Doppelschlag: EMEA läßt am 6. Oktober 2009 weiteren TNF-alpha-Blocker zu
Die europäische Zulassungsbehörde EMEA hat am 6. Oktober 2009 mit Certolizumab Pegol (Handelsname Cimzia) einen weiteren TNF-alpha-Blocker für die Therapie der rheumatoiden Arthritis zugelassen.
Wie der pharmazeutische Hersteller, der belgische Pharmakonzern UCB, am 6. Oktober 2009 mitteilt, hat die Europäische Komission Cimzia®
(Certolizumab Pegol) in Kombination mit MTX für die Behandlung von
erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer, aktiver
rheumatoider Arthritis zugelassen, die auf langwirksame
Antirheumatika (DMARDs), einschließlich MTX, nicht angesprochen
haben. RA-Patienten steht die Behandlungsmöglichkeit mit Certolizumab
Pegol auch als Monotherapie bei Unverträglichkeit gegenüber MTX zur
Verfügung oder falls die Fortsetzung der Behandlung mit MTX
ungeeignet ist.
Certolizumab Pegol wurde zur subkutanen Selbstinjektion mit Hilfe einer neuen
Fertigspritze zugelassen. Diese konzipierten UCB und OXO Good Grips®
gemeinsam. Die gemeinsam von UCB und OXO Good Grips®
entwickelte Spritze soll so gestaltet sein, dass RA-Patienten sie ohne
Anstrengung halten und den Inhalt injizieren können. Sie ermöglicht danach
RA-Patienten eine erleichterte Anwendung und bessere Kontrolle der
Injektion.
Die empfohlene Anfangsdosis Certolizumab Pegol für erwachsene
Patienten mit RA beträgt 400 mg in den Wochen 0, 2 und 4, gefolgt von
einer Erhaltungsdosis von 200 mg alle zwei Wochen. Währenddessen
sollte die Behandlung mit MTX bei Bedarf fortgesetzt werden.
Der europäischen Zulassung gingen umfassende klinische Studien
voraus, an denen 2.300 Patienten mit RA teilnahmen; dies entspricht
4.000 Patientenjahren.
In den klinischen Studien RAPID 1 und RAPID 2 wurden ab der ersten
bzw. der zweiten Woche statistisch signifikant höhere ACR20- und
ACR50-Ansprechraten erreicht als unter Plazebo. Diese konnten über 52
Wochen (RAPID 1) und 24 Wochen (RAPID 2) aufrechterhalten werden.
Eine offene Verlängerungsstudie von RAPID 1 (Certolizumab Pegol in
Kombination mit MTX) zeigt zudem, dass bei Patienten, die auf die
Certolizumab Pegol-Behandlung angesprochen hatten, die Verbesserungen
der ACR20/50/70-Werte über zwei Jahre anhielten.
Radiologische Untersuchungen nach 16, 24 und 52 Wochen Behandlung
unter Certolizumab Pegol in Kombination mit MTX belegten eine Hemmung
der Progredienz der Gelenkschäden. Dies wurde ebenfalls über zwei
Jahre aufrechterhalten (Ergebnisse der offenen Verlängerungsstudie
von RAPID 1).
Die häufigsten Nebenwirkungen betrafen Infektionen und parasitäre
Erkrankungen, die bei 15,5 % der Certolizumab Pegol- und 7,6 % der
Plazebo-Patienten gemeldet wurden, sowie allgemeine Erkrankungen und
Beschwerden am Verabreichungsort bei 10,0 % unter Certolizumab Pegol
und 9,7 % unter Plazebo. Dabei ergab eine zusammenfassende Auswertung
der Verträglichkeitsdaten, dass die Inzidenz von Schmerzen an der
Injektionsstelle besonders niedrig (1,5 %) und die Zahl der
Studienabbrüche wegen unerwünschter Nebenwirkungen gering (5 %) war.
Wie auch bei anderen TNF-alpha-Inhibitoren traten in den klinischen
Zulassungsstudien als schwerwiegende unerwünschte Wirkungen
Infektionen (einschließlich Tuberkulose) und Malignome (einschließlich Lymphome) auf. Insgesamt zeigte sich bei Patienten mit mindestens zwei Jahren Arzneimittelexposition für Certolizumab Pegol ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil.
Die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde (FDA) hatte
Certolizumab Pegol in Kombination mit MTX bereits im Mai 2009 für die
Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer RA
zugelassen.
Certolizumab Pegol ist der einzige PEGylierte TNF-Blocker.
Die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat Certolizumab Pegol die Zulassung für die Reduzierung der Symptome von Morbus Crohn und für die Aufrechterhaltung eines klinischen Ansprechens bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Erkrankung, die auf herkömmliche Behandlungen nicht ausreichend
angesprochen haben, sowie für die Behandlung von Erwachsenen mit
mittelschwerer bis schwerer aktiver Rheumatoider Arthritis erteilt.
Die Substanz wurde im September 2007 in der Schweiz zur Induktion und
Aufrechterhaltung eines klinischen Ansprechens und einer Remission
bei Patienten mit aktivem M. Crohn zugelassen, die auf eine
herkömmliche Behandlung nicht ausreichend angesprochen haben.
UCB prüft den Einsatz von Certolizumab Pegol in weiteren Anwendungsgebieten bei Autoimmunkrankheiten.
Die zulassungsrelevanten Studien
RAPID 1
Ziel der doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Phase-III-Studie
bei 982 erwachsenen Patienten war die Untersuchung der Wirksamkeit
und Verträglichkeit von Certolizumab Pegol zusammen mit MTX zur
Behandlung der aktiven RA bei Patienten, die auf die herkömmliche
Behandlung nicht ausreichend angesprochen hatten.
Die Patienten wurden randomisiert einem von drei Behandlungsschemata zugewiesen:
393 Patienten erhielten Certolizumab Pegol 400 mg in den Wochen 0, 2
und 4, dann 200 mg alle 2 Wochen; 390 Patienten erhielten
Certolizumab Pegol 400 mg alle 2 Wochen; 199 Patienten erhielten
Plazebo alle 2 Wochen. In RAPID 1 wurden die koprimären Endpunkte
erreicht: ein ACR20-Ansprechen nach 24 Wochen und eine im Vergleich
zu Plazebo signifikant geringere Änderung des mTSS (modified Total
Sharp Score) gegenüber dem Ausgangswert nach 52 Wochen.
RAPID 2
Ziel dieser doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Phase-III-Studie
bei 619 Patienten mit aktiver RA im Erwachsenenalter war die
Beurteilung der Wirksamkeit und Verträglichkeit einer subkutanen
Flüssigrezeptur von Certolizumab Pegol (200 und 400 mg) zusammen mit
MTX alle 2 Wochen im Vergleich mit Plazebo zusammen mit MTX bei
Patienten mit aktiver RA trotz mehr als 6-monatiger Vorbehandlung mit
MTX.
Die Patienten wurden randomisiert einem von drei Behandlungsschemata zugewiesen: 246 Patienten erhielten Certolizumab Pegol (flüssige Formulierung subkutan) 400 mg in den Wochen 0, 2 und 4, dann 200 mg alle zwei Wochen; 246 Patienten erhielten Certolizumab Pegol (flüssige Formulierung subkutan) 400 mg alle 2 Wochen; 127 Patienten erhielten Plazebo alle 2 Wochen. RAPID 2 erreichte seinen primären Endpunkt eine signifikante ACR20-Ansprechrate nach 24 Wochen und die sekundären Endpunkte: Änderung des mTSS gegenüber dem Ausgangswert, ACR50- und ACR70-Ansprechen nach 24 Wochen. Signifikant mehr Patienten in den Gruppen unter Certolizumab Pegol 200 und 400 mg erreichten ein ACR20-Ansprechen im Vergleich mit Plazebo (p
kleiner/gleich 0,001). Die Responseraten betrugen 57,3 %, 57,6 % bzw.
8,7 %. Certolizumab Pegol 200 and 400 mg hemmten außerdem signifikant
die Progredienz der Gelenkzerstörung im Röntgenbild; die mittleren
Änderungen beim mTSS gegenüber dem Ausgangswert nach 24 Wochen
betrugen 0,2 bzw. 0,4 im Vergleich mit 1,2 für Plazebo (Ranganalyse p
kleiner/geich 0,01). Mit Certolizumab Pegol behandelte Patienten
berichteten über rasche und signifikante Verbesserungen bei der
körperlichen Funktionsfähigkeit im Vergleich mit Plazebo (p
kleiner/gleich 0,001).
Wichtige Verträglichkeitsinformationen
Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen unter Certolizumab
Pegol betrafen Infektionen und parasitäre Erkrankungen, die von 15,5
% der Patienten mit Certolizumab Pegol und von 7,6 % der Patienten
mit Plazebo gemeldet wurden, sowie "Allgemeine Erkrankungen und
Beschwerden am Verabreichungsort" bei 10 % der Patienten unter
Certolizumab Pegol und 9,7 % der Patienten unter Plazebo. Die
schwerwiegendsten Nebenwirkungen waren schwere Infektionen
(einschließlich Tuberkulose und Histoplasmose), Malignome
(einschließlich Lymphome) und Herzversagen. Eine zusammenfassende
Auswertung der Sicherheitsdaten zeigt, dass die Inzidenz von
Schmerzen an der Injektionsstelle niedrig (1,5 %) und die Abbruchrate
aufgrund von Nebenwirkungen gering war.
Certolizumab Pegol ist kontraindiziert bei Patienten mit aktiver
Tuberkulose oder anderen schweren Infektionen wie Sepsis, Abszessen
und opportunistischen Infektionen sowie bei Patienten mit
mittelschwerer bis schwerer Herzinsuffizienz. Vor Einleitung einer
Behandlung mit Certolizumab Pegol müssen Patienten sowohl auf aktive
als auch inaktive (latente) Tuberkuloseinfektionen untersucht werden.
Patienten sind während und nach der Behandlung mit Certolizumab Pegol
auf die Entwicklung von Symptomen von Infektionen zu überwachen. Wird
die Infektion schwer, ist Certolizumab Pegol abzusetzen.
Die Anwendung von TNF-alpha-Blockern wie Certolizumab Pegol kann
das Reaktivierungsrisiko des Hepatitis B-Virus (HBV) bei chronischen
Trägern dieses Virus, das Neuauftreten oder die Verschlechterung von
klinischen Symptomen und/oder radiologische Hinweise einer
demyelinisierenden Erkrankung, die Bildung von Autoantikörpern und
gelegentlich die Entwicklung eines lupusähnlichen Syndroms oder
schwerer Überempfindlichkeitsreaktionen erhöhen. Wenn ein Patient
eine dieser unerwünschten Reaktionen entwickelt, muss Certolizumab
Pegol abgesetzt und eine geeignete Therapie eingeleitet werden.
Unerwünschte Reaktionen des hämatologischen Systems,
einschließlich medizinisch relevanter Zytopenie, wurden in seltenen
Fällen unter Certolizumab Pegol beschrieben. Alle Patienten sind
anzuweisen, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn sie während der
Behandlung mit Certolizumab Pegol Anzeichen und Symptome entwickeln,
die auf Dyskrasien oder eine Infektion hinweisen könnten (z. B.
anhaltendes Fieber, Blutergüsse, Blutungen, Blässe). Bei Patienten
mit nachgewiesenen hämatologischen Anomalien ist das Absetzen der
Certolizumab Pegol-Therapie zu erwägen.
Die Anwendung von Certolizumab Pegol zusammen mit biologischen
DMARDs (langwirksamen Antirheumatika) wie zum Beispiel Anakinra,
Abatacept und Rituximab wird wegen eines möglicherweise erhöhten
Risikos für schwere Infektionen nicht empfohlen. Da keine
entsprechenden Daten vorliegen, sollte Certolizumab Pegol nicht
gleichzeitig mit Lebendimpfstoffen oder abgeschwächten Impfstoffen
verabreicht werden.
Weitere Informationen zu Certolizumab Pegol in rheuma-online
Certolizumab Pegol: 2-Jahresergebnisse der RAPID 1 Studie
rheuma-news vom 02.07.2009