Beobachtungsstudie in der klinischen Praxis - Geringere Häufigkeit einer Dosisanpassung unter Etanercept
Unterschiede in der Dosiseskalation zwischen den TNF-α-Inhibitoren Etanercept, Adalimumab und Infliximab in der normalen klinischen Praxis untersucht die retrospektive Beobachtungsstudie1 DART*. Patienten, die eine kontinuierliche Therapie mit Etanercept erhielten, benötigten signifikant seltener eine Steigerung der Dosis oder eine Verkürzung des Intervalls als Patienten, die mit den monoklonalen Antikörpern Adalimumab und Infliximab behandelt wurden.
Obwohl Infliximab, Adalimumab und Etanercept TNF-α als Ziel haben und dieses neutralisieren, gibt es zwischen den Wirkstoffen strukturelle Unterschiede. Etanercept ist ein rekombinantes, menschliches lösliches TNF-Rezeptorprotein [2], während Infliximab und Adalimumab monoklonale Anti-TNF-Antikörper sind. Die jeweilige Molekülstruktur kann zu pharmakologischen Unterschieden einschließlich unterschiedlicher Immunogenitätsprofile führen [1,3]. Unter der Therapie mit Etanercept scheint kein Zusammenhang zwischen der Bildung von Anti-Drug-Antikörpern und dem klinischen Ansprechen zu bestehen [2].
Hintergründe der Beobachtungsstudie
Die DART-Studie ist eine retrospektive Beobachtungsstudie, die in 5 europäischen Ländern (Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Niederlande und Italien) durchgeführt wurde und die die Prävalenz einer Dosiserhöhung bei 739 Patienten mit RA im normalen klinischen Alltag beurteilte, die über mindestens 12 Monate mit Etanercept (n=319), Adalimumab (n=313) oder Infliximab (n=107) behandelt und dann noch einmal für 6 Monate nachbeobachtet wurden.
Alle Patienten waren zuvor Anti-TNF-α-naiv gewesen und mussten zwischen Januar 2003 und Dezember 2004 über mindestens 12 Monate kontinuierlich mit einem initialen Anti-TNF-α-Wirkstoff behandelt worden sein. Bestimmt wurden Dosiserhöhung, Intensivierung der begleitenden DMARD-Therapie und Risiko für eine Dosiserhöhung sowie Kosten. Klinische Endpunkte waren die Prozentwerte der Patienten in den einzelnen Gruppen, die nach 12 und 18 Monaten eine Dosiserhöhung benötigt hatten [1].
Eine Dosiserhöhung war definiert als das erste Auftreten einer Anpassung der Dosierung oder Verabreichungshäufigkeit des TNF-α-Antagonisten nach oben, ausgehend von der in der Produktinformation angegebenen Anfangsdosis** und dem entsprechenden Dosierungsschema.
Weitere Änderungen der Behandlung, die als Dosiserhöhung gewertet wurden, waren der Anteil der Patienten, die nach 12 Monaten ihre biologische Behandlung wechselten, sowie Patienten, bei denen die Begleitmedikation aus DMARD oder Steroiden oder beidem intensiviert wurde. Dies konnte bedeuten, dass ein neues DMARD/Steroid hinzugefügt oder ein DMARD/Steroid geändert wurde.
Weniger Dosiseskalation unter Etanercept
Der Anteil von Patienten, die eine Dosiseskalation über 12 Monate erhielten, war signifikant niedriger unter der Therapie mit Etanercept im Vergleich zur Therapie mit Adalimumab und Infliximab. Dies blieb während der sechsmonatigen Follow-up-Phase erhalten.
Nach 18 Monaten lag der Anteil an Patienten mit einem Wechsel des Biologikums oder einer Dosiserhöhung unter Etanercept mit 2,5 % signifikant niedriger als bei Infliximab (34,6 %, p < 0,001) und Adalimumab (9,6 %, p < 0,001). Als Grund für die Dosiseskalation wurde am häufigsten der Verlust des Ansprechens auf die Therapie angegeben.
Bei Patienten, die mit Infliximab oder Adalimumab therapiert wurden, führte die Dosiseskalation zu statistisch signifikant höheren Gesamtkosten (Kosten für ambulante und stationäre Visiten, chirurgische Eingriffe, Laboruntersuchungen, diagnostische und medizinische Kosten) als bei den Patienten, die keine Dosiseskalation erhielten. In der Etanercept-Gruppe waren die Kostenunterschiede zwischen den Patienten mit und denjenigen ohne Dosiseskalation nicht signifikant.
Das Fazit der Autoren der DART-Studie:
Die Ergebnisse der retrospektiven Beobachtungsstudie zeigen, dass in der täglichen Praxis unter Therapie mit Etanercept signifikant seltener Dosiseskalationen beobachtet wurden als unter Therapie mit Adalimumab und Infliximab.
*Drug utilisation and dosing patterns Assessment: a Retrospective observational study of subjects Treated for rheumatoid arthritis
**Etanercept 25 mg zweimal wöchentlich oder 50 mg einmal wöchentlich; Adalimumab 40 mg jede zweite Woche; Infliximab 3 mg/kg alle acht Wochen nach der dritten Infusion
Literatur:
1 Moots RJ et al. Clinical and Experimental Rheumatology. 2011;29:26-34
Abstract
2 Fachinformation Enbrel®, Stand August 2011
3 Anderson PJ. Semin Arthritis Rheum. 2005;34(suppl1):19-22, Abstract
Quelle Pressemitteilung:
Pfizer Deutschland GmbH, Unternehmenskommunikation, Ulrike Großheim
Medizin & PR GmbH, Gesundheitskommunikation, Heike Hallenberg
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