Deutsches Etanercept-Register zur Behandlung der juvenilen idiopathischen Arthritis
Der Einsatz des Tumor-Nekrose-Faktor-Blockers Etanercept (Enbrel) zur Behandlung der juvenilen idiopathischen Arthritis ist wirkungsvoll bei insgesamt guter Verträglichkeit - so die Daten des deutschen Etanercept-Registers mit über 300 Patienten.
Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) zählt zu den häufigsten systemisch-entzündlichen Erkrankungen in der Kindheit. Da die Basismedikamente, die zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen im Erwachsenenalter eingesetzt werden, bei Kindern und Jugendlichen oft nur eine unbefriedigende Wirkung zeigen, gestaltet sich die Langzeitbehandlung der JIA schwierig. Unbehandelt führen Zerstörungsprozesse an Gelenken zu bleibenden Behinderungen und Wachstumsstörungen.
Der Tumor Nekrose Faktor-Blocker Etanercept (Handelsname Enbrel) ist zur Behandlung der JIA zugelassen und wird mit bemerkenswertem Erfolg eingesetzt. Um mehr über die Therapiesicherheit und die Langzeitwirkung von Etanercept in der Behandlung der JIA zu erfahren, gründeten Kinderrheumatologen aus Österreich und Deutschland ein Register, in dem Daten von über 300 Patienten mit JIA und anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen des Kindesalters unter Etanercept-Therapie gesammelt wurden.
Alle Patienten hatten vor Beginn der Etanercept Behandlung eine erfolglose Methotrexat-Therapie hinter sich. Die empfohlene Etanercept-Dosis betrug 0.4mg/kg Körpergewicht zweimal pro Woche. Zur Verlaufsbeurteilung wurden Entzündungswerte im Blut, Dauer der Morgensteifigkeit, Anzahl geschwollener oder schmerzhafter Gelenke, Lebensqualität und Schmerzstärke und das Auftreten von Nebenwirkungen erfasst.
Unter der Therapie mit Etanercept kam es bereits nach einem Monat zu einer erheblichen Reduktion der entzündeten Gelenke. Die Dauer der Morgensteifigkeit nahm nach einem Monat von 45 +/- 65 min auf 12+/- 30 min ab und nach drei Behandlungsmonaten auf 7+/- 19 min. Auch die Lebensqualität und die Schmerzstärke wurden positiv beeinflußt. Auch die Entzündungswerte im Blut waren unter der Therapie rückläufig.
Der Therapieeffekt war bei Patienten mit einem gleichzeitigen Befall mehrerer Gelenke von Beginn an geringer, als bei Patienten mit einem Befall weniger Gelenke. Eine Remission - das heißt eine Beschwerdefreiheit unter Therapie - trat bei 72 Patienten auf. Bei 14 Patienten wurde daraufhin die Therapie mit Etanercept beendet. Bei 6 dieser Patienten kam es allerdings innerhalb der ersten 11 Monate zu einem Rückfall. Nach einem erneuten Ansetzen von Etanercept zeigten fünf Patienten wieder ein promptes Therapieansprechen.
In den 592 Behandlungsjahre der gesamten Patientengruppe traten 69 Nebenwirkungen bei 56 Patienten auf. Darunter waren 12 ernsthafte Nebenwirkungen mit Lungenentzündung, einem Schilddrüsenkarzinom, einer schweren toxischen Ablösung der Haut und eine Erkrankung des Nervensystems (Opportunistische Infektionen oder eine Lupus ähnliche Erkrankung traten nicht auf). Insgesamt wurde die Etanercept-Therapie bei 53 Patienten auf Grund von Nebenwirkungen und bei 25 Patienten wegen Wirkungslosigkeit abgesetzt.
Die Ergebnisse dieser bisher größten Beobachtungsstudie zu diesem Thema decken sich mit denen früherer kleiner Studien. Folgende Hauptaussagen lassen sich zusammenfassen:
Der Einsatz von Etanercept zur Behandlung der JIA und ähnlicher entzündlich-rheumatischer Erkrankungen im Kindesalter ist erfolgsversprechend und weist eine hohe Ansprechrate auf. Die Therapieerfolge setzen bereits nach einem Monat ein und steigen innerhalb des ersten Jahres kontinuierlich an. Patienten mit einem systemischen Krankheitsbeginn sprechen schlechter auf die Etanercept-Behandlung an. Die Verträglichkeit von Etanercept ist insgesamt gut, bei einer geringen Nebenwirkungsrate.
Literatur:
The German Etanercept Registry for Treatment of Juvenile Idiopathic Arthritis (JIA)
Horneff G1, Schmeling H1, Biedermann T2, Foeldvari I3, Ganser G4, Girschick HJ5, Hospach T6, Huppertz HI7, Keitzer R8, Kuester RM9, Michels H10, Moebius D11, Rogalski B12, Thon A13 for the Paediatric Rheumatology Collaborative Group 1G. Horneff, H. Schmeling: Department of Paediatrics, University Medical Centre, Martin- Luther-University, Halle-Wittenberg, 2T. Biedermann: Department of Paediatrics, Helios Clinic, Berlin-Buch, 3I. Foeldvari: Paediatric Rheumatology Clinic, AK Eilbeck, Hamburg, 4G. Ganser: Department of Paediatric Rheumatology, North-West-Germany Centre of Rheumatology St. Josef Stift, Sendenhorst, 5H.J. Girschick: Department of Paediatrics, University Medical Centre, Würzburg, 6T. Hospach: Olgas Children´s Hospital, Stuttgart, 7HI. Huppertz: Prof.- Hess-Paediatric Clinic, Bremen, 8R. Keitzer: Department of Paediatrics, Charité, Berlin, 9R.M. Kuester: Children´s Rheumatology Clinic, Bad-Bramstedt, 10H. Michels: Children´s Rheumatology Clinic, Garmisch-Partenkirchen, 11D. Moebius: Department of Paediatric Rheumatology, Carl-Thiem Hospital, Cottbus, 12B. Rogalski: Children´s Rheumatology Clinic Neckargemünd, 13A. Thon: Department of Paediatrics, University Medical Centre, Hannover, Germany