Anhaltende Rückenschmerzen im jungen Alter – ein mögliches Symptom für entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäulen (Spondyloarthritiden): Was sind die besten Diagnose- und Therapiestrategien?
Welche Symptome verursachen Spondyloarthritiden? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Wie kann der Arzt im Gespräch mit seinem Patienten mit einfachen Fragen einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer Spondyloarthropathie erhalten? Diese Fragenkomplex beantwortete Prof. Dr. Jürgen Braun, Herne, während der Pressekonferenz anlässlich des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie am 20. September 2012 in Bochum.
Die Spondyloarthritiden (SpA) sind eine durch klinische Symptome und genetische Prädisposition verbundene Gruppe von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, die zum Teil nach der im Vordergrund stehenden klinischen Manifestation und/oder nach Subtypen unterschieden werden.
Der wichtigste Subtyp ist die ankylosierende Spondylitis (AS), die jetzt zusammen mit der nicht röntgenologischen axSpA (nr-axSpA) unter dem Oberbegriff axSpA eingeordnet wird. Damit lassen sich nun auch frühe Formen erfassen, die Entzündung im Achsenskelett ist hierbei zum Teil nur in der Magnetresonanztomografie (MRT) erkennbar.
Die wichtigsten klinischen Symptome der SpA sind der entzündliche Rückenschmerz und die periphere, meist asymmetrische Oligoarthritis und Enthesitis. Die zum Teil typische Beteiligung anderer Organe umfasst die Augen (anteriore Uveitis), die Haut (Psoriasis), den Darm (wie CED) und andere.
Die typischen Symptome beginnen bei AS meist in den Sakroiliakalgelenken im Alter von etwa 26 Jahren, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Etwa zwölf Prozent der Patienten mit nr-axSpA entwickeln innerhalb von zwei Jahren definitive Strukturveränderungen. Der stärkste genetische Faktor, das HLA-B27, ist bei circa 90 Prozent der AS-Patienten vorhanden.
Frühere lange etablierte Klassifikationskriterien für axSpA sind in frühen Krankheitsphasen zu wenig sensitiv, dies hat zur Diagnoseverspätung bei AS beigetragen. Von großer Bedeutung hierfür ist die hohe Prävalenz von Rückenschmerzen in der Bevölkerung und die mit der Bewertung von konventionellen Röntgenbildern des Achsenskeletts verbundene diagnostische Unsicherheit.
Die neuen ASAS-Klassifikationskriterien haben die Frühdiagnostik der SpA verbessert, weil die MRT und die frühe Bestimmung von HLA-B27 hierbei eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus liegen aktuelle Updates der internationalen Empfehlungen für das Management der AS und die Therapie der axSpA mit Biologika vor.
Den nicht steroidalen Antiphlogistika und der regelmäßigen Physiotherapie kommt hierbei eine besondere Rolle zu. Biologika sind vor allem bei konventionell nicht ausreichend zu behandelnden axSpA-Patienten mit persistierend erhöhter Krankheitsaktivität sinnvoll.
In der Diskussion fasste Prof. Braun das Gesagte zu drei Fragen für das Gespräch zwischen Arzt und Patienten zusammen:
1) Wachen sie in der Nacht auf? Ja ist typische für eine SpA.
2) Werden die Schmerzen nach Bewegung besser? Im Unterschied zu z. B.
Bandscheibenproblemen deutet die Antwort "ja" auch wieder auf eine SpA
hin.
3) Ist in der Familie eine Psoriasis bekannt? Wie bei den Spondyloarthritiden
sind auch Patienten mit Psoriasis häufig Träger des HLA-B27.
Werden zwei Fragen positiv beantworten, sollte eine Überweisung zum Rheumatologen erfolgen.
Quelle:
Vortrag Professor Dr. med. Jürgen Braun, Kongresspräsident Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), Direktor des Rheumazentrums Ruhrgebiet, Herne
Pressemitteilung zur Pressekonferenz anlässlich des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
Donnerstag, 20. September 2012, RuhrCongress
Kathrin Gießelmann/Christina Seddig
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) Kongress-Pressestelle