Arzneimittelreport 2013 der Barmer GEK veröffentlicht
Zu viele Antipsychotika für Kinder, zu viele Beruhigungsmittel für demente Senioren und viele Wirkstoffe gleichzeitig für ältere Menschen – zu diesen Feststellungen kommt der Arzneimittelreport 2013 der Barmer GEK, der in dieser Woche vorgestellt wurde. Der Report gibt auch einen Überblick über die medikamentöse Therapie der an rheumatoider Arthritis Erkrankten unter den Barmer GEK Versicherten.
Basierend auf Daten von 2,1 Millionen Versicherten über 65 Jahre haben die Autoren des Arzneimittelreports um den Bremer Versorgungsforscher Prof. Dr. Gerd Glaeske analysiert, wie häufig Patienten mehrere Arzneimittelwirkstoffe parallel verordnet bekommen.
Dabei zeigte sich, dass ein Drittel der Versicherten von Polypharmazie betroffen ist, also täglich mehr als fünf Arzneimittelwirkstoffe einnimmt. Bei den Hochbetagten zwischen 80 und 94 Jahren ist fast jeder Zweite betroffen. Im Durchschnitt nehmen Männer über 65 Jahre täglich 7,3 Wirkstoffe ein, bei Frauen dieser Altersgruppe sind es 7,2. Glaeske: "Darunter leidet vor allem auch die Therapietreue."
Vernetzung für mehr Transparenz
"Gerade die Ergebnisse zur Polypharmazie zeigen, dass wir dringend mehr Vernetzung und Transparenz im Gesundheitswesen brauchen", resümiert Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK. "Hätten wir die elektronische Gesundheitskarte, das elektronische Rezept und die elektronische Patientenakte, hätten behandelnde Ärzte und auch Apotheker einen viel besseren Überblick über die Arzneimitteltherapie." Die riskante Multimedikation ließe sich durch elektronische Vernetzung viel besser steuern.
Besorgniserregend hoch stufen die Bremer Forscher die Verordnungszahlen von Antipsychotika für Kinder und Jugendliche ein. Von 2005 bis 2012 sind die Verschreibungen um 41 Prozent gestiegen.
Kritisch bewertet das Autorenteam vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen den Einsatz von so genannten Benzodiazepinen bei Menschen mit einer Demenzerkrankung. Diese Schlaf- und Beruhigungsmittel wurden 2010 rund 23.500 Versicherten der Barmer GEK verschrieben, zu 70 Prozent an Frauen. Mit dem Wirkstoff verbunden sei ein Verlust kognitiver Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Erinnerung oder Lernen.
Rheumatherapie: Mehr Verordnungen von Biologika in den neuen Bundesländern
Der Report beschäftigt sich auch ausführlich mit der Therapie der rheumatoiden Arthritis: rund 2011 rund 110.000 Versicherte der Barmer GEK sind von der häufigsten Form chronisch entzündlicher Gelenkerkrankungen Erkrankung betroffen, Frauen deutlich häufiger.
Besonders in den neuen Bundesländern werden mehr so genannte Biologika verordnet. Sind es im Durchschnitt 6 Prozent der Patienten, steigen die Werte im Osten der Republik auf bis zu 10,7 Prozent. Glaeske: "Gerade bei älteren Patienten ist Vorsicht geboten, denn es gibt Hinweise auf häufigere Infektionen bei einer Biologikatherapie." Biologika sind etwa 40-mal teurer als das Basistherapeutikum Methotrexat. (Report S. 142 ff, Infografik 9)
Der Report stellt auch dar, welche Rheuma-Basistherapeutika für die betroffenen Versicherten der Barmer GEK im Jahr 2011 verschrieben wurden: Die höchsten Verordnungsmengen entfielen mit fast 13 Millionen definierten Tagesdosen (DDD) auf Methotrexat. Somit erhielt jeder Rheuma-Patient im Schnitt an jedem dritten Tag ein solches Basistherapeutikum.
Mit Pressematerial der Barmer GEK