Differenzierte Versorgung bei früher Arthritis: Ein therapeutischer Algorithmus zur Ergebnisoptimierung und Kostenreduktion
Unter den aktuellen neuen Therapieansätzen mit Biologicals werden dramatische Verbesserungen der rheumatoiden Arthritis und den möglicherweise damit einhergehenden Begleiterkrankungen erzielt. Andererseits erfordern die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel einen gezielten Einsatz von Biologicals und weiteren kostenintensiven Therapeutika.
In der Früharthritisklinik am Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf wurde ein Algorithmus entwickelt, der mit Hilfe prognostischer Faktoren differenzierte Therapiestrategien ermöglicht. Durch regelmäßiges Staging wird die Behandlung im Hinblick auf die Therapieziele optimiert: Klinische Remission, uneingeschränkte Funktionskapazität und Hemmung der radiologisch messbaren Progression der Gelenkzerstörung.
Von Juli 2005 bis Dezember 2007 wurden 150 Patienten mit früher Arthritis (Erkrankungsdauer < zwei Jahre) rekrutiert. Als prognostische Faktoren wurden der modifizierte Visser-Score, das Shared Epitop und Befunde aus der Kernspintomographie herangezogen. Die endgültige Klassifizierung basierte außerdem auf klinischen Daten (DAS28, HAQ) und einer abschließenden Einschätzung durch den Arzt.
Für den sich anschließenden Behandlungszeitraum von jeweils drei Monaten wurden die Patienten nach vier Risikogruppen stratifiziert (niedriges Risiko: </= 25%, mittleres Risiko: 25-50 %, hohes Risiko: 50-75% und extremes Risiko: 75-100% für die Entstehung von Erosionen). Entsprechend wurde die medikamentöse Therapie (z. B. DMARDs, Steroide), Versorgungsintensität (stationäre oder ambulante Behandlung, Häufigkeit und Dauer einer Physiotherapie, Ergotherapie u. a.) sowie die Häufigkeit der Kontrolluntersuchungen vorgenommen.<br />
Bei den regelmäßigen Kontrollen nach jeweils drei Monaten (Röntgen alle 12 Monate) erfolgte eine Überprüfung des Behandlungsergebnisses und eine erneute Beurteilung der Prognose. Wenn die therapeutischen Ziele (DAS28 < 3,2, HAQ < 1,0, Aufhalten der radiologischen Progression) erreicht waren und sich die Risikoklasse nicht verschlechtert hatte, wurde die laufende Therapie weitergeführt. In allen anderen Fällen wurde die Therapie an die neue Risikoklasse angepasst.
Zum Auswertungszeitpunkt standen Daten von 58 Patienten über 12 Monate und Daten von 24 Patienten über 24 Monate zur Verfügung. Die angestrebten Ziele wurden während dieses Zeitraums erreicht. Die Mehrzahl der Patienten befand sich nach 12 Monaten in klinischer Remission (DAS28 < 3,1: 59%, DAS28< 2,6: 40%). Nach 24 Monaten wurde bei 67% der Patienten ein DAS28 < 3,1 und bei 54 % ein DAS28 < 2,6 festgestellt. Dabei waren die Behandlungsmodalitäten unterschiedlich. Vierzehn Prozent der Patienten erhielten keine DMARDs, eine konventionelle DMARD-Monotherapie wurde bei 57% der Patienten durchgeführt, 15% erhielten eine Kombinationstherapie und 14% eine Behandlung mit Biologicals. Nach 12 Monaten wiesen 2/58 Patienten (3,5%), nach 24 Monaten 2/24 (8%) eine radiologische Progression auf. Umgekehrt wurden bei drei Patienten, bei denen zu Beginn bereits Erosionen im Röntgenbild sichtbar waren, nach 24 Monaten Heilungsphänomene mit einem Rückgang der Erosionen beobachtet.
Fazit:
Diese Ergebnisse liefern erste Hinweise, dass eine differenzierte Versorgung bei frühen Arthritiden die Ergebnisse verbessern und die Kosten reduzieren kann.
Literatur und Links
[EULAR 2008] [THU0120] DIFFERENTIATING CARE IN EARLY ARTHRITIS BY PROGNOSIS AND RISK STRATIFICATION: A THERAPEUTIC ALGORITHM TO IMPROVE OUTCOME AND REDUCE COSTS
H.E. Langer1, S. Langer2 1Schwerpunkt für Rheumatologie, klinische Immunologie und Osteologie, am Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf; 2Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
Abstract
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Frühe Arthritis: Noch dauert es zu lange bis zum ersten Rheumatologen-Kontakt
Ausführliche Informationen zum Düsseldorfer Früharthritis-Projekt finden sich auf unseren speziellen Seiten.
Hier gibt es auch einen Fragebogen zur Früherkennung einer Arthritis; als Download kann dieser Fragebogen zugleich als Anmeldebogen für die Früharthritis-Klinik verwendet werden.