Eine Schwangerschaft verläuft bei den meisten Lupus-Patientinnen komplikationslos
Diese große, prospektiven Studie trägt zur Beruhigung von Patientinnen mit stabilem Lupus bei, die eine Schwangerschaft erwägen. Zudem wird auf Parameter hingewiesen, die bei der Minderheit mit ungünstigem Schwangerschaftsverlauf Beachtung finden sollten.
Hintergrund
Es ist bekannt, dass Patientinnen, die an einem Lupus erythematodes erkrankt sind, Komplikationen während der Schwagerschaft befürchten. Wissenschaftler aus den USA und Kanada haben jetzt auf dem diesjährigen ACR-Kongress in Chicago die Ergebnisse einer großen, prospektiven, multizentrischen und multiethnischen Studie zum Verlauf von schwangerschaften bei SLE-Patientinnen vorgestellt. In der Studie wurden ungünstige Verläufe einer Schwangerschaft und die damit verbundenen klinischen und Laborvariablen untersucht, um Lupus-Patientinnen mit Kinderwunsch besser beraten zu können.
Patienten und Methode
In der PROMISSE Studie (Predictors of pRegnancy Outcome: BioMarkers In antiphospholipid antibody Syndrome and Systemic Lupus Erythematosus) wurden 333 schwangere Frauen, die im ersten Trimester mehr als vier ACR-SLE Kriterien erfüllten, jeden Schwangerschaftsmonat untersucht.
Ausschlusskriterien waren Mehrlingsschwangerschaften, eine Prednisontherapie mit mehr als 20 mg pro Tag, eine Proteinurie von mehr als einem Gramm pro 24 Stunden und/oder ein Kreatinin >1,2 mg/dl.
Als ungünstiger Schwangerschaftsverlauf wurde bezeichnet: fötaler/neonataler Tod, eine Geburt vor der 36. Woche aufgrund einer Plazentainsuffizienz, Bluthochdruck oder Präeklampsie und ein niedriges Gestationsalter von < 5. Perzentil.
Leichte/ moderate und schwere Schübe wurden nach dem SLEPDAI Index (SLE Pregnancy Disease Activity Index definiert. Bei diesem Index sind physiologische Veränderungen durch die Schwangerschaft ausgeschlossen. Die Komponenten des SELENA-SLEDAI Score wie auch Veränderungen klinischer Parameter und der Medikation sowie die Beurteilung durch den Arzt werdenbeibehalten.
Das Patientenkollektiv bestand aus 56,8 Prozent Kaukasierinnen, 19,8 Prozent Patientinnen mit schwarzer Hautfarbe, 10,2 Prozent Asiatinnen, 13,2 Prozent vermischte andere ethnische Zugehörigkeiten, davon hauptsächlich (16,0%) hispanisch-amerikanische Patientinnen.
Zu Studienbeginn waren 38 Prozent anti-dsDNA positiv, 60 Prozent der Patientinnen nahmen Hydroxychloroquin, 41 Prozent Prednison und 18 Prozent Azathioprin. Der mittlere SLEPDAI betrug 2,6±2,8.
Ergebnisse
Bei 63 Patientinnen (19%) traten Schwangerschaftskomplikationen auf: Bei 19 Patientinnen kam es zu einem fötalen/neonatalen Tod und bei jeweils 30 Patientinnen zu einer Geburt vor der 36. Woche bzw. wurde ein niedriges Gestationsalter festgestellt.
Die folgenden Parameter wurden in Zusammenhang mit einem ungünstigen Schwangerschaftsverlauf gesehen: SLEPDAI ≥4, hohe Titer für anti-Phospholipidantikörper > 40, höhere mediane Harnsäurespiegel (3.4±1.4 vs. 3.0±2.2 mg/dL), ein Ansteigen des SLEPDAI gegenüber den Basiswerten ≥3 nach 20 oder 32 Schwangerschaftswochen, wie auch eine Verschlechterung der Arztbewertung zur Krankheitsaktivität.
Keiner folgenden Parameter beeinflusste den Schwangerschaftsverlauf: hispanisch-amerikanische Herkunft, vor der Schwangerschaft bestehende Nierenbeteiligung oder eine Cyclophosphamid-Therapie oder bei Schwangerschaftsbeginn eine Proteinurie (≥2+ oder 500-1000mg/die), positive anti-dsDNA-Antikörper, initiale Komplement-(C3- oder C4) Spiegel, Therapie mit Hydroxychloroquin, Prednison oder Azathioprin.
Zehn Prozent der Patientinnen entwickelten eine Präeklampsie. Leichte/moderate Schüben wurden bei 10,2 Prozent der Patientinnen nach 20 Wochen und bei 7.8 Prozent nach 32 Wochen beobachtet. Schwere Schübe erlitten 2,1 Prozent der Patientinnen nach 20 Wochen und 2,4 Prozent nach 32 Wochen.
Bei den 15 Patientinnen mit schweren Schüben waren bei vier Patientinnen die Nieren betroffen. Ein Schub äußerte sich als Pleuritis, einer als Thrombozytopenie, einer als Myositis, einer als Perikarditis und zwei als Arthritiden. Ein Schub betraf das ZNS. Weder die initiale Komplement-(C3-oder C4) Spiegel noch positive anti-dsDNA Antikörper waren mit den Schüben assoziiert.
Schlussfogerung
Bei achtzig Prozent der Patientinnen verlief die Schwangerschaft komplikationslos. Ein ungünstiger Verlauf stand in Zusammenhang mit einer vermehrten Lupus-Aktivität während der Schwangerschaft, hohen anti-Phospholipidantikörper-Titern und höheren Harnsäurespiegeln zu Beginn der Schwangerschaft. Patientinnen, die bei Schwangerschaftsbeginn klinisch stabil waren, erlitten trotz postivir anti-dsDNA Antikörper selten einen Schub.
Diese großen, prospektiven Studie trägt zur Beruhigung von Patientinnen mit stabilem Lupus bei, die eine Schwangerschaft erwägen. Zudem wird auf Parameter hingewiesen, die bei der Minderheit mit ungünstigem Schwangerschaftsverlauf Beachtung finden sollten.
Literatur und Link
ACR 2011 – 1707 Favorable Prognosis in a Large, Prospective Multicenter Study of Lupus Pregnancies
Jill P. Buyon1, Lamya Garabet2, Mimi Kim3, Emily R. Reeves2, Marta M. Guerra2, Michael D. Lockshin4, Carl A. Laskin5, Ware Branch6, Lisa R. Sammaritano2, Michelle Petri7, Joan T. Merrill8, Allen D. Sawitzke9 and Jane E. Salmon10, 1New York University School of Medicine, New York, NY, 2Hospital for Special Surgery, New York, NY, 3Albert Einstein College of Medicine, Bronx, NY, 4Barbara Volcker Center for Women and Rheumatic Diseases: Hospital for Special Surgery, New York, NY, 5University of Toronto and LifeQuest Centre for Reproductive Medicine, Toronto, ON, 6Univ of Utah, Salt Lake City, UT, 7Johns Hopkins University School of Medicine, Baltimore, MD, 8Oklahoma Medical Research Foundation, Oklahoma City, OK, 9University of Utah Medical Ctr, Salt Lake City, UT, 10Hospital for Special Surgery, Weill Cornell Medical College, New York, NY
Abstract