Autoimmunerkrankungen als Nebenwirkung von Tetracyclinen
Tetracycline sind häufig eingesetzte Antibiotika, die als seltene Nebenwirkung unter anderem ein Lupus-ähnliches Krankheitsbild hervorrufen können.
Tetracycline zählen zu den altbewährten Breitspektrumantibiotika. Sie werden vor allem in der Dermatologie unter anderem häufig zur Behandlung hartnäckiger Akne eingesetzt und sind im Allgemeinen gut verträglich.
Eine französische Arbeitsgruppe stellte sich die Aufgabe, die Fachliteratur zwischen 1997 und 2001 nach Nebenwirkungen, die unter einer Langzeittherapie mit Tetracyclin bei der Behandlung von Akne auftarten, zu durchforsten.
In 76 Artikel wurden 250 Fälle beschrieben, in denen Nebenwirkungen auftraten. Minocyclin - ein häufig verordnetes Antibiotikum aus der Gruppe der Tetracycline - war der Hauptangeklagte.
Von den 250 Fällen kam es bei 72 zum Auftreten von Autoimmunstörungen. Meistens handelte es sich dabei um ein Lupus-ähnliches Krankheitsbild (sog. medikamentös induzierter Lupus) mit oder ohne autoimmuner Hepatitis. In 5 Fällen trat eine Vaskulitis auf. Die autoimmunologischen Nebenwirkungen traten vor allem nach einer längeren Behandlungszeit von mehreren Wochen oder Monaten auf.
Andere häufige und bekannte Nebenwirkungen waren unter anderem Verfärbungen der Haut, Knochen oder Zähne sowie ein Hypersensitivitätssyndrom oder ein Pseudotumor cerebri.
Die Nebenwirkungen unter Tetracyclintherapie sind verhältnismäßig selten, können aber durchaus bedrohliche Ausmaße annehmen. Wichtige Botschaft ist, Patienten mit einem Lupus-ähnlichen Krankheitsbild auch nach der Einnahme von Tetracyclinen zu befragen. Eine Beschränkung der Tetrcyclintherapie auf einen möglichst kurzen Behandlungszeitraum kann das Risiko ernsthafter Nebenwirkungen vermindern.
Literatur: Grasset L, Guy C, Ollagnier M. Centre regional de pharmacovigilance, hopital de Bellevue, 42055 Saint-Etienne cedex 2, France. Cyclines and acne: pay attention to adverse drug reactions! A recent literature review. Rev Med Interne. 2003 May;24(5):305-16.