Erhöhte Frakturrate unter Einnahme von Pioglitazon-haltigen Arzneimitteln
Nach Abstimmung mit der Europäischen Zulassungsbehörde EMEA und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM informiert der Hersteller über ein bisher nicht erklärbares Risiko, das bei der Langzeitbehandlung des Diabetes mellitus Typ II mit dieser Substanzgruppe beobachtet wurde. Das erhöhte Risiko betrifft offenbar nur Frauen.
Die neuen Sicherheitsdaten betreffen die Pioglitazon-haltigen
Arzneimittel ACTOS®-Tabletten (Pioglitazon), COMPETACT®-Tabletten (Pioglitazon und Metforminhydrochlorid) sowie TANDEMACT®-Tabletten (Pioglitazon und Glimepirid). Diese Arzneimittel werden zur Behandlung des Typ-2-Diabetes mellitus eingesetzt. Die vorliegenden Informationen können wie folgt zusammengefasst werden:
- In einer aktuellen Analyse klinischer Studiendaten wurde für Patientinnen unter Pioglitazon ein erhöhtes Frakturrisiko festgestellt verglichen mit Patientinnen, die eine Vergleichsmedikation (Plazebo oder ein anderes orales Antidiabetikum) erhielten.
- Eine Erklärung für diese Befunde liegt derzeit nicht vor, eine weitere
Evaluierung findet zurzeit statt. - Das Risiko für das Auftreten einer Fraktur sollte bei der Behandlung von
Patientinnen mit Typ-2-Diabetes mellitus berücksichtigt werden, die derzeit mit Pioglitazon behandelt werden, bzw. wenn der Beginn einer Therapie mit Pioglitazon in Betracht gezogen wird. - Bei Männern wurde kein erhöhtes Frakturrisiko festgestellt.
Die klinischen Studiendaten:
Aus klinischen Studien liegen Daten von mehr als 8.100 mit Pioglitazon behandelten Patienten und von über 7.400 Patienten vor, die mit Vergleichsmedikation behandelt wurden; dies entspricht einer Exposition von knapp 12.000 Patientenjahren pro Gruppe.
Frakturen wurden bei 2,6% der Frauen beobachtet, die Pioglitazon einnahmen, verglichen mit 1,7% bei Frauen, die mit einer Vergleichsmedikation behandelt wurden. Bei Männern wurde unter Therapie mit Pioglitazon keine erhöhte Frakturrate ermittelt, (1,3% bei Männern, die mit Pioglitazon behandelt wurden versus 1,5% bei Einnahme einer Vergleichsmedikation).
Die errechnete Fraktur-Inzidenz betrug 1,9 Frakturen pro 100 Patientenjahre bei den mit Pioglitazon behandelten Frauen und 1,1 Frakturen pro 100 Patientenjahre bei Frauen, die mit einer Vergleichsmedikation behandelt wurden. Daraus ergibt sich ein erhöhtes zusätzliches Frakturrisiko von 0,8 Frakturen pro 100 Patientenjahre bei Frauen unter Pioglitazon .
In der PROactive Studie, einer Langzeitstudie über 3,5 Jahre zur Untersuchung von kardiovaskulären Ereignissen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, traten Frakturen bei 44/870 (5,1%) der mit Pioglitazon behandelten Patientinnen auf, verglichen mit 23/905 (2,5%) bei Patientinnen, die mit einer Vergleichsmedikation behandelt wurden.
Bei der Langzeittherapie mit Pioglitazon sollte bei Frauen das Frakturrisiko berücksichtigt werden.
Eine Erklärung für diese Befunde liegt derzeit nicht vor. Der pharmazeutische Hersteller weist darauf hin, dass keine der Pioglitazon-Studien primär die Untersuchung der Wirkung auf den Knochen zum Ziel hatte oder dafür konzipiert war. Berichte über Frakturen wurden jedoch im Rahmen der Datenerhebung zu unerwünschten Ereignissen erfasst. Wegen der Beschränkung der derzeitigen Datenbasis können verschiedene bekannte Risikofaktoren als weitere Ursache für das häufigere Auftreten von Frakturen nicht ausgeschlossen werden. Eine weitere Evaluierung
der Daten findet derzeit statt.
Das Risiko für das Auftreten einer Fraktur sollte bei Patienten, insbesondere bei Frauen, berücksichtigt werden, wenn sie mit Pioglitazon behandelt werden oder behandelt werden sollen.
Quelle:
Sicherheitsinformation zu Pioglitazon-haltigen Arzneimitteln auf der Homepage des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte