Früher Nachweis erosiver Veränderungen bei rheumatoider Arthritis mit Hilfe der Kernspintomographie
Mit der Kernspin-Tomographie lassen sich bei einer rheumatoiden Arthritis erste Zeichen einer entzündlichen Zerstörung von Knorpel und Knochen am Handgelenk sehr viel früher erfassen als mit dem konventionellen, normalen Röntgenbild. Bei Aufnahmen der Füße ist die Situation möglicherweise anders.
Der radiologische Nachweis neuer erosiver Veränderungen am Handgelenk von Patienten mit rheumatoider Arthritis (chronischer Polyarthritis) gelingt mit Hilfe der Kernspintomographie ( MRT) im Mittel zwei Jahre früher als mit der konventionellen, normalen Röntgendarstellung. Eine andere Studie findet im Bereich des Vorfußes keinen Vorteil der Kernspin-Tomographie gegenüber dem normalen Röntgenbild.
Im Rahmen einer 5-Jahres Follow-Up-Studie verglich die Arbeitsgruppe um M. Ostergaard (Universitätsklinik Kopenhagen) bei 10 Patienten mit rheumatoider Arthritis die frühe Darstellbarkeit neuer Erosionen, d.h. entzündlich bedingter Veränderungen am Knochen, am Handgelenk ( Handwurzelknochen, Mittelhandknochen, Elle und Speiche) durch die Kernspin-Tomographie mit der konventionellen Röntgenuntersuchung.
Neun Knochen wiesen bereits zu Beginn der Untersuchung erosive Veränderungen auf. 27 Knochen entwickelten im Verlauf des Beobachtungszeitraumes Erosionen. Davon ließen sich die Erosionen bei 21 Knochen im MRT 1-5 Jahre früher nachweisen als in der konventionellen Röntgenuntersuchung.
3 Erosionen kamen zeitgleich zur Darstellung, 2 wurden im MRT 1-2 Jahre nach der normalen Röntgenuntersuchung sichtbar und 1 Erosion kam im MRT gar nicht zur Darstellung. Insgesamt gelang der Nachweis erosiver Veränderungen durch die MRT im Durchschnitt mindestens 1Jahr früher als im konventionellen Röntgenbild.
Es zeigte sich weiterhin, dass Patienten mit Nachweis früher erosiver Veränderungen im MRT ein signifikant erhöhtes Risiko tragen, im Verlauf konventionell darstellbare Erosionen zu entwickeln, sodass die MRT prognostischem Wert bezüglich des langfristigen radiologischen Outcomes besitzt.
Kommentar:
Die Studie zeigt zum einen, wie früh bei einer rheumatoiden Arthritis auftreten, und dass eine wirksame Therapie deshalb so früh wie möglich beginnen muß. Die Studie zeigt zum zweiten, dass ein „normales“ Röntgenbild nicht heißt, dass sich Arzt und Patient in Sicherheit wiegen können, und dass dies auf keinen Fall ein Argument gegen die Diagnose einer rheumatoiden Arthritis ist. Auf keinen Fall darf es auch ein Argument sein, eine notwendige krankheitsmodifizierende Therapie hinauszuschieben oder gar, sie überhaupt nicht für nötig zu halten.
Wenn man die Ergebnisse der Studie in der Praxis ernst nimmt, müssten nun eigentlich alle Patienten mit einer beginnenden rheumatoiden Arthritis, die im konventionellen Röntgenbild „unauffällige“ Befunde haben, mit der Kernspintomographie untersucht werden. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, dass dies unter den derzeitigen finanziellen Einschränkungen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung in vielen Fällen eher nicht passieren wird. Die Kernspin-Untersuchung sollte allerdings auf jeden Fall in allen Fällen als Option im Auge behalten werden, bei denen Schwierigkeiten mit der Diagnose oder auch mit Therapieentscheidungen im individuellen Einzelfall bestehen.
Dr. med. Gabriele Moultrie / Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer
Keywords: Kernspintomographie (MRT, MNR) * konventionelles Röntgen * rheumatoide Arthritis * Erosionen * early arthritis * Früherkennung * Frühdiagnostik
Literatur
Ostergaard M, Hansen M, Stoltenberg M, Jensen KE, Szkudlarek M, Pedersen-Zbinden B,Lorenzen I.
Department of Rheumatology, Copenhagen University Hospital at Hvidovre, Denmark.
New radiographic bone erosions in the wrists of patients with rheumatoid arthritis are detectable with magnetic resonance imaging a median of two years earlier.
Arthritis Rheum. 2003 Aug; 48(8):2128-31