Fingerlängenquotient als Biomarker für Arthrose und chronische Knieschmerzen
Wissenschaftler vom Erasmus Medical Center Rotterdam in den Niederlanden zeigen in einer aktuellen Studie, dass eine Assoziation zwischen dem Fingerlängenquotienten Typ 3 und einer symptomatischen Kniearthrose, chronischen Knieschmerzen und einer Arthrose der Hände besteht. Die Autoren sind daher der Ansicht, dass das Längenverhältnis zwischen Zeige- und Ringfinger als leicht zu messender Biomarker dienen kann, um Personen mit einem Risiko für diese Erkrankungen zu identifizieren.
Das Längenverhältnis von Zeigefinger zu Ringfinger (2D:4D) unterliegt dem Einfluss von Androgenen (z. B. Testosteron) im Uterus. Während bei Frauen der Zeigefinger (Finger 2) im allgemeinen gleich lang ist wie der Ringfinger (4D), ist der Zeigefinger bei Männern meist kürzer. Bei Frauen liegt der 2D:4D-Wert in der Regel bei 1, bei Männern bewegt er sich im Schnitt um 0,96. Ein niedrigerer Quotient aus 2D:4D weist auf größere pränatale Einwirkungen von Androgenen hin.
Der Typ 3 (Ringfinger länger als der Zeigefinger) ist wiederholt als Biomarker für körperliche und psychische, geschlechtsspezifische Merkmale untersucht worden. Von der Arthrose und chronischen Knieschmerzen ist bekannt, dass sie in Abhängigkeit vom Geschlecht unterschiedlich auftreten und verlaufen.
Wissenschaftler vom Erasmus Medical Center Rotterdam in den Niederlanden haben daher den Zusammenhang zwischen Fingerlängenquotient und diesen Erkrankungen an einer großen Patientenkohorte analysiert.
Diese Untersuchung ist Teil der Rotterdam-Studie, einer prospektiven bevölkerungs-basierten Kohortenstudie.
Die Rotterdam-Studie ist 1990 in Ommoord begonnen worden, einem Vorort von Rotterdam mit 10.994 Männern und Frauen, die älter als 55 Jahre waren. Ziel ist, zu erfahren, wie häufig chronische Erkrankung bei älteren Menschen sind, neu auftreten und welche Risikofaktoren es gibt.
Für die aktuelle Analyse zur Assoziation zwischen Fingerlängenquotienten und Arthrose bzw. chronischen Knieschmerzen wurden 4.784 Teilnehmer klinisch untersucht und Röntgenaufnahmen der Knie, Hüften und Hände ausgewertet.
Bei Patienten mit Typ3 des Fingerlängenquotienten und einer Arthrose der Hand wurde eine Odds Ratio von 1,64 errechnet. Kein Zusammenhang bestand hingegen bei der radiologisch diagnostizierten Knie- oder Hüftarthrose.
In der Metaanalyse früherer Publikationen und diesen neuen Daten stellt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer Kniearthrose und dem Fingerlängenquotienten Typ 3 heraus, wenn die Gelenkerkrankungen Symptome verursachte, nicht jedoch, wenn nur ein radiologischer Befund bestand.
Außerdem beobachteten die Wissenschaftler, dass Patienten der Rotterdam-Studie 40 % häufiger über Schmerzen an verschiedenen Gelenken berichteten, wenn ein Fingerlängenquotient Typ 3 vorlag.
Fazit:
Diese Studie zeigt, dass eine Assoziation zwischen dem Fingerlängenquotienten Typ 3 und einer Beschwerden verursachenden Kniearthrose, chronischen Knieschmerzen und einer Arthrose der Hand besteht. Die Autoren sind daher der Ansicht, dass das Längenverhältnis zwischen Zeige- und Ringfinger als leicht zu messender Biomarker dienen kann, um Personen mit einem Risiko für diese Erkrankungen zu identifizieren.
Literatur und Links
Finger length pattern as a biomarker for osteoarthritis and chronic joint pain: The Rotterdam Study and meta-analysis after systematic review
Marjolein de Kruijf MD1,4, Hanneke J.M. Kerkhof MD, PhD1, Marjolein J. Peters MSc1, Prof. Sita Bierma-Zeinstra MD, PhD2,3, Prof. Albert Hofman MD, PhD5, Prof. Andre G. Uitterlinden PhD1,5, Prof. Frank J.P.M. Huijgen MD, PhD4 and Joyce B.J. van Meurs PhD1
Arthritis Care & Research DOI: 10.1002/acr.22320
Accepted Article (Accepted, unedited articles published online and citable. The final edited and typeset version of record will appear in future.)
Abstract
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