ASS bei Riesenzellarteriitis – neue Einsatzmöglichkeiten eines alten Wirkstoffes
Acetylsalicylsäure wird in niedriger Dosierung z.B. zur Vorbeugung von Schlaganfällen oder koronarer Herzkrankheit (KHK) eingesetzt. Komplikationen bei der Riesenzellarteriitis betreffen ähnliche Bereiche, so dass ASS hier helfen könnte.
Diesen Forschungsansatz verfolgte eine Studiengruppe in Israel, die sich die Krankenakten von 175 Patienten aus den Jahren 1980 bis 2000 zur Analyse vorgenommen hatte, bei denen die Diagnose „Riesenzellarteriitis“ bestand. 166 dieser Patienten wurden weitere 3 Monate beobachtet.
36 der 175 Patienten (= 21%) hatten zum Zeitpunkt der Diagnose Riesenzellarteriitis bereits ASS in einer Menge von 100 mg/Tag eingenommen, da sie unter einer kororanen Herzkrankheit litten.
Alle Patienten erhielten zur Therapie der Riesenzellarteriitis Cortison (Prednison, z.B. Decortin). Zusätzlich zu den 36 Patienten, die bereits ASS einnahmen, wurden 41 weitere Patienten ebenfalls mit ASS versorgt.
Komplikationen, die durch mangelnde Durchblutung hervor gerufen werden, waren bei 43 Patienten bereits vorhanden, davon litten 30 an Verlust des Sehvermögens, 11 hatten Schlaganfälle erlitten und bei 2 Patienten wurden beide Komplikationen festgestellt.
Von diesen 43 Patienten nahmen aber nur drei bereits ASS ein, der Rest bekam noch keine Acetylsalicylsäure zur Vorbeugung.
Auch während der weiteren Verlaufsbeobachtung erlitten von den Patienten, die ASS einnahmen, nur 2 einen Schlaganfall, gegenüber 12, die nur mit Cortison behandelt wurden.
Diese Ergebnisse sprechen eindeutig für eine niedrig dosierte Gabe von ASS bei Patienten mit Riesenzellarteriitis, wenn es keine Gründe dafür gibt, dass diese Substanz nicht gegeben werden darf (z.B. Allergie gegen Salicylate oder Magen-Darm-Geschwüre).
Quelle
Praxis-Depesche 3/2005, Seite 11