AMGEN beantragt bei der FDA die Zulassungserweiterung für Enbrel zur Therapie der ankylosierenden Spondylitis
In einer Presseerklärung teilt AMGEN mit, dass bei der FDA für Etanercept (Enbrel) die Erweiterung der Zulassung für die ankylosierende Spondylitis beantragt wurde. Bedeutsam ist diese Meldung für die Situation in Deutschland insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Diskussion um den sogenannten Off-Label-Use.
Thousand Oaks, Kalifornien, 22. Januar 2003. In einer Pressemitteilung vom heutigen Datum teilt der Hersteller von Enbrel, der US-amerikanische Biotechnologie-Konzern AMGEN, mit, dass für Etanercept (Enbrel) bei der Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) die Zulassungserweiterung für die ankylosierende Spondylitis beantragt wurde. AMGEN ist seit dem Kauf von Immunex, der Entwicklerfirma von Etanercept, im Besitz von Enbrel und vertreibt das Produkt in den USA gemeinsam mit dem US-amerikanischen Pharmakonzern Wyeth. In Deutschland ist Wyeth der pharmazeutische Hersteller und alleine für den Vertrieb von Enbrel zuständig.
Derzeit ist Enbrel in den USA für die Therapie der rheumatoiden Arthritis einschließlich der schwerverlaufenden frühen rheumatoiden Arthritis, der juvenilen rheumatoiden Arthritis und der Psoriasisarthritis zugelassen. In Deutschland ist die Zulassung weitgehend identisch mit der Zulassung für die schwere rheumatoide Arthritis und die juvenile rheumatoide Arthritis sowie ganz aktuell seit Dezember 2002 auch für die schwere Psoriasisarthritis.
Der Antrag auf Zulassungserweiterung (supplemental Biologics License Application, sBLA) gründet sich auf drei klinische Studien einschließlich einer Phase-III-Studie an insgesamt 277 Patienten mit aktiver ankylosierender Spondylitis, in denen zusammen 138 Patienten mit Enbrel in einer Dosierung von 2 x 25 mg pro Woche über einen Zeitraum von 6 Monaten behandelt wurden. Der primäre Endpunkt dieser Phase-III-Studie war die prozentuale Verbesserung der Krankheitsaktivität der ankylosierenden Spondylitis anhand der Ankylosing Spondylitis Response Criteria, einem zusammengesetzten Index, der die Einzelkomponenten Rückenschmerz, Inflammation und funktionelle Kapazität beinhaltet. Die Resultate dieser Studie bestätigten die Ergebnisse aus einer vorhergehenden Phase-II-Studie.
Die Ansprechrate auf Enbrel war in diesen Studien sehr gut. Bei einigen Patienten kam es dabei sehr rasch, z.T. bereits nach den ersten Injektionen, d.h. innerhalb von 2 Wochen, zu einem Rückgang der Schmerzen und der Morgensteifigkeit. Fast 60% der Patienten zeigten bei Beendigung der Studie ein therapeutisches Ansprechen gegenüber 23% in der Placebo-Gruppe. Als erste klinische Medikamenten-Studie überhaupt konnte die Phase-III-Studie zu Etanercept darüber hinaus einen positiven Effekt der Therapie im Hinblick auf eine Verbesserung der Wirbelsäulenbeweglichkeit nachweisen.
Nach Angaben von Kevin Young, General Manager und Vice President des Inflammation Business Unit von AMGEN, ist Enbrel der erste TNF-alpha-Inhibitor, für den bei der FDA eine Zulassung für die Behandlung der ankylosierenden Spondylitis beantragt wurde.
In Europa stellt sich nach unseren Informationen die Situation so dar, dass bei der europäischen Zulassungsbehörde EMEA für Infliximab (Remicade) die Zulassung zur Behandlung der ankylosierenden Spondylitis beantragt wurde. Mit einer Entscheidung wird noch im Laufe des Jahres 2003 gerechnet.
Kommentar von TIZ:
Die Beantragung der Zulassungserweiterung ist für die deutschen Verhältnisse insofern von erheblicher Bedeutung, als dieser Vorgang die Therapie der ankylosierenden Spondylitis mit Etanercept auch bei uns erleichtert.
Bekanntlich kommt es bei uns – vor allem getrieben durch die Kostensituation und die zunehmenden Restriktionen im Gesundheitswesen – in immer stärkerem Maße zu Diskussionen um den sogenannten Off-Label-Use, d.h. die Anwendung von Medikamenten außerhalb der offiziellen Zulassung.
Im speziellen Fall der TNF-alpha-inhibierenden Substanzen Etanercept (Enbrel) und Infliximab (Remicade) liegen mittlerweile überzeugende Studienergebnisse für die hohe Wirksamkeit bei der ankylosierenden Spondylitis vor. Der Einsatz dieser Medikamente selbst bei schwersten, hochaktiven Formen des M. Bechterews erfolgt aber derzeit wegen der fehlenden offiziellen Zulassung innerhalb des Systems der gesetzlichen Krankenversicherung in einem rechtlich nicht hundertprozentig gesicherten Raum, auch wenn das jüngste Grundsatzurteil des Bundessozialgerichtes zum Off-Label-Use die therapeutischen Handlungsmöglichkeiten etwas erweitert hat. Dennoch lehnen selbst bei der privaten Krankenversicherung, für die in der Regel andere vertragliche Ansprüche als in der gesetzlichen Krankenversicherung vorliegen, einzelne Unternehmen die Kostenübernahme für die Therapie von schwersten, hochaktiven Fällen eines M. Bechterew mit TNF-alpha-Blockern mit z.T. haarsträubenden Begründungen ab.
Durch die Beantragung der Zulassungserweiterung für Enbrel haben sich die rechtlichen Rahmenbedingungen nun ganz erheblich verändert, da mit der Antragstellung bei der FDA, auch wenn sie in einem anderen Land als Deutschland erfolgt ist, nun nach den im Urteil des Bundessozialgerichts genannten Kriterien eine objektiv nachvollziehbare Evidenz für die Wirksamkeit dieses Therapieverfahrens vorliegt und bei gegebener Indikation damit nun der Anspruch des Patienten auf diese Therapie auch rechtlich durchsetzbar ist.
Im Fall von Infliximab (Remicade) liegt ein Antrag auf Zulassung für die Behandlung des M. Bechterew bei der europäischen Zulassungsbehörde EMEA vor, so dass die angeführten Argumente im analogen Sinne auch für die Therapie des schweren M. Bechterew mit Infliximab gelten.
Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer
Quelle:
AMGEN-Pressemitteilung vom 22. Januar 2003
Amgen Inc.
On Amgen Center Drive
Thousand Oaks, CA 91320-1799
www.Amgen.com
TNF-Experten-Ticker vom 25. Januar 2003 – www.tiz-info.de/fachkreise
Keywords: Etanercept * Enbrel * ankylosierende Spondylitis * Spondylitis ankylosans * Spondylarthropathien * M. Bechterew * FDA * Zulassung
Weitere Informationen zu diesem Thema:
Urteil des BSG zum Off-Label-Use: www.rheuma-online.de/news/2002-04/urteil.php3
Berichterstattung über ein Symposium zum Off-Label-Use: www.rheuma-online.de/news/2002-03/zulassung.php3
Studien zur Therapie des M. Bechterew mit Etanercept: Etanercept bei ankylosierender Spondylitis (M. Bechterew): Ergebnisse der ersten placebo-kontrollierten Studie: TNF-Ticker vom 26. November 2002