Frühe rheumatoide Arthritis – wann muss die Therapie beginnen?
Seit längerem schon spricht man bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis vom „window of opportunity“, also einem Zeitfenster, in dem die Behandlung beginnen sollte, um den größtmöglichen Therapieerfolg zu erreichen.
Zur Bestimmung dieses Zeitfensters muss das genaue Datum der ersten Symptome bekannt sein. Dies stellt sich immer wieder als schwierig heraus, da viele Patienten nicht sofort in einer rheumatologischen Fachklinik oder –praxis behandelt werden, sondern sich in der Regel erst bei ihrem Hausarzt mit den Symptome vorstellen und dann möglicherweise durch Fehldiagnosen eine frühzeitige Therapie versäumt wird.
Um sich diesem Problem anzunähern, wurden in einer Untersuchung 186 Patienten mit seropositiver rheumatoider Arthritis zum Datum der erstmalig auftretenden Symptome befragt. Dazu wurden die Angaben beim Erstbesuch mit denen einer Befragung nach 6 Monaten verglichen.
Die in die Studie eingeschlossenen Patienten hatten eine durchschnittliche Krankheitsdauer von ca. 6 Monaten, der Rheumafaktor betrug im Mittel etwa 414. Die Zahl der geschwollenen Gelenke lag bei etwa 21 und die schmerzenden Gelenke wurden mit durchschnittlich 24 angegeben.
Den Patienten wurden 5 Jahre lang alle 6 Monate Fragebögen zugeschickt, die sie selbständig beantworten sollten. Eine der Fragen bezog sich auf das Datum des Krankheitsausbruchs, das so genau wie möglich benannt werden sollte. Diese Daten wurden dann mit den Angaben der Erstbefragung verglichen.
Dreizehn Monate nach Ausbruch der RA (und etwa 6 Monate nach Aufnahme in die Studie) nannten noch 61% der Patienten das gleiche Datum wie in der Erstbefragung. Nach 31 Monaten lag die Übereinstimmung der Daten nur noch bei 39% und sank auf 25% nach 70 Monaten.
Während die Zahl der Patienten, die die Zeitdauer ihrer RA zu lang angaben, etwa bei 20% stagnierte, war bei der Zahl der Patienten, die eher eine zu kurze Zeitspanne nannten, eine Steigerung des Anteils von 23% nach 13 Monaten über 39% nach 31 Monaten bis zu 50% nach 56 Monaten fest zu stellen. Patienten mit besonders langer Krankheitsdauer, geringer Krankheitsaktivität und starker Schmerzintensität neigten zu besonders hoher Abweichung bei den Daten.
Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass im Verlauf von 5 Jahren die zeitlichen Angaben der Patienten über den Beginn ihrer RA immer ungenauer werden . Diese Abweichungen müssen berücksichtigt werden, um die Symptome des Patienten richtig zu interpretieren und das „window of opportunity“ optimal ausnutzen zu können.
Literatur
Amjadi-Begvand S, Khanna D, Park GS, Bulpitt KJ, Wong WK, Paulus HE., Dating the "window of therapeutic opportunity" in early rheumatoid arthritis: accuracy of patient recall of arthritis symptom onset. Division of Rheumatology, UCLA School of Medicine, Los Angeles, California, USA.
J Rheumatol. 2004 Sep;31(9):1686-92