Fibromyalgie: Therapie von Schmerz und Depression trennen
Menschen mit chronischen Schmerzen leiden häufig unter begleitenden Depressionen. Noch nicht umfassend geklärt ist der Einfluss der Depressionssymptome auf das Schmerzempfinden und es wurde immer wieder darüber diskutiert, ob Schmerzen und Depressionen eine gemeinsame Ursache haben könnten.
Um weitere Klarheit in diese Fragestellung zu bringen, untersuchten Wissenschaftler der Universität von Ann Arbor in Michigan und der Uni Köln unter der Leitung von Daniel J. Clauw 53 Fibromyalgie-Patienten (33 Frauen, 20 Männer) und 42 gesunde Kontrollpersonen.
Durch Druck einer Gummisonde auf den Daumennagel von Patienten und Kontrollpersonen wurde ein Schmerzreiz gesetzt und die individuelle Schmerzempfindlichkeit mit Hilfe der Magnetresonanztomographie bewertet. Das Ergebnis dieses Schmerztests wurde dann mit dem Vorhandensein und dem Ausmaß von Depressionssymptomen bei den Fibromyalgie-Patienten verglichen.
Patienten mit Fibromyalgie reagierten wesentlich früher als gesunde Personen mit Schmerzgefühl und einer damit verbundenen Aktivierung der entsprechenden Hirnregionen auf den Druck der Sonde. Dies war unabhängig sowohl vom grundsätzlichen Vorhandensein als auch vom Ausmaß depressiver Symptome bei den Patienten.
Ein Standbein zur Behandlung einer Fibromyalgie ist der Einsatz von Antidepressiva (z.B. Amitriptylin, das auch eine gewisse schmerzlindernde Wirkung hat) und bisher galt häufig die Annahme, dass sich mit dem Rückgang der Depression auch die Schmerzen verringern müssten. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen aber, dass die generelle Reaktion auf Schmerzreize nicht beeinflusst wird, eine Behandlung der Schmerzen also unabhängig von der Depressionstherapie erfolgen muss.
Patienten, die nur mit Antidepressiva behandelt werden, haben in der Regel die gleichen Schmerzen wie vorher, nur macht ihnen das möglicherweise nicht mehr so zu schaffen, wenn die stimmungsaufhellende Komponente des Antidepressivums ihre Wirkung entfaltet. Zudem wirken diese Mittel schlafanstoßend, so dass die häufige Schlaflosigkeit dieser Patienten gebessert wird.
Literatur
Daniel J. Clauw et al, University of Michigan, Ann Arbor. The relationship between depression, clinical pain and experimental pain in a chronic pain cohort. Arthritis & Rheumatism, Volume 52, Issue 5, Pages 1577 - 1584