Aktuelles vom ACR 2011 - B-Zell-Therapie bei Rheumatoider Arthritis – Medizin nach Maß
Auf dem diesjährigen ACR-Kongress untermauerten gleich drei Studien die besondere Stellung von Rituximab (RTX; MabThera®) bei der Behandlung der Rheumatoiden Arthritis (RA):
So bestätigte erstmals eine prospektive Studie (SWITCH-RA) die überlegene Wirksamkeit der B-Zell-Therapie im Vergleich zu einem weiteren alternativen TNF-alpha-Hemmer nach Versagen des 1. TNF-alpha-Hemmers. Aktuelle Daten der REFLEX-Studie zeigten zudem: Je früher der Therapiebeginn mit RTX, desto effektiver ist die Hemmung der radiologischen Progression. Im Fokus der FIRST-Studie stand die Identifizierung von weiteren potentiellen Biomarkern neben Rheumafaktor (RF) und anti-CCP zur Vorhersage des klinischen Ansprechens von Rituximab.
Die laufende multizentrische Studie SWITCH-RA vergleicht die Wirksamkeit von Rituximab mit der eines weiteren TNF-alpha-Hemmers nach Versagen des 1. TNF-alpha-Hemmers bei der Behandlung von RA-Patienten [1]. Mit der SWITCH-RA-Studie liegen nun zum ersten Mal zu diesem Sachverhalt valide Daten einer prospektiven Studie vor. Seit Beginn der internationalen Studie wurden in neun Ländern insgesamt 1.082 Patienten in die Untersuchung eingeschlossen. Davon erhielten 592 Studien-teilnehmer RTX und 490 Studienteilnehmer einen 2. TNF-alpha-Hemmer.
Switch auf RTX ist TNF-Cycling überlegen
Die auf dem ACR präsentierte Zwischenauswertung beruht auf den Daten von 660 Patienten, die seit mindestens 6 Monaten an der Studie teilnehmen. Es konnte gezeigt werden, dass die B-Zell-Therapie die Krankheitsaktivität signifikant herabsetzt: Die mittlere Änderung des DAS28-ESR zur Baseline lag in der RTX-Patientengruppe nach einem halben Jahr bei –1,6, in der Patientengruppe mit dem 2. TNF-alpha-Hemmer dagegen nur bei –1,2 (p = 0,047, Abb.2). Ebenfalls wurde eine signifikant stärkere Abnahme der ESR (Erythrocyte Sedimentation Rate, BSG, Abb. 3) beobachtet (-15,4 vs. -9,7; p = 0,0219). Zudem ging der Wechsel zu Rituximab im Hinblick auf andere DAS28-Komponenten, wie die Anzahl der geschwollenen und druckschmerzhaften Gelenke und die globale Einschätzung der Krankheitsaktivität, mit deutlichen Verbesserungen einher.
Therapiebeginn mit RTX: Je früher, desto besser
Die Zulassung von MabThera vor mehr als 5 Jahren beruht auf den Ergebnissen der REFLEX-Studie [2]. Anhand der 2-Jahres-Daten konnte der Nachweis erbracht werden, dass RTX in Kombination mit MTX im Vergleich zu MTX in Kombination mit Plazebo bei Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf
TNF-alpha-Hemmer die Progression der Gelenkschädigung signifikant hemmt [3].
Auf dem diesjährigen ACR wurden nun die 5-Jahres-Daten im Hinblick auf die radiologische Progression präsentiert [4]: Ausgewertet wurden radiographische Daten von 105 Patienten, die seit Studienbeginn MTX plus RTX erhalten hatten, sowie von 79 Patienten, die zunächst mit MTX plus Plazebo behandelt wurden, jedoch während des ersten Jahres bzw. danach in die RTX-Gruppe wechselten.
Röntgenaufnahmen der Hände und Füße wurden zu Studienbeginn (Baseline) sowie im ersten, vierten und fünften Studienjahr angefertigt und verglichen. Das Ergebnis: In beiden Gruppen nahm die Progressionsrate, gemessen am modified Total Sharp Score (mTSS), in Hinblick auf die strukturelle Gelenkschädigung (Progressive Joint Damage; PJD) über 5 Jahre kontinuierlich ab.
Dies spiegelte sich auch in der Veränderung des Erosions-Scores und der Gelenkspaltverschmälerung wider. Die Hemmung der Gelenkschädigungen war jedoch bei denjenigen Patienten, die von Anfang an Rituximab-Kurse erhalten hatten, in den ersten 4 Jahren stärker ausgeprägt als bei Patienten, die erst später zur B-Zell-Therapie wechselten. Mit verzögertem Therapiebeginn schritt die PJD in den ersten 4 Jahren also vergleichsweise schneller voran.
Personalisierte Medizin: Weitere Biomarker im Visier
Eine Substudie der FIRST-Studie (Abb. 4) ging der Frage nach, ob sich neben den etablierten Biomarkern Rheumafaktor (RF) und spezifischen Auto-Antikörpern gegen zyklisch citrullinierte Peptide (anti-CCP) weitere Prädiktoren für das Ansprechen der B-Zell-Therapie nach Versagen einer 1. TNF-alpha-Therapie identifizieren lassen [5].
In die aktuelle multivariate Analyse wurden 154 Patienten eingeschlossen. Untersucht wurde, welchen Effekt das Vorliegen zu Baseline von RF, RF-Isotypen (RF IgA, RF IgM), anti-CCP, peripheren CD19+ B-Zellen und
B-Zell-Subpopulationen auf das EULAR-/ACR-Ansprechen eines ersten RTX-Kurses hat. Insgesamt zeigten zu Woche 16 72,7 % der Patienten unter Rituximab ein EULAR-Ansprechen, 26,6 % sogar ein gutes EULAR-Ansprechen. Das ACR20/50/70-Ansprechen lag bei 49,4 %/18,8 %/6,5 %.
„Als Prädiktoren für ein gutes Therapieansprechen scheinen sich neben
RF- und/oder aCCP-Positivität ein normales oder hohes Level an CD19+ B-Zellen sowie eine höhere Anzahl an doppelnegativen CD27-IgD- B-Zellen zu eignen“, fasste Prof. Hans-Peter Tony, Würzburg, das Ergebnis der Analyse zusammen (Abb. 5).
Eine besonders schwache Ansprechrate zeigte die RF-Seronegativität in Kombination mit einem niedrigen Level an CD19- oder CD27-IgD- B-Zellen. Mit den neuen potentiellen Biomarkern ließe sich somit in Zukunft vor allem eine Vorhersage hinsichtlich des Therapieansprechens von RF-negativen Patienten treffen. Das Ergebnis muss jedoch noch in weiteren Studien verifiziert werden.
Quelle: Pressemitteilung Roche Pharma AG, medical relations GmbH
Literatur und Links
1 Emery P et al., ACR 2011, Presentation Number 126, Abstract
2 Cohen SB et al., Arthritis Rheum 2006; 54: 2793-2806, Full Text
3 Cohen SB et al., Ann Rheum Dis 2010; 69: 1158-1161, Full Text
4 Keystone E et al., ACR 2011, Presentation Number 2208, Abstract
5 Tony HP et al., ACR 2011, Presentation Number 1736, Abstract