Deutsches Nord-Süd-Gefälle bei Übergewicht - Internisten für umfassende Betreuung Fettleibiger durch Hausärzte
Wiesbaden – Jeder vierte Patient im Wartezimmer einer deutschen Hausarztpraxis ist fettleibig. Ein bedenklicher Bauchumfang findet sich sogar bei vier von zehn hausärztlichen Patienten. Menschen mit Übergewicht riskieren Diabetes, Herz- und Gefäßerkrankungen oder Schlaganfall. Mediziner und Ernährungswissenschaftler fordern deshalb, insbesondere Hausärzte stärker in den Kampf gegen krankhaftes Übergewicht einzubeziehen. Wege in der Behandlung von Fettleibigkeit thematisieren die Experten auf dem 115. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, der vom 18. bis 21. April 2009 in Wiesbaden stattfindet.
„Übergewicht und Fettleibigkeit zählen zu den wichtigsten vermeidbaren und vorzubeugenden medizinischen Problemen der Gegenwart“, sagt Professor Dr. med. Hans Hauner vom Lehrstuhl für Ernährungsmedizin der TU München im Vorfeld des 115. Internistenkongresses.
Ab einem Körperfettindex von 25 beginnt Übergewicht. Liegt dieser Body-Mass-Index BMI höher als 30, handelt es sich um Fettleibigkeit. Beides sei hochgradig gesundheitsgefährdend, so Hauner: Etwa die Hälfte aller Neudiagnosen eines Typ-2-Diabetes mellitus stellen Ärzte bei Menschen mit einem BMI über 30. Fast ein Fünftel der Patienten hat bei Diagnose sogar einen BMI von über 35. Fettleibige bedürften deshalb medizinischer Behandlung.
Viele Dicke suchen wegen anderer Erkrankungen medizinische Hilfe. Im „German Metabolic and CardiovascularRisk Project“, einer repräsentativen Querschnittsstudie mit nahezu 36 000 Hausarztpatienten, hatte ein Viertel einen BMI von 30 oder mehr. Noch kritischer beurteilen Ernährungsexperten einen Taillenumfang von mehr als 102 Zentimetern bei Männern und mehr als 88 Zentimetern bei Frauen. Diese ‚Stammfettsucht’ lag bei fast 40 Prozent aller Patienten vor. Sie geht besonders häufig mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher.
Ernährungsexperten fordern deshalb Betreuungsprogramme durch Ärzte. Da diese regional organisiert werden müssten, haben die Forscher Studiendaten nach Bundesländern ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass Gewichtsprobleme in Deutschland ungleich verteilt sind:
Mit fast 40 Prozent leben die meisten Übergewichtigen in Thüringen. Am seltensten kommen Gewichtsprobleme in Berlin vor. Auch hier sind es jedoch immer noch 31 Prozent. Fettleibigkeit ist in Sachsen-Anhalt mit 28,3 Prozent am weitesten verbreitet. In Bremen betrug der Anteil nur 19,8 Prozent.
Insgesamt erkennen die Forscher ein regionales Gefälle von Nordost nach Südwest. Dieses besteht auch beim Taillenumfang. Extreme Werte fanden sie mit 42,1 Prozent am häufigsten in Sachsen-Anhalt, am seltensten in Hamburg mit 30,5 Prozent. In allen Bundesländern haben Frauen häufiger Figurprobleme als Männer.
„Übergewichtige sind auf umfassende Behandlung durch den Hausarzt angewiesen“ sagt Professor Hauner. „Denn dieser hat den unmittelbarsten Eindruck vom Lebensstil der Patienten, kennt deren Werte und kann die Behandlung individuell anpassen.“ Welche Form der hausärztlichen und klinischen Betreuung Übergewichtiger sinnvoll ist, diskutieren Experten auf dem 115. Internistenkongress in Wiesbaden. Darüber hinaus wird es um neue medikamentöse und andere Therapien der Fettleibigkeit gehen und auch darum, wie sich Folgeerkrankungen vermeiden lassen.
Quelle: DGIM Pressestelle
www.dgim2009.de
Terminhinweis:
115. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
18. bis 22. April 2009, Rhein-Main-Hallen, Wiesbaden
Samstag, 18. April 2009, 16.30 bis 18.00 Uhr
Symposium Ernährung und Diabetes
Eines der Themen: Ernährungsmodifikation in Klinik und Arztpraxis - Wie, mit welcher Effizienz und welchen Kosten?
Referent: Professor Hans Hauner, München
Ort: Rhein-Main-Hallen, Halle 1