Depressionen: zusätzlicher Risikofaktor bei RA!
Begleitende Depressionen erhöhen das Sterblichkeitsrisiko bei Patienten mit RA. Aber es gibt auch Hilfe!
1290 Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) wurden in eine Studie einbezogen, die insgesamt auf eine Dauer von 18 Jahren angelegt war. Seit 1981 wurden Daten dieser Patienten ermittelt, die jedes Mal, wenn die Patienten zur Kontrolle in die Klinik kamen, auf den neusten Stand gebracht wurden. Die Mediziner hielten dabei nicht nur der aktuelle Gesundheitszustand fest, sondern es wurden auch Fragen zu Familienstand, Kinderzahl, Berufstätigkeit u.ä. gestellt. Zusätzliche Erkrankungen der Patienten wurden seit 1991 durchgängig dokumentiert.
Der "Arthritis Impact Measurement Scales" (AIMS) ist ein Fragebogen, der speziell in Amerika zur Bewertung des Gesundheitszustandes von Patienten mit RA verwendet wird. Da hier auch psychische Daten erhoben werden, ermöglichte der "AIMS" die Ermittlung eines Depressions-Mittelwertes der Patienten während der ersten 4 Jahre nach Aufnahme in die Studie. Wenn der durch den "AIMS" gemessene Depressionswert größer als 4 war, wurde von einer manifesten Depression ausgegangen. Durch entsprechende Berechnungen konnte dann festgestellt werden, ob dieser Wert als möglicher Faktor für eine gesteigerte Sterblichkeitsrate bedeutsam war.
Das Ergebnis zeigte den Ärzten, dass ein besonderes Augenmerk auf die psychische Betreuung der Patienten gelegt werden muss: Bei den Patienten mit erhöhten Depressionswerten war das Sterberisiko um mehr als das doppelte erhöht. Dieses Risiko erwies sich übrigens als unabhängig von der Krankheitsaktivität der RA.
Aber nicht nur die Sterblichkeitsrate durch eine begleitende Depression ist erhöht, es findet sich bei RA-Patienten außerdem noch eine gegenüber der sonstigen Bevölkerung um das doppelte erhöhte Wahrscheinlichkeit, überhaupt an einer Depression zu erkranken.
Ob durch eine Behandlung der Depression die Sterblichkeitsrate gesenkt werden kann, müssen weitergehende Studien belegen, die Ang und seine Kollegen für sehr sinnvoll halten. Aus ihrer Sicht wäre der „Patient Health Questionnaire“ (PHQ-9), ein 9-Fragen-Katalog zur Ermittlung des Depressionswertes, ein geeignetes Basis-Instrument für solche Studien. Grenzwerte von 5, 10, 15 und 20 Punkten geben dabei die Schwere der Depression von leicht bis sehr schwer an. Ang empfiehlt, die Patienten zunächst einfach zu fragen, ob sie sich durch depressive oder niederdrückende Gedanken beeinträchtigt fühlen. Wird dies bejaht, kann zu weiteren Befragungen wie dem PHQ-9, übergegangen werden.
Auf dieser Seite kann der PHQ-9-Wert direkt online (allerdings auf englisch) ermittelt werden.
Wenn Patienten mit RA über Beschwerden klagen, die zu den objektiven Befunden des behandelnden Arztes nicht so recht zu passen scheinen, kann eine entsprechende Untersuchung eine mögliche Depression ausschließen oder verifizieren. Bei einer leichteren Depression sollten die Patienten angehalten werden, sich einer Patientenschulung anzuschließen, um mit ihrer Erkrankung besser umgehen zu können. Auch die Möglichkeit, mit einer speziell geschulten Krankenschwester bei Bedarf telefonischen Kontakt aufnehmen zu dürfen, kann hier sehr hilfreich sein.
Bei mittlerer bis schwerer Depression sollte der Einsatz von antidepressiv wirkenden Medikamenten zusätzlich zur antirheumatischen Basistherapie in Betracht gezogen werden.
Literatur
Ang DC, Choi H, Kroenke K, Wolfe F. Comorbid depression is an independent risk factor for mortality in patients with rheumatoid arthritis. J Rheumatol. 2005 Jun;32(6):1013-9.