Das Mikrobiom und die rheumatoide Arthritis
Neue Erkenntnisse aus DNA-Sequenz-basierten Analysen der Darmflora und das neu erwachte Interesse an der Immunologie der gastrointestinalen Schleimhaut legen nahe, dass unser Mikrobiom einen wesentlichen Umweltfaktor darstellt, der die Manifestation von Autoimmunerkrankung beeinflussen kann.
In der aktuellen Ausgabe von Nature Reviews Rheumatology fassen Jose U. Scher und Steven B. Abramson in einer Übersichtsarbeit historische Anhaltspunkte für eine mögliche Rolle der intestinalen Mikrobiota bei der Pathogenese der rheumatoiden Arthritis (RA) zusammen. Der Fokus liegt weiterhin auf neue Technologien, die für diese Hypothesen zukünftig die wissenschaftlichen Beweise liefern könnten.
Das Mikrobiom stellt die Gesamtheit aller Mikroorganismen (und ihr Genom) dar, die wir unabwendbar aus der Umwelt aufnehmen müssen. Die Mikroorganismen, die in (Darm) oder auf (Haut) uns leben, haben die Fähigkeit entwickelt, uns die Energie, die sie zum Überleben benötigen, zu entziehen. Im Gegenzug unterstützen sie unsere physiologischen, metabolischen und immunologischen Fähigkeiten, die zum evolutionären Erfolg des Menschen geführt haben.
Obwohl die RA aktuell als Autoimmunerkrankung eingestuft und als komplexe genetische Krankheit gesehen wird, ist die letztgültige Ursache für die rheumatoide Arthritis schwer zu erfassen. Wahrscheinlich ist das Zusammenspiel zwischen genetischen und Umweltfaktoren erforderlich, damit sich die Erkrankung manifestiert.
Hier die Eckpunkte der Arbeit:
Die rheumatoide Arthritis ist einer komplexe, polygene Autoimmunerkrankung, die das auf das Individuum und die Gemeinschaft einen starken Einfluss ausübt. Die Gene spielen eine Rolle, aber für die Manifestation der RA sind zusätzlich Umweltfaktoren erfoderlich.
Zahlreiche epidemiologische und klinischen Studie haben verschiedene Mikroorganismen bei der Untersuchung zur Pathogenese der RA einbezogen, eine kausale Ursache konnte jedoch nicht festgestellt werden.
Als Mikrobiom wird die Gesamtheit der Mikroorganismen und ihrer Gene definiert, die in einer spezifischen Umgebung leben. Das menschliche Mikrobiom ist den menschlichen Genen um einige Größenordnungen zahlenmäßig überlegen.
Die Kenntnis darüber, welche Rolle die Mikroorganismen bei der Regulierung von Gesundheit und Krankheit spielen, hat durch die Kultur-unabhängige DNA-Sequenz-Technologien zu große Fortschritte gemacht und zu neuen Einblicken in die Immunologie der Mukosa geführt.
Keimfreie und gnotobiotische (keimassozierte) Experimente haben ein tieferes Verständnis für die Interaktionen zwischen Wirt und Mikroorganismen vermittelt und haben gezeigt, dass die Darmflora im Modell bei genetisch prädisponierten Tieren Autoimmunität induzieren kann.
Es laufen Studien, die Rolle untersuchen, die das Mikrobiom bei der humanen RA und verwandten Erkrankungen spielt. Man hofft so, dass die Krankheitsmechanismen eindeutiger erkannt werden und therapeutische Ziele identifiziert werden können.
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Literatur und Links
The microbiome and rheumatoid arthritis
Jose U. Scher & Steven B. Abramson About the authors
Nature Reviews Rheumatology 7, 569-578 (October 2011) | doi:10.1038/nrrheum.2011.121
Author manuscript; available in PMC 2012 February 8.
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