Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis kann nicht früh genug beginnen
Wie die Experten auf dem diesjährigen Rheumatologenkongreß wiederholt betonten, ist der frühzeitige Einsatz einer Basistherapie zur optimalen Therapie der rheumatoiden Arthritis dringend notwendig. Ein Behandlungsbeginn nach dem dritten Erkrankungsmonat, kann bereits zu schweren bleibenden Gelenkschäden führen.
Der Trend, Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis möglichst frühzeitig mit einer effektiven Basistherapie zu behandeln, hat sich in den letzten Jahren auf Grund überzeugender Studienergebnisse durchgesetzt. Doch was bedeutet letztendlich `frühzeitig´. Laut Professor Burmester von der freien Universität in Berlin sind die ersten Erkrankungswochen bereits entscheidend für den weiteren Verlauf. Er bezeichnet die frühe rheumatoide Arthritis als einen medizinischen Notfall, der sofort einer fachkundigen Diagnose und Therapie bedarf.
Eine brandneue Studie unterstreicht die Notwendigkeit eines frühzeitigen Therapiebeginns. In dieser Studie unter der Leitung von Professor Smolen (Universität Wien) wurden zwei Patientengruppen mit rheumatoider Arthritis gebildet. Die erste Gruppe - sogenannte VERA-Gruppe (= very early rheumaoid arthritis) - hatte eine Krankheitsdauer von höchstens 4 Monaten. Die Krankheitsdauer der zweiten Gruppe lag zwischen 9 Monaten und 3 Jahren - die sogenannte LERA-Gruppe (=late early rheumatoid arthritis).
Beide Gruppen bestanden aus 20 Patienten. Die Patienten unterschieden sich nicht hinsichtlich ihrer Krankheitsaktivität. Allerdings hatten 50% der LERA-Patienten zu Beginn der Studie bereits Erosionen, während es in der VERA-Gruppe nur 25% waren.
Alle Patienten erhielten eine Basistherapie mit den zur Verfügung stehenden Basismedikamenten (außer TNF-Blockern), wobei die Wahl des Medikamentes dem behandelnden Arzt überlassen war.
Die Behandlungserfolge unterschieden sich in den beiden Gruppen frappierend.
Obwohl beide Gruppen die gleiche Krankheitsaktivität aufwiesen und die gleiche Behandlung erhielten, war nach dreimonatiger Therapie in der VERA-Gruppe ein deutlich besseres Therapieansprechen zu verzeichnen (der Aktivitätsindex DAS28 sank in der VERA-Gruppe um 40% und in der LERA-Gruppe um 12%). Dieser signifikant Unterschied im Behandlungserfolg blieb auch in den weiteren drei Beobachtungsjahren bestehen. Die Patienten der VERA-Gruppe hatten eine deutlich geringere Krankheitsaktivität als die Patienten der LERA- Gruppe.
Auch hinsichtlich der radiologisch nachweisbaren Veränderungen am Gelenk profitierte die VERA-Gruppe. Das Fortschreiten der Erosionen konnte in dieser Gruppe deutlich besser gebremst werden, als in der LERA-Gruppe.
Die Überlegenheit der sehr frühen Behandlung spiegelte sich ebenso im Behinderungsgrad, in der Ausprägung der Schmerzen und in der globalen Befindlichkeit wider. Die VERA-Gruppe war in jeder Beziehung besser behandelt als die LERA-Gruppe.
Die Autoren betonen, wie wichtig ein Therapiebeginn bereits in den ersten Krankheitswochen ist. Patienten profitiern im sogenannten ` Fenster der (therapeutischen) Möglichkeiten ´, das sich bereits wenige Wochen nach Auftreten der ersten Beschwerden wider schließt, am meisten von einer Basistherapie. Die herkömmlichen Basismedikamente haben in dieser Zeitspanne häufig eine derartig durchschlagende Wirksamkeit, wie sie später nur durch Einsatz von TNF-Blocker erreicht werden kann.
Daher ist eine frühzeitig eingeleitete Therapie nicht nur von enormen Nutzen für den Patienten, sondern unterm Strich auch kostengünstiger, als eine Behandlung zu einem späteren Zeitpunkt.
Literatur:
1. Nell VPK, Machold KP, Eberl G, et al. Benefit of early referral and very early therapy with disease modifying anti-rheumatic drugs in patients with early rheumatoid arthritis. Rheumatology 2004; 43:906-914
2. Kary S, Fritz J, Scherer HU, and Burmester GR. Do we still miss the chance of effectively treating early rheumatoid arthritis? New answers from a new study. Rheumatology 2004; 43:819-820