Forschungspreis für Arbeit zur Frühdiagnose des M. Bechterew
Der diesjährige Preis der Deutschen Vereinigung M. Bechterew geht an Prof. Dr. med. Joachim Sieper und Priv. Doz. Dr. med. Martin Rudwaleit vom Klinikum Benjamin Franklin der Charité in Berlin.
Schweinfurt / Göttingen, 19. Juli 2006 – Die Berliner Rheumatologen Prof. Dr. med. Joachim Sieper und Priv. Doz. Dr. med. Martin Rudwaleit vom Klinikum Benjamin Franklin der Charité wurden mit dem diesjährigen Forschungspreis der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e.V. (DVMB) ausgezeichnet. Die preisgekrönte Arbeit mit dem Titel: „Rationale Frühdiagnostik der ankylosierenden Spondylitis (Morbus Bechterew) und Strategien zur Früherkennung“ liefert einen wichtigen Beitrag zur Früherkennung des M. Bechterew.
Der Preis wurde am 15. Juli in Göttingen von Prof. Dr. Ernst Feldtkeller, Vorsitzender der Jury, und Herrn Franz Gadenz, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew, im Rahmen der Delegiertenversammlung der DVMB übergeben. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro hat in diesem Jahr Abbott Immunology gestiftet.
Die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. würdigt mit der Verleihung des Forschungspreises 2006 zugleich die umfangreichen weiteren Aktivitäten beider Wissenschaftler auf dem Gebiet der ankylosierenden Spondylitis und der anderen Spondyloarthritiden.
In der ausgezeichneten Arbeit fassen beiden Wissenschaftler ihre richtungweisenden Vorschläge zur Früherkennung der ankylosierenden Spondylitis (AS) zusammen. Da die Diagnostik einer AS besonders im Frühstadium schwierig ist, vergehen im Mittel ca. 5-9 Jahre bis zur Diagnosestellung. Während dieser Zeit kommt es aber bei vielen Patienten bereits zu unumkehrbaren Schädigungen der Wirbelsäule. Um diese Situation zu verbessern, haben die Preisträger eine Hilfestellung für die erstbehandelnden Ärzte, insbesondere auch die Hausärzte, entwickelt, mit dem der Anfangsverdacht auf einen M. Bechterew weiter abgesichert und die Überweisung zum Rheumatologen gezielt gesteuert werden kann.
Verfahren zur Früherkennung des Morbus Bechterew
Das vorgeschlagene diagnostische Verfahren geht vom Hauptsymptom der ankylosierenden Spondylitis aus, nämlich dem Rückenschmerz vom entzündlichen Typ. Er ist durch den nächtlichen Rückenschmerz und den tiefsitzenden Kreuzschmerz in den frühen Morgenstunden gekennzeichnet; in der Regel besteht auch eine ausgeprägte Morgensteifigkeit. Zusätzlich werden nun weitere Symptome und Befunde abgefragt bzw. ermittelt, die die Diagnosewahrscheinlichkeit einer ankylosierenden Spondylitis erhöhen. Dazu gehören Manifestationen außerhalb der Wirbelsäule wie beispielsweise eine Regenbogenhautentzündung (vordere Uveitis / Iritis), das Auftreten eines M. Bechterew in der engeren Verwandschaft oder auch Hinweise auf eine Entzündung der Kreuz-Darmbein-Gelenke im Röntgenbild oder in der Kernspin-Tomographie. Für jedes mögliche Ergebnis dieser Untersuchungen errechneten die Preisträger eine Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Morbus Bechterew aus. In der Summe aller Daten kann dann aus diesen einzelnen Ergebnissen eine Gesamtwahrscheinlichkeit berechnet werden.
Mit diesem Verfahren wird den Ärzten ein Instrument zur Verfügung gestellt, mit dem sie nach einem standardisierten Vorgehen den Verdacht auf eine AS erhärten bzw. entkräften können. Beträgt die Gesamtwahrscheinlichkeit nach Auswertung aller Teiluntersuchungen über 90%, ist vom Vorliegen einer ankylosierenden Spondylitis auszugehen, und es sollten geeignete Therapiemaßnahmen ergriffen werden.
Die Preisträger:
Prof. Dr. med. Joachim Sieper ist seit dem Jahr 2000 Leiter der Rheumatolgie am Klinikum Benjamin Franklin der Charité – Universitätsmedizin Berlin. In einer weiteren Funktion ist seit 1991 Vorsitzender des regionalen Rheumazentrums Berlin. Nach dem Medizinstudium arbeitete er als Arzt an verschiedenen Berliner Krankenhäusern. Im Jahr 2000 wurde er mit dem angesehenen Carol-Nachman-Preis der Stadt Wiesbaden und der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie für seine Arbeiten über die Rolle von Zytokinen bei der Entstehung entzündlicher Wirbelsäulen- und Gelenkerkrankungen ausgezeichnet. 2003 erhielt er den EULAR-Forschungspreis für seine Studien zur Behandlung von Morbus Bechterew mit TNF-alpha-Blockern.
Priv. Doz. Dr.med. Martin Rudwaleit ist seit seinem Medizinstudium in Marburg und München ebenfalls in der Abteilung Rheumatologie am Klinikum Benjamin Franklin tätig. Von 1993 bis 1995 hielt er sich mit Stipendien des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes zu Forschungsaufenthalten in Oxford auf. 2003 habilitierte er über Immungenetik und Zytokine bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Dr. Rudwaleit ist Sprecher des Bereichs Spondyloarthritis im Kompetenznetz Rheuma, das durch das Forschungsministerium gefördert wird, und in diesem Bereich Koordinator des Projekts „Inzeptionskohorte für Spondyloarthritiden“, das sich mit
Frühformen der entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen befasst.
Der Forschungspreis der Deutschen Vereinigung M. Bechterew (DVMB)
Der Forschungspreis der DVMB wird seit 1991 in unregelmäßigen Abständen vergeben. Über die Preisvergabe entscheidet ein Kuratorium aus kompetenten Wissenschaftlern, das von der DVMB berufen wird. In diesem Jahr bestand die Jury aus Prof. Dr. Ernst Feldtkeller (München), Dr. Heinrich Böhm (Bad Berka), Prof. Dr. Ernst-Martin Lemmel (Baden-Baden), Prof. Dr. Elisabeth Märker-Hermann (Wiesbaden), Prof. Dr. Edward Senn (Luzern), Priv.Doz. Dr. Stephan Thurau (München) und Alexander Würfel (Abbott Immunology, Wiesbaden).
Quelle:
Pressemitteilung der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e.V.
Weitere Informationen:
Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.
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