Die BeSt-Studie nach 2 Jahren: Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse
In der BeSt-Studie werden Patienten mit rheumatoider Arthritis mit unterschiedlichen Therapieansätzen behandelt: Die 2-Jahres-Ergebnisse wurden im Sommer auf dem EULAR-Kongress in Wien vorgestellt.
In der BeSt-Studie (von Behandlungs-Strategien) werden vier verschiedene Therapievarianten zur Behandlung einer rheumatoiden Arthritis eingesetzt und die Behandlungsergebnisse nach bestimmten Zeitabschnitten verglichen.
Ziel der Behandlung war, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder zu verhindern, wobei als Messgrößen die Entwicklung des HAQ-Wertes sowie die Beurteilung der Röntgenbilder nach Sharp-van der Heijde herangezogen wurden.
Einbezogen in die Studie wurden Patienten mit einer RA, die nicht länger als 2 Jahre bestanden hatte, also der frühen rheumatoiden Arthritis zugeordnet werden konnte.
Die 4 Gruppen wurden folgendermaßen eingeteilt:
Gruppe 1: 126 Patienten wurden nacheinander mit 1. Methotrexat (z.B. Lantarel), 2. Sulfasalazin (z.B. Azulfidine), 3. Leflunomid (Arava), 4. Methotrexat + Infliximab (Remicade) behandelt.
Gruppe 2: 121 Patienten wurden mit einer Therapie behandelt, die zunächst nur Methotrexat enthielt, danach kamen nacheinander Sulfasalazin, Hydroxychloroquin (Quensyl), und Prednison (z.B. Decortin) dazu; anschließend wurde zu Methotrexat + Infliximab gewechselt.
Gruppe 3: 133 Patienten bekamen eine Anfangskombination von Methotrexat + Sulfasalazin + zunächst hoch dosiertes Prednison, das allmählich in der Dosis verringert wurde. Der zweite Schritt war die Kombination von Methotrexat mit Ciclosporin (Immunosporin) und Prednison, anschließend wurde auch hier Methotrexat mit Infliximab kombiniert.
Gruppe 4: 128 Patienten erhielten eine Anfangskombination von Methotrexat mit Infliximab, danach wurde Leflunomid eingesetzt, dann Sulfasalazin, zuletzt Methotrexat + Ciclosporin + Prednison
Während des Behandlungsverlaufes wurden immer dann Änderungen der Therapie vorgenommen, wenn der DAS (Disease activity score= Krankheitsaktivitätsindex) auf Werte über 2,4 anstieg.
Wenn der DAS-Wert länger als 6 Monate kleiner als 2,4 war, wurde die Medikation auf eine Monotherapie mit einem einzelnen Basismedikament (DMARD) reduziert.
42 % der Studienteilnehmer erreichten nach 2 Jahren eine Remission, d.h. es kam zu einem Stillstand der Erkrankung. Allerdings wurden bei den Patienten der Gruppen 3 und 4 im Röntgenbild die geringsten Schäden an den Gelenken festgestellt. Bei diesen beiden Gruppen musste im Therapieverlauf auch nicht so oft die Medikation angepasst werden.
Die Rate der Studienabbrecher und die Häufigkeit von Nebenwirkungen waren in allen Gruppen vergleichbar hoch.
Die folgende Tabelle zeigt die ermittelten Werte von HAQ und Röntgen-Progression im Verlauf der Behandlung:
Gr. 1 | Gr. 2 | Gr. 3 | Gr. 4 | |
Mittlerer HAQ zu Beginn | 1,4 | 1,4 | 1,4 | 1,4 |
Mittlerer HAQ nach 3 Monaten | 1,0 | 1,0 | 0,6 | 0,6 |
Mittlerer HAQ nach 2 Jahren | 0,7 | 0,6 | 0,5 | 0,5 |
Mittlerer Sharp-van der Heijde-Wert nach 2 Jahren | 2,0 | 2,0 | 1,0 | 1,0 |
Auch wenn alle Therapieansätze bei gleich viel Patienten nach 2 Jahren zu einer Remission führten, konnte für eine Einstiegsmedikation, die mit Prednison oder Infliximab kombiniert wurde, eine schnellere Verbesserung der klinischen Werte und der Funktionsfähigkeit erreicht werden.
Das Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung sowie die Häufigkeit der Therapieanpassungen waren in den Gruppen 3 und 4 ebenfalls verringert.
Die besseren Röntgenwerte in den Gruppen 3 und 4 unterstreichen auch in dieser Studie die Bedeutung eines schnellen Eingreifens mit hochwirksamen Medikamenten bei der Diagnose „Frühe rheumatoide Arthritis“. Hier passt das Sprichwort „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ optimal.
Von ebenso großer Bedeutung ist aber auch die Erkenntnis, dass eine regelmäßige Kontrolle der Krankheitsaktivität mit Hilfe des DAS und ein Wechsel der Therapie beim Erreichen vorher festgelegter Kriterien bei allen Patienten ein gutes Ansprechen auf die Therapie gewährleistete.
Für die Therapie der RA in der täglichen Praxis bedeutet dies, dass eine gute Behandlung mit verschiedenen Ansätzen möglich ist. Es muss nur ausreichend auf ein mögliches Fortschreiten der Erkrankung unter der jeweiligen Medikation geachtet und regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden. So kann schnell mit einer Therapieanpassung reagiert werden, wenn sich die klinischen Werte verschlechtern.
Die BeSt-Studie ist auf eine Dauer von 5 Jahren ausgerichtet und auch die weitere Entwicklung der Krankheitsaktivität bei den Studienteilnehmern wird sorgfältig beobachtet werden. Nur mit solchen Langzeituntersuchungen kann die Wirksamkeit unterschiedlicher Therapieansätze korrekt eingeschätzt und damit zum Wohle der Patienten entsprechend eingesetzt werden.
Literatur
Y. P. M. Goekoop-Ruiterman, J. K. de Vries-Bouwstra, D. van Zeben, P. J. S. M. Kerstens, J. M. W. Hazes, A. E. Zwinderman, F. C. Breedveld, C. F. Allaart, B. A. C. Dijkmans. CLINICAL AND RADIOLOGICAL EFFICACY OF DIFFERENT TREATMENT STRATEGIES: 2 YEAR FOLLOW-UP OF THE BEST STUDY. Highlights from the 2005 Annual European Congress of Rheumatology (EULAR 2005, Vienna, 8-11 June 2005)