Deutlich weniger Gelenk-Operationen bei Rheuma - Rheumatologische Orthopäden fordern, konservative Therapie zu stärken
Mannheim/Heidelberg – Menschen mit entzündlichem Rheuma müssen sich seltener einer Gelenkoperation unterziehen als noch vor zehn Jahren. Vor allem die Zahl vorsorglicher Eingriffe, wie die Entfernung von entzündetem Gewebe in den Gelenken, geht zurück. Einige Experten erwarten auch eine Abnahme des künstlichen Gelenkersatzes bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA).
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) fordert daher, nicht-operative Behandlungsalternativen bei Rheuma in der Ausbildung von Orthopäden und Unfallchirurgen stärker zu berücksichtigen. Welche konservativen Methoden die Versorgung von Rheuma-Patienten verbessern, haben Experten auf der Pressekonferenz anlässlich des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) heute am 19. September 2013 von 11.00 bis 12.00 Uhr in Mannheim diskutiert.
Vor etwa zehn Jahren mussten sich noch bis zu 60 Prozent der Menschen mit entzündlichem Rheuma einer Gelenk-Operation unterziehen. „Heute verlaufen rheumatische Entzündungen der Gelenke weniger aggressiv, so dass wir die Betroffenen deutlich seltener operieren müssen“, sagt Dr. med. Harald Dinges, Kongresspräsident der DGORh vom Westpfalz-Klinikum, Kusel, im Vorfeld des DGRh-Kongresses.
Denn moderne Therapien wie Biologika, aber auch die frühzeitige Anwendung klassischer Basistherapeutika verbessern den Krankheitsverlauf entscheidend. Insbesondere die Zahl präventiver Eingriffe wie die Synovialektomie sei rückläufig. Hierbei entfernen Ärzte entzündete Gelenkschleimhäute, um Patienten von schmerzhaft geschwollenen Gelenken zu befreien.
Der Einsatz künstlicher Gelenke ist dementgegen nahezu stabil geblieben. In Deutschland bekommen jährlich etwa 25 000 Menschen mit RA eine Endoprothese. „Vor allem bei ihnen kann es aufgrund des geschwächten Immunsystems bei einer Gelenkersatz-Operation zu Wundheilungsstörungen und Infektionen kommen“, weiß Professor Dr. med. Stefan Rehart, Präsident der DGORh vom Agaplesion Markus Krankenhaus, Frankfurt am Main. Um diese Komplikationen zu verhindern, sammelt das DGORh-Register in einer groß angelegten Studie über die nächsten fünf Jahre Daten zur optimalen Medikamentengabe vor, während und nach einer Operation.
Mittelfristig sei damit zu rechnen, dass auch der Einsatz von Endoprothesen zurückgeht, prognostiziert Professor Dr. med. Wolfgang Rüther vom Klinikum Bad Bramstedt und der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf, Vorsitzender der Kommission ‚Rheumaakademie‘ der DGORh. Es sei daher wichtig, dass Orthopäden und Unfallchirurgen umdenken: „Wir müssen neben dem bisher vorrangig operativen Schwerpunkt den konservativen sehr viel deutlicher betonen“, fordern die DGORh-Experten.
Quellen:
Redemanuskripte zu den DGRh Pressekonferenzen 2013:
- Dr. Dinges/Professor Rüther
- Professor Rehart
Terminhinweise:
Patiententag
Termin: Samstag, 21. September 2013, 10.00 bis 15.00 Uhr
Ort: Saal 2.0: Musensaal, Congress Center Rosengarten, Mannheim
Unter anderem mit folgenden Themen:
- Schmerz beim Sport
- Brauche ich einen künstlichen Gelenkersatz?
- „Schmerzhafte Lebensereignisse und deren Überwindung“ Joy Flemming, Jazz-, Blues- und Schlagersängerin
Um Anmeldung wird gebeten.
Informationen zum Kongress:
Kongress-Programm
Kongress-Homepage
Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
Kongress-Pressestelle
Kathrin Gießelmann/Christina Seddig