Akupunktur bei chronischen Beschwerden der Halswirbelsäule wirksam
Im Rahmen einer Studie mit 177 Teilnehmern mit chronischen Beschwerden an der Halswirbelsäule (sogenanntes HWS-Syndrom) wurde die Wirksamkeit von Akupunktur im Vergleich zu einer Massagetherapie untersucht.
Akupunktur boomt, gleichzeitig sind die Belege für ihre Wirksamkeit spärlich. Deshalb sind wissenschaftliche Untersuchungen zur Effektivität dieser Behandlungsmaßnahme, deren Kosten von den gesetzlichen Krankenversicherungen in der Regel nicht übernommen werden und die der Patient selber bezahlen muß, besonders wichtig.
Die Arbeitsgruppe um Privatdozent Dr. König aus Göppingen führte eine randomisierte Studie an 177 Teilnehmern mit chronischem HWS-Syndrom durch. Die Teilnehmer litten seit mindestens einem Monat an Beschwerden der Halswirbelsäule. Ausschlußkriterien waren höhergradige Verschleißerscheinungen an der Halswirbelsäule oder neurologische Ausfälle.
Die Teilnehmer wurden über drei Wochen entweder mit fünf Massagen, fünf Akupunktursitzungen oder mit `Scheinakupunktur´ durch einen inaktiven Laser behandelt. Im Verlauf wurde die Beweglichkeit der Halswirbelsäule gemessen.
Nach Therapieende wiesen die mit Akupunktur behandelten Patienten im Vergleich zu den massierten Patienten eine signifikant bessere Beweglichkeit auf. Dieser Unterschied war allerdings während der Therapie und drei Monate später nicht nachzuweisen. Auch die Ergebnisse von Akupunktur und `Scheinakupunktur´ unterschieden sich erstaunlicherweise kaum.
Insgesamt kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die Akupunktur eine wirksame Behandlungsmaßnahme bei den oft hartnäckigen chronischen Beschwerden der Halswirbelsäule ist.
Allerdings kann man aus der Studie auch den umgekehrten Schluß ziehen, daß die Akupunkturtherapie nicht wirksam ist, aber mit einem hohen Placebo-Effekt einhergeht ("der Glaube wirkt Wunder"). Dafür spricht, daß die Scheinakupunktur genauso wirksam war wie die Akupunktur selber.
Wenn man diese Interpretation der Studienergebnisse zugrundelegt, würden die Ergebnisse der Studie gleichzeitig darauf hindeuten, daß die Massagetherapie einer Therapie mit Placebo unterlegen ist, d.h. daß es sogar günstiger gewesen wäre, wenn man die Massage überhaupt nicht durchgeführt hätte.
Die Studie zeigt nicht zuletzt, wie wichtig bei allen Therapiestudien eine Placebo-Gruppe ist, d.h. eine Behandlungsgruppe, die nur zum Schein und nicht mit einer wirksamen Therapiemaßnahme behandelt wird. Denn nur mit einer solchen Placebo-Gruppe können die Effekte erfaßt werden, die allein dadurch zustandekommen, daß ein Patient an einer klinischen Studie teilnimmt. Man nennt diese Effekte auch "unspezifische Betreuungseffekte" und meint damit, daß gerade bei Patienten mit chronischen Erkrankungen Verbesserungen allein schon dadurch zustandekommen, daß sie im Rahmen der Studie besser betreut werden und sich möglicherweise auch anders verhalten als im "normalen Leben" außerhalb von klinischen Studien.