Risiko für Vorhofflimmern und die Einnahme von NSAR
In einer kürzlich publizierten Bevölkerungs-basierten Fall-Kontroll-Studie-Studie ist die Anwendung von NSAR und selektiven COX-2 Inhibitoren mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern oder –flattern verbunden. Gemäß diesen Ergebnissen sollten diese Arrhythmien dem kardiovaskulären Risikoprofil hinzugefügt und bei der Verschreibung von NSAR bedacht werden.
Nichsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Cyclooxygenase-2 (COX-2) Inhibitoren werden bei entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Mittlerweile ist erwiesen, dass die COX-2 Inhibitoren das kardiovaskuläre und das renale Risiko erhöhen.
Die Prävalenz für Vorhofflimmern und –flattern beträgt im Alter von 50-59 Jahren 0,5 Prozent und nimmt bei 80 bis 90jährigen auf 10 Prozent zu. Das Risiko, einen thromboembolischen Schlaganfall zu erleiden, wird durch Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz erhöht. NSAR wiederum können das Risiko für Vorhofflimmern durch ihre renalen Effekte erhöhen.
In dieser Bevölkerungs-basierten Fall-Kontroll-Studie [1] untersuchten Morten Schmidt und Kollegen in Dänemark, wieweit ein Zusammenhang zwischen der Verwendung von NSAR und dem Risiko für Vorhofflimmern und –flattern besteht.
In die Studie wurden 32.602 Patienten einbezogen, bei denen in Nord-Dänemark zwischen 1999 und 2008 Vorhofflimmern diagnostiziert worden war. Als Kontrolle dienten 325.918 nach Alter und Geschlecht passende Personen.
Im Vergleich zu den Kontrollpersonen war die aktuelle Einnahme nicht-selektiver NSAR mit einem adjustierten, auf 17 Prozent erhöhten Risiko verbunden, Phasen von Vorhofflimmern oder –flattern zu erleiden. Der derzeitige Gebrauch von COX-2 Inhibitoren war mit einem weiteren leicht höheren Risiko für die Herzrhythmusstörungen verbunden (27 Prozent).
Eine erste Anwendung von NSAR schien mit dem höchsten Risiko für Vorhofflimmern oder –flattern assoziiert zu sein. Bei den Personen, die in den der Studie vorangegangenen zwei Monaten ein NSAR oder einen COX-2 Hemmer erstmals eingenommen hatten, war das Risiko im Vergleich zur Kontrollgruppe statistisch signifikant auf 46 bzw. 71 Prozent erhöht.
“Es ist wichtig zu wissen, dass das absolute Risiko für Vorhofflimmern unter NSAR niedrig ist.“ sagte Morten Schmidt von der Universitätsklinik in Aarhaus, Dänemark in einem Interview mit heartwire.
„Die Anwendung von NSAR ist zwar mit einem erhöhten Risiko verbunden, aber das absolute Risiko ist gering. Wie bei jedem anderen Medikament sollte der Arzt bei der Verordnung von NSAR den Nutzen und die Risiken abzuwägen. Wir haben unter COX-2 Inhibitoren ein höheres relatives Risiko gesehen als unter den traditionellen NSAR. Für den Grund oder Mechanismus für diese Beobachtung haben wir allerdings jetzt noch keine Daten,“ sagte Schmidt.
In einem begleitenden Editorial [2] kommentierte Dr. Jerry Gurwitz (Universität der Massachusetts Medical School, Worchester): „Diese Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen für die Klinik und die Volksgesundheit, da diese Medikamente häufig – insbesondere bei älteren Personen - verordnet werden und die Prävalenz für Vorhofflimmern und –flattern mit steigendem Alter zunimmt.
Gurwitz bemerkt aber auch, dass die aktuelle Studie, in der die höchsten Risiken bei Erstanwendern liegen, andere Daten liefert als die Studie der UK-Datenbank, in der das höchste Risiko bei Langzeitanwendern lag.
In beiden Studien fehle ein konsistentes Dosis-Ansprechen, was den Zusammenhang noch schwächer aussehen lässt. Außerdem würden in Fall-Kontroll-Studien nicht gemessene, störende Faktoren, wie z. B. Adipositas nicht berücksichtigt.
„Was sollte der Arzt vor dem Hintergrund der aktuellen Ergebnisse also tun?“ wird in dem Leitartikel gefragt. „Mit der Ungewissheit, was den biologischen Mechanismus angeht, der Anfälligkeit von Fall-Kontroll-Studien für nicht gemessene Störfaktoren und den inkonsistenten Ergebnissen der beiden Studien erscheint eine vorsichtige Vorgehensweise bei der Umsetzung der Studienergebnisse in der Patientenversorgung berechtigt“ schließt Gurwitz aus den Daten.
Quelle: Medscape Pharmacist Education
From Heartwire CME
Use of NSAIDs Linked With Risk of Atrial Fibrillation or Flutter CME
NSAIDs and AF
News Author: Michael O'Riordan
CME Author: Désirée Lie, MD, MSEd
Literatur
1. Schmidt M, Christiansen, Mehnert F, et al. Nonsteroidal anti-inflammatory drug use and risk of atrial fibrillation or flutter: population-based case-control study. BMJ 2011; 343:d3450. DOI: 10.1136/bmj.d3450.
Abstract
2. Gurwitz JH. NSAIDs and atrial fibrillation. BMJ 2011; 343:d2495. DOI: 10.1136/bmj.d2495.
Auszug