Folinsäure, nicht aber Folsäure vermindert die Wirksamkeit von Methotrexat
Eine aktuelle Studie mit wichtigen praktischen Konsequenzen für die Therapie mit Methotrexat (Mtx) und die Frage der Folsäure-Substitution. Der Hintergrund: Die Konzentration von AICA (5-Aminoimidazol-4-Carboxymid) im Urin spiegelt die Wirksamkeit einer Methotrexat-Therapie wieder. Das Ergebnis von Messungen bei Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis: Während die Gabe von Folinsäure den AICA-Spiegel senkt, hat Folsäure keinen Einfluß auf die AICA-Konzentration im Urin. Die zusätzliche Gabe von Folsäure zu einer Mtx-Therapie sollte danach die Wirksamkeit dieser Behandlung nicht beeinträchtigen, wohl aber die Substitution mit Folinsäure.
Die Gabe von Folsäure- oder Folinsäurepräparaten zu einer laufenden Therapie mit Methotrexat (Mtx) senkt das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen, geht aber auch mit einem Verlust der Methotrexat-Wirksamkeit einher. Wer, wann und wieviel Folsäure oder Folinsäure während einer Methotrexat-Therapie erhält, wird von den Experten unterschiedlich gehandhabt.
Amerikanische Wissenschaftler untersuchten, wie sich die zu einer Methotrexat-Therapie verabreichte Folsäure- und Folinsäure-Gabe auf zwei Marker im Urin von Patienten mit rheumatoider Arthritis auswirkt. Sie untersuchten zum einen die 5-Aminoimidazol-4-Carboxymid (AICA)-Konzentration und zum anderen die Adenosin-Konzentration im Urin der Patienten. Beide Produkte entstehen durch die Methotrexat-Wirkung im Bereich bestimmter Zelleiweiße (Purine).
40 RA-Patienten wurden 6 Wochen lang mit Methotrexat behandelt. In der siebten Woche erhielten sie zusätzlich einmal täglich entweder Folsäure oder Folinsäure. Im 24 Stunden Urin wurde sowohl die AICA-Konzentration als auch die Adenosinausscheidung gemessen.
Nach 6 Wochen Methotrexat waren die Spiegel von AICA im Vergleich zu den Ausgangswerten erhöht, während die Adenosinkonzentration unverändert blieb. Durch die zusätzliche Gabe von Folinsäure normalisierten sich die AICA-Werte im Urin wieder. Die Gabe von Folsäure beeinflußte den AICA-Spiegel nicht. Hohe AICA-Spiegel waren in der Regel mit einer reduzierten Krankheitsaktivität verknüpft.
Die Wirkung von Methotrexat auf den Purinstoffwechsel spiegelt sich in der AICA-Konzentration im Urin wieder. Da die AICA-Konzentration unter Folinsäure gesenkt wird, kann man rückschließen, dass eine Folinsäure-Therapie zu einer Abschwächung der Methotrexat-Wirkung führt. Folsäure scheint hingegen diesbezüglich keinen Einfluß auf die Methotrexat-Wirkung auszuüben und ist daher als Zusatzmedikament besser geeignet.
Literatur:
Morgan SL, Oster RA, Lee JY, Alarcon GS, Baggott JE. University of Alabama at Birmingham, 35294-1270, USA. The effect of folic acid and folinic acid supplements on purine metabolism in methotrexate-treated rheumatoid arthritis.
Arthritis Rheum. 2004 Oct;50(10):3104-11.