Arava®: Effektiv bei früher rheumatoider Arthritis!
Ist der Einsatz von Arava® bei Patienten mit rheumatoider Arthritis ohne Vorbehandlung mit DMARDs (= Disease modifying antirheumatic drugs, Basistherapeutika) sinnvoll? Kann durch Leflunomid-Therapie eine Verbesserung von Krankheitsaktivität und Lebensqualität erreicht werden? Oder sollten erst andere Therapien angewendet werden?
Dieser Fragestellung gingen Rheumatologen des Universitätskrankenhauses der Stadt Oviedo in der spanischen Provinz Asturias nach. Die Ärzte untersuchten in der Zeit von Juni 2002 bis November 2004 die Effektivität und Verträglichkeit von Leflunomid, dem Wirkstoff von Arava® , bei der Behandlung der frühen rheumatoiden Arthritis. Berücksichtigt wurde dabei auch das radiologisch sichtbare Fortschreiten der Erkrankung.
87 Studienteilnehmer (58,6% davon Frauen) wurden während der Studiendauer mit 20 mg Leflunomid pro Tag behandelt.
Umfangreiche Messdaten sollten Aufschluss über die verschiedenen Bereiche geben, die das Wesen der rheumatoiden Arthritis ausmachen. So wurden nicht nur geschwollene Gelenke gezählt, Hände und Füße geröntgt und die diversen aussagefähigen Blutwerte wie Rheumafaktor oder CRP bestimmt, sondern auch die Funktionsfähigkeit der Gelenke anhand des HAQ-Fragebogens und die Bewertung der Lebensqualität durch den SF-36-Fragebogen, der auch bei anderen chronischen Erkrankungen eingesetzt wird, wurden in die Bewertung mit einbezogen.
Das Durchschnittsalter der Patientengruppe lag bei 58 Jahren, die durchschnittliche Krankheitsdauer vor der Behandlung betrug 17 Wochen. Dieser Wert liegt noch in etwa im Bereich des „window of opportunity“, des Zeitfensters, innerhalb dessen eine Behandlung beginnen sollte, um größtmögliche Erfolge zu erzielen. Bei der rheumatoiden Arthritis wird ein Wert von 12-16 Wochen als ideal angesehen.
Von den 87 Patienten erfüllten 73 die Kriterien des ACR (American College of Rheumatology) für rheumatoide Arthritis:
1. Morgensteifigkeit (in einem Gelenk während mindestens einer Stunde)
2. Arthritis in drei oder mehr Gelenkregionen
3. Arthritis an Hand- oder Fingergelenken
4. Symmetrische Arthritis (gleichzeitig beidseitiger Befall der gleichen Gelenkregion)
5. Subkutane Rheumaknoten (objektiv beobachtete subkutane Knoten über Knochenvorsprüngen oder gelenknahen Streckseiten)
6. Rheumafaktornachweis
7. Radiologische Veränderungen der Gelenke
Mindestens 4 von 7 Kriterien müssen erfüllt sein (wobei Kriterien 1 bis 4 während mindestens 6 Wochen bestehen müssen).
Die Ergebnisse der Studie wurden nach den ACR-Response-Kriterien bewertet, das heißt, es mussten bestimmte Bedingungen erfüllt sein. So erfüllt eine 20 %ige Verbesserung ganz bestimmter Symptome wie Morgensteifigkeit oder Gelenkschmerzen die Voraussetzungen für eine "ACR20-Response", entsprechendes gilt für "ACR50-Response" und "ACR70-Response".
Die Ergebnisse beziehen sich auf 66 Patienten, die nach 24 Wochen Therapiedauer bewertet wurden. 53 davon wurden dann zum Studienende nach 52 Wochen nochmals kontrolliert. Die Werte nach 52 Wochen unterschieden sich allerdings nur unwesentlich von denen nach 24 Wochen.
Die ACR20, ACR50 und ACR70 Werte betrugen 75,5%, 44,2% und 24,5%, wobei man hier die Prozentzahlen nicht auf 100 % addieren kann, denn wer ACR70 erreicht, hat natürlich automatisch auch die ACR20-Kriterien erfüllt.
24.4% der Patienten erzielten sogar eine vollständige Remission, was durch einen DAS (Disease activity score = Krankheits-Aktivitäts-Index) unter 1,6 Punkten bestätigt wurde.
Die Beantwortung des SF-36-Fragebogens nach 52 Wochen ergab eine deutliche Erhöhung sowohl der physischen, als auch der psychischen Lebensqualität. Die Patienten hatten also nicht nur weniger Beschwerden, sondern konnten auch wieder aktiv am gesellschaftlichen Leben (in der von ihnen gewünschten Form) teilnehmen. Diese Bewertung erfolgt naturgemäß sehr individuell, denn für den einen ist es für die persönliche Zufriedenheit ausreichend, wenn er öfter mal in ein Konzert gehen kann, ein anderer möchte vielleicht viel reisen oder einer bestimmten Sportart nachgehen.
16% der Behandelten zeigten eine zu geringe Reaktion auf die Arava®-Behandlung, so dass bei ihnen zusätzlich Methotrexat eingesetzt wurde. 9 Patienten zeigten keinerlei Veränderung ihres ursprünglichen DAS-Wertes, wurden also als sogenannte „Non-Responder“ bewertet. Lediglich bei 8 der 87 Patienten musste Leflunomid auf Grund verschiedener Nebenwirkungen (u.a. auffällige Leberwerte, Herz-, Kreislaufbeschwerden, Durchfall, Kopfschmerzen) abgesetzt werden.
Bei 9 Patienten wurden vor der Behandlung bereits erosive Gelenkveränderungen festgestellt. Während aus dieser Patientengruppe 28,5% weitere, neue Gelenkschäden entwickelten, betrug dieser Wert nur 3,4% bei den Patienten, die auch zu Beginn keine Erosionen hatten. Dies, und zusätzlich die Auswertung der Röntgenbilder, die ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung nur bei 22,5% der Patienten zeigten, ist erneut ein Beweis dafür, wie wichtig eine frühzeitig (und ohne vorhergehende sonstige Therapieversuche) begonnene Therapie mit hochwirksamen Medikamenten wie Arava® ist.
Literatur
M. M. Alperi-López, F. J. Ballina-García, J. L. Riestra-Noriega, J. A. Fernández-Sánchez, A. Rodríguez-Pérez. P. Moreno-Gil. Rheumatology, Central Universitary Hospital of Asturias, Oviedo, Spain. Leflunomide treatment in patients with early rheumatoid arthritis and non prior DMARD therapy. Ann Rheum Dis 2005;64(Suppl III):468