ACR-Selection 2008: No. 5 – Rheumatologen haben Wissenslücken bei Impfungen
Das Ergebnis einer Umfrage unter US-amerikanischen Rheumatologen, das zu denken geben sollte: Die Wissenslücke in Bezug auf Impfungen bei Rheumakranken sind erheblich. Wenn Patienten unter einer immunsuppressiven Therapie mit Lebendimpfstoff geimpft werden, kann das erhebliche Folgen haben.
Von mangelnder rheumatologischer Erfahrung kann man nicht sprechen: Im Schnitt 52.6 Jahre jung, 20.5 Jahre medizinisch tätig, 31% in einem akademischen Setting, die übrigen in eigener Praxis.
Umso mehr waren Forscher von der Johns Hopkins University in Baltimore, der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio, der Universität von Alabama in Birmingham und vom Baylor Research Institute in Dallas, Texas vom Ergebnis einer Befragung überrascht, die sie bei 313 Rheumatologen durchführten, davon 71% Männer und 29% Frauen.
Nur 46% der Ärzte wussten, daß es sich bei der Impfung gegen Gelbfieber um einen Lebendimpfstoff handelt. Allerdings hätten nur 4.9% diese Impfung bei Patienten unter einer immunsuppressiven Therapie durchgeführt, 91.3% waren sich unsicher.
Wissensdefizite, die gefährliche Folgen haben können. Allerdings ist die Impfung gegen Gelbfieber nicht häufig, und in Deutschland darf sie, da nicht unproblematisch, ohnehin nur in dafür speziell zugelassenen Einrichtungen, z.B. in Tropeninstituten oder in reisemedizinischen Zentren, durchgeführt werden.
Problematischer ist die Situation bei der Impfung gegen Herpes Zoster (Varizella Zoster), denn die Gürtelrose ist häufig und die Impfung im Prinzip bei einer relativ großen Zahl von älteren Personen empfehlenswert.
Daß auch diese Impfung mit einem Lebendimpfstoff durchgeführt wird, wussten nur 79% der befragten Rheumatologen, und 20.7% von ihnen hätten Patienten unter einer immunsuppressiven Therapie damit geimpft und die entsprechende Kontraindikation (medizinische Gegenanzeige) nicht berücksichtigt.
Fast noch erschreckender: 53% hielten eine Impfung gegen Masern, Röteln und Mumps unter einer immunsuppressiven Therapie für sicher.
Wie die Situation in anderen Ländern, speziell auch in Deutschland aussieht, ist nicht bekannt. Wir nehmen diese amerikanische Studie aber zum Anlaß, das Thema „Impfungen“ auch bei uns für wichtig zu halten und werden es in rheuma-online in der nächsten Zeit etwas intensiver pflegen.
Referenz:
Manno RL et al: Evaluating Immunization Knowledge and Practices by Rheumatologists, ACR 2008, San Francisco