Bei Psoriasis auch an die Nieren denken
Wissenschaftler um Professor Dr. Joel M. Gelfand von der University of Pennsylvania berichten aktuell im „British Medical Journal“, dass eine mittelschwere bis schwere Psoriasis auch zu einer chronischen Nierenerkrankung führen kann – unabhängig von den klassischen Risikofaktoren, wie Diabetes und Herzerkrankungen.
Die Psoriasis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Haut, an der ca. zwei bis vier Prozent der Bevölkerung leiden. Eine Untersuchung des Deutschen Psoriasisbundes (DPB) zeigt, dass bei Psoriasispatienten 20 Prozent und mehr auch an Psoriasis-Arthritis erkranken.
Bekannt ist, dass die Psoriasis bei diesen Patienten auch ohne die bekannten Risikofaktoren zu Diabetes und Herzerkrankungen führen kann. Inwieweit auch eine Assoziation mit Nierenerkrankungen besteht, hat das Forscherteam aus Philadelphia, USA untersucht, indem sie das Risiko für chronische Nierenkrankheiten bei Patienten mit und ohne Psoriasis miteinander verglichen haben.
Aus den Datenbank THIN identifizierten sie 143.883 Psoriatiker im Alter von 18 bis 90 Jahren. Als Vergleichskollektiv dienten 689.702 Patienten ohne Psoriasis. Als schwere Psoriasis wurde definiert, wenn die Patienten mit einer Phototherapie oder oralen bzw. zu injizierenden (biologischen) Medikamenten behandelt wurden.
Anschließend wurde analysiert, bei wie vielen aller Patienten zwischen 2003 und 2010 eine chronische Nierenerkrankung diagnostiziert worden war. Dabei wurden Risikofaktoren, wie Alter, Geschlecht, hohe Cholesterinspiegel und der Gebrauch von NSAR berücksichtigt.
Es stellte sich heraus, dass Patienten – besonders mit schwerer – Psoriasis ein größeres Risiko hatten, eine chronische Nierenbeteiligung zu entwickeln als das Kontrollkollektiv anderer Patienten. Bei Patienten mit schwerer Psoriasis (mehr als zehn Prozent der Körperoberfläche betroffen) war dieses Risiko doppelt so hoch und mehr als vierfach erhöht, auch eine dialysepflichtige terminale Niereninsuffizienz zu entwickeln. Dieses Risiko blieb für die schwere Psoriasis auch nach Adjustierung um die Risikofaktoren unabhängig bestehen.
Eine weitere Analyse von 8.731 Psoriasispatienten, bei denen Daten zur betroffenen Hautoberfläche vorlagen, ergab im Vergleich zu 87.310 Patienten ohne Schuppenflechte ähnliche Resultate: ein größeres Risiko für eine chronische Nierenbeteiligung bei moderater und schwerer Psoriasis.
Fazit
Die Autoren empfehlen eine engere Kontrolle der Nierenfunktion bei Patienten mit mehr als drei Prozent betroffener Körperoberfläche (mittelschwere Psoriasis), um erste Anzeichen für eine Nierenbeteiligung nicht zu übersehen und rechtzeitig zu behandeln. Auch sollte bei diesen Risikopatienten die Medikation sorgfältig erwogen werden.
Literatur und Link
Risk of moderate to advanced kidney disease in patients with psoriasis: population based cohort study
Joy Wan, resident physician, Shuwei Wang, predoctoral research fellow, Kevin Haynes, senior research investigator, Michelle R Denburg, assistant professor of pediatrics, Daniel B Shin, predoctoral research fellow, Joel M Gelfand, associate professor
BMJ 2013;347:f5961 (Published 15 October 2013)
Abstract