Editorial vom August 2004
Regelmäßiger Alkoholgenuss macht schlauer: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Londoner University College, wie jetzt der «Sunday Telegraph» in seiner Ausgabe vom 1. August 2004 berichtete.
Es ist Saure-Gurken-Zeit in Deutschland, zumindestens nachrichtenmäßig. Hartz-IV kann und mag man gar nicht mehr hören, unsere Ulla ist abgetaucht, vielleicht ist sie heimlich auf einem Weichspül-Lehrgang, und auch der Kanzler genießt die italienische Sonne, anstatt sich neue originelle Grausamkeiten auszudenken, zu denen man dann ein ordentliches Editorial schreiben kann.
Der Sommer meldet sich zurück, aber auch das hatten wir im letzten Jahr besser. Deshalb nun vielleicht einmal etwas ganz anderes, damit wir wenigstens beim Grillen abends im Garten oder im Biergarten oder sonst wo, wo es schön und gemütlich zugeht, nicht permanent ein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn wir es uns herausnehmen, uns das Leben nicht nur von allen professionellen Schlechtrednern ständig vermiesen zu lassen.
Regelmäßiger Alkoholgenuss macht schlauer:
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Londoner University College, wie jetzt der «Sunday Telegraph» in seiner Ausgabe vom 1. August 2004 berichtete.
Eine halbe Flasche Wein pro Tag soll es bringen, zumindest bei Beamten, und hier besonders bei Frauen.
Der Sunday Telegraph bezieht sich auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die vom Londoner University College durchgeführt wurde und nun im American Journal of Epidemiology veröffentlicht wurde. Die Untersuchung geht auf die Whitehall-Study zurück, die ursprünglich 1967 initiiert wurde, um mögliche Zusammenhänge zwischen dem Gesundheitsstatus einer Person und Lebensfaktoren und Gewohnheiten wie Rauchen und Übergewicht, aber auch Alter und Sozialstatus zu ermitteln.
In der nun durchgeführten Forschungsarbeit, die von Sir Michael Marmot, Professor für Epidemiologie und Öffentliches Gesundheitswesen am University College London geleitet wurde, mussten mehr als 6.000 Beamte sogenannte psychometrische Tests absolvieren. Diese beinhalteten sprachliche und mathematische Tests sowie Gedächtnisübungen. Daneben wurden alle Probanden auch nach ihren Trinkgewohnheiten befragt.
Danach zeigten Personen, die regelmäßig Wein zu sich nahmen (mindestens ein Glas Wein pro Woche) deutlich bessere Gehirnleistungen als reine Abstinenzler.
Die Studie berücksichtigte alle Arten von Alkoholkonsum und war nicht spezifisch allein auf das Trinken von Wein abgestellt. Bereits bei einem Glas Wein pro Woche war aber ein signifikanter Effekt nachweisbar. So war die Wahrscheinlichkeit, die schlechtesten Testergebnisse zu erzielen, bei reinen Abstinenzlern zweimal so hoch wie bei Personen mit diesem Weinkonsum.
Der positive Effekt des Alkohols zeigte sich besonders ausgeprägt bei Frauen.
Am besten von allen schnitten Personen ab, die wöchentlich bis zu 30 Einheiten Alkohol in der Woche zu sich nahmen. Dies entspricht einer Menge von etwa einer halben Flasche Wein pro Tag oder zwei Pints Bier (ein britisches Pint ist ein großes Glas Bier und entspricht 0,568 l). Die Effekte bleiben bestehen, wenn die Ergebnisse für weitere Einflußgrößen korrigiert wurden, z.B. solche Faktoren wie physische oder mentale Gesundheit.
Die positiven Auswirkungen des Alkohols werden auf die Verbesserung der Gehirndurchblutung zurückgeführt, so eine mögliche Hypothese der Wissenschaftler. Unter Umständen spielt dabei der schon lange diskutierte positive Einfluß von mildem Alkoholkonsum auf die Gefäße und ein verringertes Arteriosklerose-Risiko eine Rolle.
Warum besonders Frauen von regelmäßigem Alkoholkonsum profitieren, ist unklar. Die Forscher spekulieren, daß es mit dem anderen Stoffwechselweg zusammenhängen könnte, mit dem Frauen den Alkohol im Körper abbauen.
Die Ergebnisse der Studie sind natürlich kein Freibrief für grenzenloses Trinken. Sie machen aber Hoffnung in einer Zeit, in der gerne alles, was mit Genuß zu tun hat, verteufelt und als ungesund erklärt wird.
Schade eigentlich, daß die Studie zwar die Gehirnleistungen der britischen Beamten und Beamtinnen untersucht hat, nicht aber auch geschaut hat, ob sich bei regelmäßigem Alkoholkonsum auch das Risiko für rheumatische Krankheiten reduziert. Das wäre es dann gewesen. Rheuma-Cafes gibt es ja schon. Mit dieser Meldung wäre es aber der Startschuß zur ersten Rheuma-Bar von rheuma-online geworden.
Schöne Sommerabende und Sommerwochenenden sowie eine schöne Urlaubszeit wünscht
das rheuma-online-Team