BDRh-Kongress 2012: RA-Therapie im gesundheitsökonomischen Spannungsfeld - Faktor Zeit bei RA-Therapie mit anti-TNFs von hoher Relevanz – auch unter gesundheitsökonomischer Sichtweise
Beim Pressegespräch der UCB Pharma GmbH im Rahmen des 7. Kongresses des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen (BDRh) Ende April 2012 in Berlin diskutierten Vertreter von Gesundheitsökonomie und Rheumatologie miteinander über die optimale Therapie der Rheumatoiden Arthritis (RA). Einen Konsens fanden die Referenten darin, dass ein möglichst rascher Krankheitsrückgang sowohl aus individueller Patientenperspektive als auch aus volkswirtschaftlicher Sicht oberstes Therapiegebot sein sollte.
Einigkeit bestand zudem darin, dass der Faktor Zeit – insbesondere der Zeitraum 12 Wochen – in der RA-Therapie von hoher Relevanz für die langfristige Prognose ist: Gepoolte Daten zu TNFα-Inhibitoren zeigten, dass bei einem Großteil der Patienten das Therapieansprechen innerhalb der ersten 12 Wochen stark prädiktiv für den Therapieerfolg nach einem Jahr war.1 Wie beim Pressegespräch anhand von Studiendaten zu Certolizumab Pegol (Cimzia®) gezeigt wurde, war mit dem anti-TNF ein schnelles Ansprechen für 72% der Patienten bereits innerhalb 6 Wochen und für 87% innerhalb 12 Wochen möglich.2
Beim Pressegespräch der UCB Pharma GmbH im Rahmen des BDRh-Kongresses vertrat Professor Dr. J.-Matthias Graf von der Schulenburg, Leiter der Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie an der Universität Hannover, die Sichtweise der Gesundheitsökonomen zur RA-Therapie. Er verwies insbesondere auf die vergleichsweise hohen Krankheitskosten, die eine RA verursacht: „Patienten mit rheumatischen Erkrankungen sind sehr viel weniger in der Lage, am Arbeitsprozess teilzunehmen im Vergleich zu gesunden Menschen. Und dieser Produktivitätsverlust verursacht immense volkswirtschaftliche Kosten!“.
Diese sogenannten indirekten Kosten (für Krankschreibungen, Frühverrentung sowie sonstige Produktivitätsverluste) führten von der Schulenburg zufolge bei der RA langfristig zu weitaus höheren Kosten als die reinen Behandlungskosten (sog. direkte Kosten). Zudem würden die Kosten mit der Schwere der Erkrankung steigen, wobei dies für die indirekten Kosten noch stärker zuträfe.
Hinsichtlich der Frage, ob die RA eine kostenintensive Therapie mit sich bringe, führte von der Schulenburg eine ökonomische Analyse an, welche die durch die RA entstehenden Kosten vor (1997/98) und nach (2002) der Einführung von TNFα-Inhibitoren in Deutschland verglichen hat. Hier seien bei den direkten Kosten Substitutionseffekte zu beobachten: Während die Kosten für Medikation 1997/98 mit 550 EUR pro Patient/Jahr deutlich geringer waren als 2002 (1.580 EUR pro Patient/Jahr), fielen die Kosten für Krankenhausaufenthalte 2002 deutlich niedriger aus als 1997/98 (500 EUR vs. 1.240 EUR pro Patient/Jahr). Bei den Produktivitätskosten bzw. indirekten Kosten war 2002 ebenfalls eine starke Abnahme festzustellen. Von der Schulenburgs Fazit: „Der besser eingestellte Patient führt langfristig zu geringeren Kosten.“
Der „12-Wochen-Faktor“ in der RA-Therapie
Diesen Aspekt griffen die Rheumatologen Professor Dr. Jürgen Wollenhaupt, Schön Klinik Hamburg-Eilbek, und Professor Dr. Klaus Krüger, Praxiszentrum St. Bonifatius München, mit Verweis auf die heutigen RA-Therapieziele auf: „Auch dank neuer Therapieoptionen sind wir inzwischen in der Lage, die Remission als realistisches Behandlungsziel ansteuern zu können“, so Krüger. Um dieses Ziel zu erreichen, sei in der RA-Therapie der Faktor Zeit von überragender Bedeutung, wie Krüger ausführte.
Zum einen in Bezug auf die Diagnosestellung und Therapieinitiierung: „Die Leitlinien legen fest, dass bei allen RA-Patienten innerhalb von 12 Wochen die Diagnose gestellt werden sollte“, stellte Krüger klar. Zum anderen hinsichtlich der engmaschigen Therapiekontrolle innerhalb von 4-12 Wochen, die mit sich führt, dass bei Nicht-Errreichen des angestrebten Behandlungszieles eine Entscheidung über Fortführung oder Abbruch der Therapie getroffen werden muss. 3
Wie Krüger aufzeigte, ergab eine Analyse gepoolter Daten, dass bei TNFα-Inhibitoren das Ansprechen innerhalb von 12 Wochen als prädiktiv für den Therapieerfolg nach 1 Jahr angesehen werden kann.1 Diese Daten sind auch in den 2010 aktualisierten EULAR-Empfehlungen berücksichtigt, die bei einem ungenügenden Ansprechen nach 12 Wochen eine Adaptierung der Therapie vorsehen.
Bei einem Blick auf Daten des niederländischen DREAM-Registers zeigt sich jedoch, dass unter einer Therapie mit TNFα-Inhibitoren nach drei Monaten nur 56% der Patienten als „Responder“* klassifiziert werden konnten, während 44% „Non-Responder“ blieben. Bei Fortführung der Therapie wurden nach 6 Monaten 37% der ursprünglichen Non-Responder zu Respondern, 63% der Patienten dagegen wurden vergeblich behandelt.4
Certolizumab Pegol: Lebensqualitätsverbesserung durch schnelles Ansprechen
Beim PEGylierten anti-TNF Certolizumab Pegol zeige sich jedoch ein anderes Bild, wie Krüger darstellte: In einer post-hoc Analyse2 der RAPID 1-Studie galten nach 12 Wochen 87% der Patienten als Responder*. Von den 13% Non-Respondern zu Woche 12 erreichte nach einem Jahr lediglich ein kleiner Anteil von 2% eine niedrige Krankheitsaktivität.2 Somit sollte die Therapie mit Certolizumab Pegol bei Non-Respondern zu Woche 12 konsequent umgestellt werden. Durch diese Erkenntnisse bietet Certolizumab Pegol die Voraussetzung, bei TNFα-Inhibitor-naiven Patienten als First-Line-Therapie eingesetzt werden zu können. Alle bisher vorliegenden Studien zeigten zudem im Allgemeinen eine gute Verträglichkeit von Certolizumab Pegol.
Häufige Nebenwirkungen sind Infektionen, z. B. der oberen Atemwege oder Harnwege, wie sie auch bereits in Studien mit anderen TNF-α-Inhibitoren beobachtet wurden. Ein schnelles Ansprechen unter Certolizumab Pegol würde sich auch in den verfügbaren Lebensqualitätsdaten zu diesem anti-TNF widerspiegeln, ergänzte Krüger. Diese wurden anhand des SF-36 Fragebogens erhoben und beziehen sich u.a. auf Domänen wie allgemeine Gesundheitswahrnehmung, psychisches Wohlbefinden, emotionale Rollenfunktion, körperliche und soziale Funktionsfähigkeit. Schon nach 12 Wochen war bei verschiedenen Domänen fast das Maximum an Verbesserung erreicht. Nach 100 Wochen näherten sich die Werte in einigen Bereichen sogar denen der Allgemeinbevölkerung an.5
Abschließend stellten die Referenten fest, dass der Steigerung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in der RA-Therapie heutzutage mehr und mehr Bedeutung beigemessen werde. Eine effiziente, zielgerichtete Therapie sowie die Beachtung des Faktors Zeit in der RA-Therapie – speziell der Zeitspanne 12 Wochen – könnten zudem dazu beitragen, auf lange Sicht die durch die RA entstehenden volkswirtschaftliche Kosten zu dämpfen.
* Patienten mit DAS28-Verbesserung ≥ 1,2
Literatur
1 Aletaha D et al. Arthritis & Rheumatism 2007; 56(10): 3226–3235, Abstract
2 van der Heijde D et al., Journal of Rheumatology 2012; 39:7;
doi:10.3899/jrheum.111171, epub ahead of print, Abstract
3 Smolen J et al. Ann Rheum Dis 2010;69(6):964-75, Full Text
4 Kievit W et al. Ann Rheum Dis 2009; 68 (6):844–849, Abstract
5 Strand V et al., Arthritis Research & Therapy 2009, 11:R170
(doi:10.1186/ar2859), Abstract
Quelle: Pressemitteilung
UCB Pharma GmbH, Dr. Jens Klöpper, Angelika Dreßen
Haas & Health Partner Public Relations GmbH, Arne Bendixen
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