Eindrucksvoll: EULAR 2008 in Paris
Am Wochenende endete der diesjährige europäische Rheumatologenkongreß (EULAR) in Paris. Ein erstes Resumeé: Der Fortschritt in der Rheumatologie ist ungebrochen. Remission als therapeutisches Ziel wird zunehmend greifbarer. Die biologische Revolution schreitet voran - die zweite Generation von biologischen Medikamenten etabliert sich als bedeutsame Option nach TNF-Versagen und sogar mögliche primäre Alternative.
EULAR 2008 in Paris: Als am zweiten Kongreßtag alle Toilettenanlagen im Kongreßzentrum ausfielen bzw. sich das sanitäre Angebot auf eine einzige, außerhalb des eigentlichen Tagungsbereichs liegende Toilette in der Ladenstraße des kapitalen Kongreßpalastes "Le Palais des Congrès de Paris" reduzierte, wurde man unwillkürlich an die (wahre oder bösartig in die Welt gesetzte?) Geschichte erinnert, nach der die Europa-Rakete Ariane mit einem milliardenschweren Satelliten an Bord nach Zünden der zweiten Stufe abstürzte, weil ein französischer Mechaniker einen Putzlappen in der Treibstoffleitung vergessen hatte. Glücklicherweise war diese kleine Unpäßlichkeit die einzige Schwäche eines hervorragend organisierten und inhaltlich überwältigenden Kongresses.
Mehr als 14.000 Besucher, 279 Plenarvorträge, 1.546 Posterpräsentationen aus einer Auswahl von mehr als 3.400 Abstract-Einreichungen: Der EULAR-Kongreß ist jetzt schon das größte rheumatologische Ereignis in Europa und nicht nur von seiner Größe, sondern auch von seinem wissenschaftlichen Anspruch her gerade dabei, zum US-amerikanischen Rheumatologenkongreß des ACR (American College of Rheumatology) aufzuschließen.
Vom 11. bis 14. Juni wurde in Paris getagt. Das erste Resumeé aus der unüberschaubaren Vielzahl von Veranstaltungen und Präsentationen: Der Fortschritt in der Rheumatologie ist ungebrochen.
Eine Remission als therapeutisches Ziel wird bei den schweren rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis oder den Spondarthritiden zunehmend greifbarer. Dazu haben in erster Linie die neuen Medikamente, insbesondere die TNF-alpha-Blocker beigetragen. Wichtig sind aber auch Fortschritte bei der Frühdiagnostik und neue Versorgungskonzepte mit einer engmaschigen rheumatologischen Betreuung gerade bei schwerverlaufenden, prognostisch ungünstigen Krankheitsbildern.
Die biologische Revolution schreitet voran - die zweite Generation von biologischen Medikamenten etabliert sich als bedeutsame Option nach TNF-Versagen und sogar mögliche primäre Alternative. Damit enden heute die therapeutischen Möglichkeiten nicht mehr bei den TNF-alpha-Blockern. Wenn diese nicht oder nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden, stehen inzwischen mehrere Substanzen als wirksame Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung.
Neue Daten zu den zellbasierten Therapieformen mit Rituximab (B-Zell-gerichteter Ansatz) oder Abatacept (T-Zell-gerichteter Ansatz über die Co-Stimulationsbockade) zeigen die hohe Wirksamkeit und Verträglichkeit dieser Substanzen über mittlerweile bereits längere Behandlungszeiträume von bis zu 5 Jahren. Dies betrifft nicht nur die klinische Wirksamkeit, sondern auch die Hemmung der Röntgenprogression, d.h. das im Röntgenbild sichtbare Fortschreiten der entzündlich bedingten Gelenkzerstörung.
Als "new kid on the block" läuft sich Tozilicumab warm. Der IL-6-Antikörper greift in das Zytokin-Netzwerk ein und zeichnet sich nach den in Paris präsentierten Daten nicht nur durch eine hohe entzündungshemmende Wirkung aus, sondern auch durch einen schnellen Wirkungseintritt. Inzwischen fast schon eine Selbstverständlichkeit ist auch bei dieser Substanz eine nachweisliche Hemmung der Röntgenprogression.
Nicht vergessen werden sollten die bewährten "klassischen" krankheitsmodifizierenden Substanzen wie Methotrexat oder Leflunomid. Für die Praxis hier vielleicht am wichtigsten die Daten zur Kombinationstherapie von Methotrexat mit Leflunomid und die Einsatzmöglichkeiten von Leflunomid als Kombinationspartner mit anderen DMARDs einschließlich krankheitskontrollierender Substanzen wie TNF-alpha-Blockern in solchen Fällen, bei denen MTX nicht vertragen wird oder aus anderen Gründen nciht eingesetzt werden kann.
Wir werden in den nächsten Wochen die einzelnen Aspekte ausführlicher behandeln und über ausgewählte Vorträge, Präsentationen und Symposien berichten.