Bessere Medikamente, aber weniger Rheumatologen? Den Fortschritt erfahrbar machen – Ausblick auf die internistischen Themen des DGRh-Kongresses
Sowohl die frühzeitigere Erkennung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen durch neue Klassifikationskriterien als auch ihre effektivere Behandlung durch neue Medikamente stehen im Mittelpunkt der internistischen Beiträge des DGRh-Kongresses, der heute in Hamburg beginnt.
Nachdem in den letzten Jahren gezeigt wurde, dass die Früherkennung und Frühtherapie von entscheidender Bedeutung für den Langzeitverlauf und die Gesamtprognose entzündlich-rheumatischer Erkrankungen sind, haben europäische und amerikanische Fachgremien die Klassifikationskriterien für wichtige Erkrankungen überarbeitet.
So stehen jetzt für die rheumatoide Arthritis und die Spondyloarthritiden (entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen) neue Kriterien zur Früherkennung und Diagnostik zur Verfügung, die auf dem Kongress vorgestellt und eingehend diskutiert werden.
Die rheumatoide Arthritis kann dadurch frühzeitiger diagnostiziert werden, Spondyloarthritiden werden erkennbar, bevor sich irreparable Knochenveränderungen in der traditionellen Röntgendiagnostik zeigen. Hierbei spielen neue bildgebende Verfahren eine wesentliche Rolle, bei deren Erprobung und Standardisierung deutsche Rheumatologen weltweit führend sind: die Arthrosonografie als gezielte standardisierte Ultraschalldiagnostik der Patienten und die Kernspintomografie als hochsensitive Methode zur frühzeitigen Erkennung knöcherner Destruktionen.
Einen breiten Raum nehmen innovative Biologika als Therapieansätze der Arthritiden, Spondyloarthritiden, Kollagenosen und Vaskulitiden ein. Auch in der Osteoporosebehandlung finden sogenannte Biologika nun Einzug in den Behandlungsalltag.
Dadurch hat sich die Perspektive für neu Erkrankte erheblich verbessert: Heute können sehr viele Patienten privat und beruflich ein normales, selbstbestimmtes Leben führen. Bei allen innovativen Pharmaka wird aber auch der Patient selbst mehr in die Behandlungsplanung einbezogen: Patienteninformation und -schulung sollen die Patienten mehr in die Therapieentscheidungen einbeziehen, die gemeinsame Festlegung eines individuellen Therapieziels dient dem Gleichgewicht zwischen Effektivität und Verträglichkeit/akzeptablem Therapierisiko.
Sorgen bereitet den Rheumatologen allerdings der Nachwuchs: In der Bundesrepublik sind 253 Rheumatologen zur Weiterbildung des rheumatologischen Nachwuchses ermächtigt, darunter 161 internistische Rheumatologen.
Allerdings kann nach einer aktuellen Umfrage der Kommission Weiter- und Fortbildung der DGRh ein Drittel diese Möglichkeit nicht wahrnehmen, teilweise weil Arztstellen in den Kliniken abgebaut wurden, teilweise weil offene Stellen nicht besetzt werden können. Die Fachgesellschaft wirbt daher für Nachwuchs, indem sie auf die guten Zukunftsaussichten der Rheumatologie, auf eine selbstständige Praxistätigkeit sowie das vielseitige und innovative Tätigkeitsfeld hinweist.
Quelle: Vortrag: Professor Dr. med. Jürgen Wollenhaupt, Sprecher der Kommission Fort- und Weiterbildung der DGRh, Chefarzt der Abteilung Rheumatologie und klinische Immunologie der Schön Klinik Hamburg-Eilbek, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Hamburg
Vorab-Pressekonferenz anlässlich des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), Donnerstag, 9. September 2010, Hamburg