Editorial vom Dezember 2002
Traditionell blickt das Dezember-Editorial von rheuma-online auf die wichtigsten rheumatologischen Ereignisse des Jahres zurück und wagt zugleich auch schon einen ersten Ausblick auf das kommende Jahr. Davon wollen wir auch in diesem Jahr nicht abweichen. Was waren die rheumatologischen Highlights in 2002?
Traditionell blickt das Dezember-Editorial von rheuma-online auf die wichtigsten rheumatologischen Ereignisse des Jahres zurück und wagt zugleich auch schon einen ersten Ausblick auf das kommende Jahr. Davon wollen wir auch in diesem Jahr nicht abweichen.
Was waren die rheumatologischen Highlights in 2002?
Auch in diesem Jahr standen die Fortschritte bei der Therapie besonders der schweren rheumatischen Erkrankungen ganz im Vordergrund. Das Jahr begann mit guten Nachrichten für Patienten mit Psoriasis-Arthritis: In den USA wurde Etanercept (Enbrel) für diese Indikation zugelassen. Mit der Zulassung für die Therapie der Psoriasisarthritis wird in Deutschland allerdings erst im neuen Jahr zu rechnen sein.
Neue Studiendaten zeigten bei der Psoriasisarthritis auch eine gute Wirksamkeit von Leflunomid (Arava). Nach unseren Informationen ist hier der Stand der Dinge allerdings noch nicht so weit, dass für Arava bereits ein Antrag auf Zulassung für die Therapie der Psoriasisarthritis gestellt wurde. Möglicherweise wird es dazu aber bereits im Jahr 2003 kommen.
Ebenfalls Anfang 2002 erfolgte in den USA die Zulassungserweiterung für Enbrel, das jetzt bei schweren Verläufen von rheumatoider Arthritis (chronischer Polyarthritis) bereits sofort, d.h. ohne vorausgegangene Therapie mit Methotrexat (Mtx) eingesetzt werden darf.
Im März 2002 wurde Anakinra (Kineret) als erster biotechnologisch hergestellter Interleukin-1-Rezeptorantagonist (IL-1Ra) in Deutschland und Europa für die rheumatoide Arthritis zugelassen und steht seit dem 2. April 2002 in den Apotheken für die Therapie zur Verfügung. Mittlerweile verfügen wir zu Kineret schon über die ersten Therapieerfahrungen aus der Praxis mit Zeiträumen von 6 und z.T. sogar schon über 9 Monate.
Danach ist Kineret eine therapeutische Option bei schweren Fällen von rheumatoider Arthritis, die auf die traditionelle Therapie mit den üblichen krankheitsmodifizierenden Substanzen (DMARD´s) nicht ausreichend angesprochen haben. Erste Auswertungen der KREATIVE-Studie (siehe die rheuma-news vom 24. November 2002) zeigen dabei, dass es unter der Therapie mit Kineret zu teilweise exzellenten Ansprechraten kommt. Allerdings gibt es auch bei Kineret wie bei den anderen biologischen Medikamenten eine Gruppe von Patienten, die auf diese Therapie nur gering oder überhaupt nicht ansprechen.
Neue therapeutische Möglichkeiten bei diesen Patienten eröffnen sich möglicherweise mit einem ganz anderen Therapieprinzip, mit dem durch einen speziellen Antikörper die B-Zellen gehemmt werden. Die ersten Ergebnisse einer größeren klinischen Studie mit dem CD20-Antikörper Rituximab wurden auf dem ACR-Kongress in New Orleans im November 2002 vorgestellt. Wir werden in Kürze in den rheuma-news über diese Studie berichten.
Hoffnung gibt es auch für Patienten mit schwerem M. Bechterew: Die Therapie mit TNF-Blockern führt auch hier zu teilweise fast dramatisch zu nennenden Vebesserungen. Die Daten deuten darauf hin, dass die TNF-alpha-Blockade-Therapie bei den Erkrankungen aus der Gruppe der seronegativen Spondarthritiden (Spondylarthropathien) sogar noch wirksamer ist als bei der rheumatoiden Arthritis.
Für Infliximab (Remicade) ist die klinische Prüfung bei M. Bechterew inzwischen so weit fortgeschritten, dass bei der europäischen Zulassungsbehörde EMEA die Zulassung für die Therapie des M. Bechterew beantragt wurde. Mit der Zulassung von Remicade für diese Indikation ist voraussichtlich im April 2003 zu rechnen.
Für Etanercept (Enbrel) liegen für die Therapie des M. Bechterew ebenfalls sehr positive Daten aus klinischen Studien vor. Allerdings wurde für Enbrel bislang noch kein Zulassungsantrag für diese Indikation gestellt.
In den rheuma-news vom Juni 2002 konnten wir vom EULAR-Kongress in Stockholm über sehr gute Langzeitergebnisse bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis mit Leflunomid (Arava) berichten. Dort und in New Orleans wurden außerdem sehr umfassende Sicherheitsdaten vorgestellt, die das sehr gute Sicherheitsprofil von Arava bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis belegen. Sehr wichtig war die Erkenntnis aus dieser Studie, dass die hochwirksame Kombinationstherapie von Arava mit Methotrexat unter den Kombinationstherapien diejenige mit der geringsten Nebenwirkungsrate war. Dieses Ergebnis ist vor allem für die tägliche rheumatologische Praxis relevant, da es gerade zu dieser Frage in der Vergangenheit immer wieder kontroverse Diskussionen gab.
Neue, sehr wichtige Daten gibt es auch zum „Klassiker“ der langwirksamen Antirheumatika, dem Methotrexat (Mtx). Vom ACR-Kongress in New Orleans brachten wir im November 2002 die sehr gute Botschaft mit, dass es bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis mit Methotrexat nicht nur zu keiner erhöhten Sterblichkeitsrate kommt, sondern im Gegenteil diese Therapie die Mortalitätsrate bei den Patienten mit rheumatoider Arthritis sogar deutlich reduziert. Im Schnitt lebten die mit Mtx behandelten Patienten 5,7 Jahre länger.
Diese Daten sollten dazu beitragen, dass unsere Patienten noch ein Stück weniger Angst vor der Mtx-Therapie haben, zum anderen unterstreichen sie einmal mehr, wie wichtig eine konsequente, wirksame langwirksame antirheumatische Therapie bei der rheumatoiden Arthritis ist. Dies nicht nur im Hinblick auf die Krankheitskontrolle und die Lebensqualität, sondern sogar auch im Hinblick auf die Lebenserwartung.
In diesem Zusammenhang waren die von Valerie Nell aus Wien im Juni 2002 auf dem EULAR-Kongress in Stockholm vorgestellten Studienergebnisse von besonderer Bedeutung, nach denen es darauf ankommt, mit der krankheitsmodifizierenden Therapie so früh wie möglich zu beginnen. Das sogenannte therapeutische Fenster bei Beginn einer rheumatoiden Arthritis ist schmal, und die therapeutischen Chancen sind eher vertan, als man bislang glaubte („early is too late“: Therapiebeginn mit einer DMARD-Therapie nicht innerhalb der ersten 2 Jahre, sondern sofort bei Diagnosestellung ist die neue Devise).
Im diagnostischen Bereich stehen seit dem Sommer 2002 die neuen Tests auf Filaggrin-Antikörper bzw. gegen cyclische citrullinierte Peptide (CCP) zur Verfügung. Wir hoffen, durch diese neuen Tests die Diagnose einer rheumatoiden Arthritis noch früher und genauer stellen zu können.
Und bei rheuma-online?
Im Sommer gab es ein erneutes kleines „Face-lifting“. Nach anfänglichen leichten Gewöhnungsproblemen gerade bei einigen langjährigen Usern haben wir den Eindruck, dass das neue Webdesign einen sehr positiven Anklang gefunden hat und neben der verbesserten Übersichtlichkeit auch das Handling von rheuma-online noch komfortabler geworden ist.
Am 18. September 2002 war dann der Auftakt von TIZ, dem neuen „Ableger“ von rheuma-online. Dieser Service hat einen foudrouyanten Start hingelegt und erfreut sich großer Beliebtheit. Noch gerade rechtzeitig für dieses Editorial werden wir heute, am 1. Dezember, den 10.000sten Besucher auf der TIZ-Homepage begrüßen können. Auch die Nachfrage beispielsweise nach den TIZ-Broschüren liegt weit über unseren Erwartungen und zeigt, dass hier offensichtlich ein hoher Bedarf besteht. Besonders glücklich sind wir natürlich auch über das durchgängig sehr positive Feedback bei den E-Mail-Zuschriften an TIZ.
Ein wenig Werbung machen möchten wir für die TIZ-Telefonsprechstunde: Dieses Angebot wird zwar genutzt, unseres Erachtens hat diese Experten-Sprechstunde aber ein noch größeres Potential und sollte ohne Berührungsängste in Anspruch genommen werden.
Ein Ausblick auf 2003 auch für rheuma-online:
Am 8. Februar 2003 wird es in der Geschichte von rheuma-online einen weiteren Meilenstein geben. An diesem Tag startet unsere neue Veranstaltungsreihe „rheuma-online live“. Unter Beteiligung von Dr. Langer, Alexander und weiteren Mitgliedern aus dem rheuma-online-Team findet in Düsseldorf der erste rheuma-online User-Workshop statt. Termin jetzt schon vormerken! Einzelheiten zum Programm und zum genauen Ablauf der Veranstaltung werden in Kürze bekanntgegeben.
Zunächst wünschen wir allen unseren Usern eine wunderschöne Adventszeit und ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.
Das rheuma-online-Team