstoffe aktivieren," erklärt Dr. Bertram Hölzl, Radon-Experte und ärztlicher Leiter des Gasteiner Heilstollen. "Durch den sogenannten Hyperthermie-Effekt wird diese Wirkung sogar noch verstärkt. Weil es im Stollen bis zu 41 Grad warm ist, entsteht im Körper kurzzeitig therapeutisches Fieber, welches die Aufnahmefähigkeit für das Edelgas verbessert."
In enger Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Gastein (FOI) der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg unternimmt der Heilstollen weitere Anstrengungen, die Radontherapie auf Zuverlässigkeit und Gültigkeit zu überprüfen. So untersuchte das FOI vor Kurzem die Wirkung der Therapie bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Ergebnis: die Radonwärmetherapie wirkt sich positiv auf die Knochendichte bei Morbus Bechterew-Patienten aus.
Andere Studien unterstreichen, dass sich auch Druckschmerzen, Schmerzintensität, funktionelle Einschränkungen und Medikamentenverbrauch bei Morbus Bechterew Patienten reduzieren. Dieser Effekt hält meist über Monate an. Heute stellt der Gasteiner Heilstollen das weltweit größte Therapiezentrum für die Behandlung von Morbus Bechterew dar. Auch bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, des Bewegungsapparates, der Atemwege und der Haut zeigt die Radonwärmetherapie gute Behandlungsergebnisse.
Terminhinweis:
Nacht der offenen Tür im Gasteiner Heilstollen
am 1. Juni 2012 von 16.00 – 24.00 Uhr, der Eintritt ist frei
Nähere Informationen unter www.gasteiner-heilstollen.com.
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