Ambivalente Stellung des Fettzellenhormons Leptin bei Arthrose
Das Hormon der Fettzellen -Leptin- scheint eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Arthrose zu spielen, indem es sowohl bei den Zerstörungsprozessen am Knorpelgewebe als auch bei der Förderung von Reparaturvorgängen mitwirkt.
Zwei neue Studien, die auf dem diesjährigen 4ten Weltkongreß für Gelenkforschung vorgestellt wurden deuten auf eine wichtige Rolle von Leptin bei der Entstehung von Verschleißprozessen an Gelenken (Arthrose) hin. Leptin ist ein Hormon, das von den Fettzellen abgesondert wird und unter anderem den Appetit und den Energieumsatz steuert. Das Hormon der Fettzellen scheint obendrein eine Rolle bei immunologischen und entzündlichen Vorgängen im Gelenk zu spielen.
Frau Dr. Pascale Pottie aus Frankreich gelang es mit ihrer Arbeitsgruppe Leptin in der Gelenksflüssigkeit von Patienten mit einer Arthrose des Kniegelenkes nach zu weisen. Die Konzentration von Leptin war mit dem Body-mass-Index (BMI) eng korreliert. Dazu passt die Tatsache, dass das Risiko einer Arthrose bekannterweise mit dem Ausmaß des Übergewichtes ansteigt. Erstaunlicherweise lagen die Leptinspiegel von Frauen höher als die der Männer.
Untersuchungen des geschädigten Knorpels zeigten, dass Leptin vorallem im Bereich der Knorpeldefekte selbst reichlich vorhanden war und zwar in Abhängigkeit von der Ausprägung des Schadens. Je größer der Schaden umso höher war die Leptinkonzentration.
Eine erstaunliche Beobachtung bot sich der Arbeitsgruppe um Dr. Pottie im Rahmen weiterführender Untersuchungen an Kniegelenken von Ratten. Injizierte man verschiedene Menge von Leptin in das Kniegelenk der Tiere so kam es bei Mengen bis zu 100µg zur Stimulation von knorpelaufbauender Stoffe (Proteoglykane). Bei Mengen über 100µg wurde eine vermehrte Bildung des sogenannten `growth-factors´ hervorgerufen, der den Knorpelabbau voran treibt.
Ein weiterer Posterbeitrag vorgestellt von Dr. Leslie Crofford (Universität Michigan, Ann Arbor) beschäftigte sich mit dem selben Thema, wobei hier der Schwerpunkt auf dem Einfluß von Leptin auf entzündungsfördernde Faktoren (Eicosanoide, proinflammatorische Zytokine) bei der Arthrose gelegt wurde.
Die Arbeitsgruppe untersuchte menschliche Zellen der Gelenkschleimhaut, die während einer Operation von Patienten mit rheumatoider Arthritis oder Arthrose entnommen wurden. Im Anschluß wurden diese Zellen mit Leptin in Kontakt gebracht. Durch den Kontakt mit Leptin erhöhte sich die Bildung von Interleukin 6 und Interleukin 8 (beides Botenstoffe, die bei der Entstehung entzündlicher Prozesse eine wesentliche Rolle spielen).
Die Autoren ziehen daraus die Schlußfolgerung, dass Leptin mit zur Entstehung und Aufrechterhaltung von entzündlichen Prozessen im Gelenk beiträgt.
Insgesamt ist die Rolle von Leptin in geschädigten Gelenken nicht eindeutig. Die Tatsache, dass Leptin auch in den knorpelaufbauenden Zellen - den Osteophyten - gefunden wird und dass es in bestimmten Dosierungen die Bildung von Proteoglykanen fördert, zeigt dass Leptin durchaus in der Lage ist, positiv auf Gelenke zu wirken.
Inwieweit diese Beobachtung therapeutisch genutzt werden kann, wird Gegenstand weiterführender Untersuchungen sein.
Quellen:
1. Pottie P, Presle N, Dumond H, et al. Is leptin the link between obesity and osteoarthritis? Arthritis Res Ther 2004; 6(Suppl 3):8
2. Crofford LJ, Mehta HH, Roessler BJ, Mancuso P. Leptin induces production of eicosanoids and proinflammatory cytokines in human synovial fibroblasts. Arthritis Res Ther 2004; 6 ((Suppl 3)):64