Effekt verschiedener Cox-2 Hemmer auf die Blutfette
Verschiedene Vertreter der Coxibe üben in Versuchssituationen im Reagenzglas unterschiedliche Effekte auf die Blutfette aus. Diese Unterschiede könnten eine mögliche Erklärung dafür liefern, dass manche Coxibe das Risiko für Herz- Kreislauferkankungen erhöhen, während sich andere diesbezüglich nicht negativ aus zu wirken scheinen.
Die sogenannten COX-2 Hemmer bilden die Gruppe der Coxibe. Mehrere Vertreter dieser Substanzgruppe sind bekannt. Während Rofecoxib (Handelsname:Vioxx) als ältestes Familienmitglied auf Grund eines erhöhten Risikos für das Auftreten von Herzinfarkten kürzlich vom Markt genommen wurde, bestehen für andere Coxibe wie das Celecoxib (Handelsname) größtenteils keine derartigen Bedenken.
Dr. Preston Mason vom Elucida Research Institut in Beverly berichtete von neuen Entdeckungen, die einen Einblick in die Wirkungsweise der Coxibe auf bestimmte Blutfette erlauben. Mason untersuchte den Einfluß verschiedener Coxibe auf die Oxidation des sogenannten LDL-Fettes (LDL= Low-density Lipoprotein). LDL ist bekannt als eines der Blutfette, die hauptverantwortlich für die Entwicklung von Gefäßverkalkungen (Atheriosklerose) sind. Besonders das oxidierte LDL spielt dabei die entscheidende Schlüsselrolle. Über komplizierte Mechanismen führt das oxidierte LDL zur Anlagerung von Zellen und anderen schädigenden Substanzen an die Gefäßwände.
Wie die Arbeitsgruppe aus Beverly durch Versuche im Reagenzglas (sogenannte `in vitro´ Versuche) entdeckte, fördern einige Vertreter der Coxibe die Oxidation von LDL. Diese Coxibe weisen sich chemisch durch eine Sulfon-Gruppe aus - zu ihnen zählen Rofecoxib-Vioxx und Etoricoxib-Arcoxia. Dieser oxidationsfördernde Effekt wurde weder bei anderen COX-2 Hemmern (ohne Sulfon-Gruppe) wie Celecoxib (Celebrex) und Valdecoxib (Bextra) noch bei herkömmlichen cortisonfreien Rheumamitteln (NSAR) beobachtet.
Die oxidationsfördernde Wirkung von Rofecoxib war abhängig von der Dosis. Dies ist von besonderem Interesse, da das Herzinfaktrisiko unter Rofecoxib auch mit der verabreichten Dosis des Medikamentes in Zusammenhang zu stehen scheint. Wie Mason auf einer Pressekonferenz bekannt gab, reagiert Rofecoxib auf Zellebene anders als Celecoxib oder andere NSAR. Ähnliche oxidationsfördernde Effekte auf das LDL, wie sie unter Rofecoxib auftreten, seien bei Rauchern, Diabetikern und bei Patienten mit frischem Herzinfarkt beobachtet worden. Demnach sei der negative Einfluß von Rofecoxib auf das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen nicht auf andere Coxibe wie zum Beispiel das Celecoxib übertragbar.
Andere Wissenschaftler wie Dr. David Pisetsky (Duke University, Durham, NC), äußern sich kritisch gegenüber Masons Aussagen. Laut Pisetsky seien Beobachtungen aus dem Reagenzglas über Wirkung und Nebenwirkungen von Medikamenten nicht unbedingt auf den Einsatz beim Menschen zu übertragen.
Trotz der unterschiedlichen Wirkungsweisen der verschiedenen Coxibe, sei die Hauptwirkung - nämlich eine Hemmung des Cyclo-Oxygenase 2 Enzyms - bei allen Vertretern dieser Substanzgruppe die gleiche. Alle Coxibe beeinflussen das Gleichgewicht zwischen Thromboxan und Prostacyclin und erhöhen dadurch das Risiko eines Blutgerinsels. Dies könnte dann ein erhöhtes Herzinfarktrisiko bei allen Coxibe bedeuten..
Letztendlich ist derzeit das letzte Wort über den Einfluß der einzelnen Cox-2 Hemmer auf das Gefäßsystem in der Expertenwelt noch nicht einheitlich gesprochen. Durch Rofecoxib sensibilisiert, wurde eine Reihe von Studien zu diesem Thema begonnen, die zu einer Klärung beitragen werden.
Literatur :
1. Walter MF, Jacob RF, Day CA et al. Sulfone COX-2 inhibitors increase susceptibility of human LDL and plasma to oxidative modification: comparison to sulfonamide COX-2 inhibitors and NSAIDs Atherosclerosis 2004:177: 235-243.