Etanercept bei weiteren Subformen der Juvenilen Idiopathischen Arthritis wirksam
Eine internationale Arbeitsgruppe um Professor Gerd Horneff, St.Augustin, präsentierte auf dem 13. Annual Congress of the European League Against Rheumatism (EULAR) in Berlin aktuelle Ergebnisse der CLIPPER-Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von Etanercept (Enbrel®) bei unterschiedlichen Subtypen der Juvenilen Idiopathischen Arthritis (JIA). Die ersten Ergebnisse nach einer zwölfwöchigen Studienphase zeigen, dass auch Kinder und Jugendliche mit diesen Subformen deutliche Ansprechraten im pädiatrischen ACR30 (American College ofRheumatology) erzielen und von einer Therapie mit Etanercept profitieren können.
Verschiedene klinische Studien [2, 3] sowie Registerdaten [4, 5] belegen die Wirksamkeit und Sicherheit von Etanercept bei Kindern und Jugendlichen mit polyartikulärer JIA. Zum Einsatz von Etanercept bei weiteren Subtypen der JIA wie der erweiterten Oligoarthritis (extended Oligoarthritis, eOA), der Enthesitis-assoziierten Arthritis (enthesitis-related arthritis, EAA) oder zur Behandlung der Psoriasis-Arthritis (PsA) gab es bislang wenige Untersuchungen.
CLIPPER-Studie: Daten und Hintergründe
Für die CLIPPER-Studie wurden 127 Kinder und Jugendliche im Alter von zwei bis 17 Jahren untersucht. Die Kinder mit Enthesitis-assoziierter Arthritis oder PsA waren zwölf bis 17 Jahre alt. Die JIA-Subtypen waren bei den Studienteilnehmern entsprechend der ILAR-Kriterien (International League of Associations for Rheumatology) klassifiziert worden [1].
Im Verlauf der Multicenter-Phase-III-Studie erhielten die Teilnehmer für mindestens zwölf Wochen eine Therapie mit Etanercept. Kinder mit eOA oder PsA hatten zuvor auf DMARDs, Kinder mit Enthesitis-assoziierter Arthritis auf DMARDs oder nicht-steroidale Antirheumatika nur unzureichend angesprochen oder sie zeigten eine entsprechende Unverträglichkeit.
Die Patienten erhielten im Verlauf der Studie Etanercept in einer Dosierung von 0,8 mg/kg Körpergewicht einmal wöchentlich. Eine Begleittherapie mit einem weiteren Arzneimittel (Methotrexat, Hydroxychloroquin, Chloroquin oder Sulfasalazin) war bei stabiler Dosierung für mehr als acht Wochen vor dem ersten Termin erlaubt. Im Durchschnitt waren die jungen Patienten seit 26,8 Monaten (SD 26,4) erkrankt.
Als primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten festgelegt worden, der den Ped ACR30 in der zwölften Woche erreichte. Um die klinische Wirksamkeit zu evaluieren, verglichen die Autoren der Studie die Ped ACR30-Ansprechraten mit historischen Daten mithilfe einer logistische Regressionsanalyse. Dazu wurden zum einen Placebo-kontrollierte Daten nach zwölf Wochen einer Metaanalyse mit JIA-Studien [6] sowie Daten einer Studie an Patienten mit juveniler Spondylarthropathie [7] herangezogen. Diese Daten wurden mit den historische Daten nach zwölf Wochen aus einer Studie an Patienten mit polyartikulärer juveniler Arthritis, die Etanercept (0,4 mg/kg zweimal wöchentlich) erhalten hatten, verglichen.
Ein sekundärer Endpunkt war der Anteil der Studienteilnehmer, die den Ped ACR50/70/90/100 erreichten oder die Kriterien einer „inaktiven Erkrankung“ erfüllten [9]. Der Unterschied zur Ausgangsuntersuchung in der Woche zwölf in den Kernkomponenten des Ped ACR war ein weiterer sekundärer Endpunkt der Studie.
In den Daten zur Sicherheit wurden Nebenwirkungen und schwerwiegende Nebenwirkungen im gesamten Verlauf der Studie registriert. Darüber hinaus wurden Serumproben auf anti-Etanercept-, neutralisierende Antikörper hin untersucht.
Ein Großteil der Patienten sprach auf die Therapie mit Etanercept an:
In der zwölften Woche hatten 88,6 % (95 % Konfidenzintervall (CI):81,6 – 93,6) der Kinder insgesamt einen Ped ACR30 erzielt [1]. Dabei erwies sich Etanercept in Bezug auf den Ped ACR30 bei allen Subtypen gegenüber den historischen, placebokontrollierten Daten [6,7] als signifikant überlegen. Von den 127 Teilnehmern der Intention-to-Treat-Gruppe, die mindestens eine Dosis Etanercept erhalten hatten, brachen vier (3,1 %) die Teilnahme aufgrund von Nebenwirkungen ab.
In der Woche zwölf erreichte ein überwiegender Teil der Kinder auch die anderen Endpunkte oder den Status einer inaktiven Erkrankung: Ped ACR50 81,1 % (73,1 – 87,7), Ped ACR70 61,5 % (52,2 – 70,1), Ped ACR 90 29,8 % (21,8 – 38,7) und Ped ACR100 23,0 % (15,8 – 31,4). Dabei konnte in der zwölften Woche für jede einzelne Kernkomponente des Ped ACR eine deutliche Abweichung vom Ausgangswert dokumentiert werden [1].
Die Daten zur Sicherheit bestätigen, dass Etanercept bei Kindern und Jugendlichen gut vertragen wird. Es kam im Verlauf der Studie zu keinen unerwarteten Sicherheitsproblemen.
Diese ersten Ergebnisse der CLIPPER-Studie zu den Ped ACRAnsprechraten bestätigen nun auch die Wirksamkeit von Etanercept in den JIA-Subformen: erweiterte Oligoarthritis, Enthesitis-assoziierte Arthritis und Psoriasis-Arthritis, siehe Tabelle 1.
Darüber hinaus erwies sich das Immunogenitätsprofil gemäß der Schlussfolgerung der Studienautoren als vorteilhaft und es steht im Einklang mit Ergebnissen anderer Untersuchungen bei Kindern und Erwachsenen [1].
Etanercept: Individuelle Dosierung für jede Gewichtsklasse
Etanercept hat im vergangenen Jahr die Zulassungserweiterung für die Therapie von Kindern mit polyartikulärer JIA ab zwei Jahren und mit Juveniler Plaque-Psoriasis (JPP) ab sechs Jahren erhalten. Zwischenzeitlich hat Pfizer die Darreichungsformen für Etanercept an die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen angepasst: Mit der 10-mg- und 25-mg-Durchstechflasche zur Herstellung einer Injektionslösung, den 25-mg- und 50-mg-Fertigspritzen sowie dem 50-mg-Fertigpen (MYCLIC®) für Jugendliche ab 62,5 kg gibt es für jede Gewichtsklasse die geeignete Darreichungsform.
Quellen:
1 [EULAR 2012] [FRI0326] EFFECTIVENESS AND SAFETY OF ETANERCEPT IN
PAEDIATRIC SUBJECTS WITH EXTENDED OLIGOARTICULAR JUVENILE
IDIOPATHIC ARTHRITIS, ENTHESITIS-RELATED ARTHRITIS, OR
PSORIATIC ARTHRITIS: THE CLIPPER STUDY
G. Horneff1, N. Ruperto2, R. Burgos-Vargas3, V. Panaviene4, D. Alvarez5, C.
Zang5, J. Wajdula5, D. Woodworth5, B. Vlahos5, A. Martini2, on behalf of the
Paediatric Rheumatology International Trials Organisation (PRINTO)
1Asklepios Clinic, Sankt Augustin, Germany; 2G. Gaslini Research Institute,
Genoa, Italy; 3Hospital General de Mexico, Mexico City, Mexico; 4Vilnius
University, Vilnius, Lithuania; 5Pfizer Inc., Collegeville, PA, United States
Abstract
2 Etanercept in Children with Polyarticular Juvenile Rheumatoid Arthritis
Daniel J. Lovell, M.D., M.P.H., Edward H. Giannini, M.Sc., Dr.P.H., Andreas Reiff,
M.D., Gail D. Cawkwell, M.D., Ph.D., Earl D. Silverman, M.D., James J. Nocton,
M.D., Leonard D. Stein, M.D., Abraham Gedalia, M.D., Norman T. Ilowite, M.D.,
Carol A. Wallace, M.D., James Whitmore, Ph.D., and Barbara K. Finck, M.D. for
the Pediatric Rheumatology Collaborative Study Group
N Engl J Med 2000; 342:763-769
Abstract
3 Safety and efficacy of up to eight years of continuous etanercept therapy in
patients with juvenile rheumatoid arthritis†
Daniel J. Lovell1,‡,*, Andreas Reiff2,6,‡, Norman T. Ilowite3,‡, Carol A
Wallace4,‡, Yun Chon5,‡, Shao-Lee Lin5,‡, Scott W. Baumgartner5,‡, Edward
H. Giannini1,‡ Arthritis Rheum 2008;58:1496-1504
Full Text
4 [2008] [OP-0062] COMPLETE CONTROL OF DISEASE ACTIVITY AND
REMISSION INDUCED BY TREATMENT WITH ETANERCEPT IN JUVENILE
IDIOPATHIC ARTHRITIS: DATA OF THE GERMAN REGISTRY ON 909 JIA
PATIENTSG. Horneff1, M.W. Eckert2, German Paediatric Rheumatology
Collaborative Study Group 1Paediatrics, Asklepios Clinics, Sankt Augustin;
2SIMW, Wegberg, Germany
Abstract
5 Horneff G. Biologics in Pediatric Rheumatology, ACR 2009
6 Ruperto N et al. Arthritis Rheum 2003;48:S90
7 Burgos-Vargas R et al. Ann Rheum Dis 2008;67 (suppl II):69
8 Cassidy JT et al. Arthritis Rheum 1986;29:274
9 Preliminary criteria for clinical remission for select categories of juvenile
idiopathic arthritis. Wallace CA, Ruperto N, Giannini E.
J Rheumatol 2004; 31:2290–2294
Abstract
Weitere Informationen zu Etanercept bei rheuma-online während der letzten 12 Monate:
Mittwoch, 20.06.2012
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