Arthritis - im Tierexperiment kombinierte Hemmung von entzündungsfördernden Botenstoffen sinnvoll
Der kombinierte Einsatz des Tumor Nekrose Faktor-Blockers Infliximab mit dem Interleukin-1 Rezeptor Antagonist Anakinra führt bei Mäusen mit Arthritis zu einer nahezu vollständigen Blockade der Entzündungsprozesse im Gelenk und zum Aufhalten von Knorpel- und Knochenschäden.
Bestimmte Botenstoffe sind für die entzündlichen Prozesse in der Gelenkschleimhaut, im Knorpel und im Knochen verantwortlich. Der bekannteste Vertreter ist der Tumor Nekrose Faktor (TNF). Weitere wichtige Triggersubtanzen, die die Entzündung und die Zerstörung des Gelenkes vorantreiben sind Interleukin-1 (IL-1) und RANKL.
Eine Arbeitsgruppe aus Wien untersuchte, wie effektiv sich die Blockade eines der oben genannten Botenstoffe oder die Blockade mehrerer Botenstoffe gleichzeitig auf die entzündlichen Vorgänge im Gelenk auswirkt. Zur Blockade des Tumor Nekrose Faktors wurde der TNF-Blocker Infliximab eingesetzt, Interleukin-1 wurde mit dem Interleukin-1Rezeptor Antagonist Anakinra blockiert und RANKL mit Osteoprotegerin (OPG).
Sogenannte transgene Mäuse mit einer Arthritis wurden entweder nur mit einer dieser Substanzen behandelt oder mit unterschiedlichen Kombinationen. Im Anschluß wurde die Gelenkschleimhaut und die Knochen- und Knorpelschäden feingeweblich untersucht.
Die Entzündung der Gelenkschleimhaut wurde durch den TNF-Blocker zu 50% gehemmt, die beiden anderen Substanzen zeigten keine Einfluß. Kombinierte man allerdings den TNF-Blocker mit einem der anderen Substanzen, so lies sich die Entzündung nahezu vollständig beherrschen.
Hinsichtlich der Knochendefekte lies sich Folgendes feststellen: Der TNF Blocker konnte Knochendefekte zu 79% verhindern und OPG zu 60%. Obwohl Anakinra in der Einzeltherapie überhaupt keinen Effekt auf den Knochen aufwies, lies sich in der Kombination mit dem TNF-Blocker das Auftreten von Knochendefekten zu 98% verhindern.
Die Zerstörungsprozesse am Knorpel ließen sich durch den TNF-Blocker zu 43% verhindern. Die beiden anderen Substanzen zeigten nahezu keinen Einfluß auf die Knorpelveränderungen. Auch hier waren die besten Ergebnisse durch den kombinierten Einsatz von TNF-Blocker und Anakinra zu erzielen (Verhinderung eines Knorpelschadens von 80%).
Eine Kombination aller drei Substanzen gleichzeitig brachte bei allen Untersuchungen keinen weiteren Effekt.
Zusammenfassend läßt sich aus diesen Untersuchungen an Mäusen ableiten, dass der alleinige Einsatz einer Substanz nicht zur vollständigen Blockade der Entzündungsprozesse im Gelenk führt. Besonders durch die Kombination eines TNF-Blockers mit dem Interleukin-1 Rezeptor Antagonist Anakinra kann die Entzündung und damit auch der Schaden des Gelenkes allerdings nahezu vollständig aufgehalten werden.
Literatur: Zwerina J, Hayer S, Tohidast-Akrad M, Bergmeister H, Redlich K, Feige U, Dunstan C, Kollias G, Steiner G, Smolen J, Schett G. University of Vienna, Vienna, Austria. Single and combined inhibition of tumor necrosis factor, interleukin-1, and RANKL pathways in tumor necrosis factor-induced arthritis: effects on synovial inflammation, bone erosion, and cartilage destruction. Arthritis Rheum. 2004 Jan;50(1):277-90
Anmerkung: Die Anwendung einer Kombination von TNF-alpha-blockierenden Substanzen mit IL-1-Blockern beim Menschen ist nicht ganz unproblematisch. So kam es in ersten Pilotstudien mit solchen Kombinationen zu einer ganz erheblich erhöhten Infektionsrate. Es ist deshalb die Frage, ob die sehr positiven Ergebnisse aus Tierexperimenten überhaupt auf die Therapie beim Menschen übertragen werden können. Anders ist die Situation möglicherweise bei den in anderen, in der tierexperimentellen Studie auch eingesetzten Kombinationspartnern.