Corinna Hermsen holt Posterpreis der DGRh nach Düsseldorf
Haben wir Perioden von längerer Sonnenscheindauer, steigt der Vitamin-D3-Spiegel. Sonne allein reicht aber bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und Psoriasis-Arthritis selbst in den Sommermonaten und bei viel Sonne nicht aus, um optimale Blutspiegel von Vitamin-D3 zu erzielen. Das sind die wesentlichen Ergebnisse der Düsseldorfer Forscherin Corinna Hermsen vom RHIO Forschungsinstitut für Rheumatologie, Immunologie und Osteologie. Für ihren originellen methodischen Ansatz und das praktisch wichtige Ergebnis erhielt sie am 21. September 2013 auf der Abschlußveranstaltung der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in Mannheim den Posterpreis in der Kategorie „Epidemiologie und Versorgung“.
Die offiziellen Empfehlungen sagen: Im Sommer reichen 20 Minuten Sonne auf Arme und Gesicht aus, damit die Haut genügend Vitamin D3 bilden kann [1]. Untersuchungen der Düsseldorfer Arbeitsgruppe, die Hermsen bereits im vorigen Jahr auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in Bochum vorgestellt hatte, ließen allerdings an der Allgemeingültigkeit dieser Empfehlung zweifeln [2]. Speziell stellte sich die Frage, ob sie auch für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen zutreffen würden. Die Vitamin-D-Spezialistin wertete deshalb die Daten von 1.949 ambulanten Patienten von RHIO (Rheumatologie, Immunologie, Osteologie) Düsseldorf aus, die im Jahre 2012 gemessen wurden, und stellte sie im monatlichen Jahresverlauf den Sonnenstunden von Januar bis Dezember 2012 in Nordrhein-Westfalen gegenüber [3]. Die entsprechenden Wetterdaten wurden vom Deutschen Wetterdienst bezogen. Für die Bewertung der Vitamin-D-Serumspiegel wurden folgende Kriterien zugrunde gelegt: Schwerer Mangel <25 nmol/L, mittelschwerer Mangel 25-50 nmol/L, insuffiziente Versorgung 50-75 nmol/L, optimale Versorgung >75 nmol/L [4].
Die wesentlichen Ergebnisse der Studie
Die Sonnenscheindauer in NRW spiegelte sich in den Vitamin-D-Serumspiegeln der unsupplementierten Patienten um einen Monat versetzt wider ( Abb.). Über das Jahr gesehen waren bei der überwiegenden Mehrzahl die Vitamin-D3-Spiegel nicht im optimalen Bereich (Abb.). Dies betraf nicht nur die 24.2% der Patienten, die kein Vitamin D3 einnahmen („unsupplementierte Patienten“, n=463), sondern auch die Patienten mit Vitamin-D3-Einnahme („supplementierte Patienten“, n=1.486). Unsupplementierte Patienten waren nur im September in einem optimalen Bereich. Vorausgegangen war eine Sonnenscheinperiode mit 225-250 Sonnenstunden im August 2012. Bei supplementierten Patienten war im Spätsommer (August – Oktober) ein kontinuierlicher Anstieg der Vitamin-D3-Blutspiegel um 53% (von 60,9 auf 93,6 nmol/L) zu beobachten. Der starke Anstieg ging mit einer höheren Dosis bei der Vitamin-D3-Supplementation einher. Dabei betrug die Dosis im August täglich durchschnittlich 2.051 IE Vitamin D3 pro Tag, im Oktober lag sie bei durchschnittlich 2.353 IE pro Tag.
Unsupplementierte Patienten unterlagen größeren jahreszeitlichen Schwankungen als supplementierte Patienten. Ohne Supplementation betrugen die niedrigsten Blutspiegel im Schnitt 32,3 nmol/L im Dezember und waren damit schon hart an der Grenze zu einem schweren Mangel. Spitzenwerte wurden im September erreicht mit einem durchschnittlichen Spiegel von 99,4 nmol/L.
Die Blutspiegel der supplementierten Patienten unterlagen hingegen weit weniger den jahreszeitlichen Schwankungen. Regelmäßige Supplementation verhinderte das Absinken der Vitamin-D-Spiegel auf Werte unter 50 nmol/L (das Minimum betrug 54,7nmol/L im Februar).
Die für die Praxis wichtige Schlußfolgerung
Durch Aufenthalt in der Sonne ist es möglich, die Vitamin-D-Serumspiegel zu steigern, aber Sonnenexposition alleine reicht auch im Sommer nicht aus, um kontinuierlich optimale Vitamin-D-Serumspiegel über 75 nmol/L zu erreichen. Insgesamt bestand auch bei den supplementierten Patienten für den überwiegenden Teil des Jahres eine insuffiziente Vitamin-D-Versorgungslage. Die unsupplementierten Patienten befanden sich ohnehin meistens in einer mittelschweren Vitamin-D-Mangelsituation. Notwendig erscheint daher eine Kombination aus Sonnenexposition und durchgängiger Supplementation.
Referenzen
[1] Holick, M. F, "Sunlight "D"ilemma: risk of skin cancer or bone disease and muscle weakness", 2001, Lancet, 357(9249): 4-6
[2] Corinna Hermsen, Felicitas Spiecker, Sabine Mettler, Gudrun Lind-Albrecht, Hans-Eckhard Langer: Erheblicher Vitamin-D3-Mangel bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen: Ergebnisse einer Querschnittsstudie in einem ambulanten Kollektiv". 40. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, Bochum 2012, Poster DI.02
[3] Hermsen, Corinna , Mettler, Sabine, Lind-Albrecht, Gudrun, Wiemann, Oliver, Langer, Hans-Eckhard: Einfluss der Sonnenscheindauer auf die Vitamin-D-Blutspiegel von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im Jahr 2012. 41. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, Mannheim/Heidelberg 2013, Poster EV.01
[4] Bischoff-Ferrari, H.A., et al., “Benefi t-risk assessment of Vitamin D supplementation”, 2011, Osteoporos Int 21(7): 1121-1132