AbbVie-Initiative „RheuMotion“ bringt Bewegung in die Rheumatherapie
Regelmäßige, an die körperlichen Voraussetzungen angepasste Bewegung kann anti-entzündlich wirken und damit nachweislich positiven Einfluss auf den Verlauf rheumatischer Erkrankungen nehmen Körperliches Training ist neben Medikation eine wichtige Säule der antirheumatischen Therapie Psychologische Faktoren, die Patienten an regelmäßiger Bewegung hindern, müssen berücksichtigt werden. AbbVie hat mit „RheuMotion” eine Initiative ins Leben gerufen, die sich diesen Aspekten widmet.
DMARDs, TNF-Blocker, JAK-Inhibitoren – und jetzt auch noch ein DMART? Unbedingt! Denn ohne Bewegung, oder auch „Disease Modifying Anti Rheumatic Training“, kurz DMART, ist jede antirheumatische Therapie unvollständig. Bewegung bei rheumatischen Erkrankungen nimmt nachweislich einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf, waren sich die Experten unter dem Vorsitz von Professor Dr. Andreas Krause, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin und Chefarzt der Abteilung für Rheumatologie und Klinische Immunologie am Immanuel Krankenhaus Berlin, beim diesjährigen Kongress der deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) einig.1 Patienten mit rheumatischen Erkrankungen sollten daher in jedem Fall zu regelmäßiger körperlicher Bewegung motiviert werden – auch dann, wenn Schmerzen und Funktionseinschränkungen auf den ersten Blick dagegensprechen. AbbVie hat mit „RheuMotion“ eine Initiative ins Leben gerufen, die Patienten und Ärzte unterstützt, in Bewegung zu kommen – und langfristig zu bleiben.
Schon körperlich Gesunde haben häufig Schwierigkeiten, sich zum Sport aufzuraffen – nachvollziehbar, dass Patienten mit rheumatischen Erkrankungen die Freude an der Bewegung erstmal gründlich vergeht“, bringt Professor Dr. Benedikt Ostendorf, Poliklinik und Funktionsbereich für Rheumatologie und Hiller Forschungszentrum, Universitätsklinikum Düsseldorf, das Dilemma auf den Punkt. So kommt es, dass sich nur sechs Prozent aller Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) mehr als vier Stunden pro Woche bewegen, 35 Prozent machen gar keinen Sport.2 Umso wichtiger sei es, Betroffene zu regelmäßiger, an die jeweiligen körperlichen Voraussetzungen angepasster Bewegung zu motivieren: Nur so sei es möglich, den Circulus vitiosus aus Schmerz, Bewegungseinschränkung, Schonhaltung, Immobilität, Minderperfusion der Gelenke und schließlich Atrophie und Kontraktur frühzeitig zu unterbrechen. Auch das bei RA erhöhte Risiko einer Sarkopenie und Kachexie könne so nachhaltig gesenkt werden. Zudem zeigt die RA ähnlich wie andere chronische Erkrankungen wie z. B. Diabetes oder Atemwegserkrankungen eine erhöhte Morbidität, Mortalität und Prävalenz von kardiovaskulären Erkrankungen, einschließlich der Arteriosklerose – auch hier stellt Bewegung eine wichtige Präventionsmaßnahme dar. „Ohne zusätzliches körperliches Training bleibt jede antirheumatische Therapie letztlich unvollständig“, so Ostendorf. AbbVie hat daher gemeinsam mit namhaften Rheumatologen, Sportwissenschaftlern, Psychologen und Ansprechpartnern von Patientenorganisationen die Initiative „RheuMotion” ins Leben gerufen. Ziel ist es, körperliche Bewegung als tragende Therapiesäule in der Behandlung rheumatischer Erkrankungen stärker auszubauen. Ärzte und Patienten sollen umfassend informiert und motiviert werden, gemeinsam den richtigen Sport zu finden, der sowohl Spaß macht als auch langfristig ausgeübt werden kann.
Körperliche Bewegung setzt entzündungshemmende Myokine frei
Neben den bekannten positiven Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-System und Muskulatur greift körperliches Training auch direkt in den Krankheitsprozess rheumatischer Erkrankungen ein: Im Rahmen körperlicher Bewegung freigesetzte Myokine können typische, bei RA hochregulierte proinflammatorische Zytokine wie TNF-alpha unterdrücken und so dem chronischen Entzündungsgeschehen entgegenwirken.3,4 „Die Wortschöpfung ‚Disease Modifying Antirheumatic Training‘ trifft den Nagel auf den Kopf. Körperliches Training stellt eine wichtige und hochpotente Therapiesäule dar, die das klinische und radiologische Outcome von RA-Patienten nachhaltig verbessern kann“, erklärt Dr. Philipp Sewerin, Poliklinik und Funktionsbereich für Rheumatologie, Hiller Forschungszentrum Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf. Wer nun bewegungsbedingt eine Verschlechterung der Anzahl geschwollener bzw. druckschmerzhafter Gelenke befürchtet, irrt. Das Gegenteil ist der Fall:
Körperliche Inaktivität wird heute als Teil einer komplexen Kaskade verstanden, im Rahmen derer sie über endokrine Mechanismen im Sinne eines Circulus vitiosus zur Aufrechterhaltung der Inflammation beiträgt.
„Das Credo der körperlichen Schonung bei rheumatischen Erkrankungen ist längst überholt. Wir wissen heute: Fördern durch Fordern ist definitiv zielführender“, fasst Sewerin zusammen.
Dass Patienten auch bei ungünstigen körperlichen Voraussetzungen von der Therapiesäule Bewegung profitieren können, veranschaulichen Programme in der Onkologie – und das gerade bei schwerkranken Patienten, bereits während der Chemotherapie. „Auch in der Onkologie galt lange, dass Krebspatienten sich möglichst schonen und nicht zu viel körperlicher Belastung ausgesetzt werden sollten. Neben der Angst vor beschleunigter Metastasierung hatte man zudem noch Bedenken, dass anstrengendes, körperliches Training eine mögliche Genesung hinauszögert bzw. vielleicht sogar ganz verhindert“, berichtet der Kölner Sportwissenschaftler PD Dr. Freerk Baumann. Doch diese Ansichten sind schon lange überholt bzw. widerlegt. Seit 2012 ist die Onkologische Trainingstherapie (OTT) am Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) der Universitäskliniken Köln und Bonn etabliert. Patienten erhalten hier während jeder Phase ihrer Erkrankung körperliches Training. „Wir sehen einen positiven Zusammenhang von körperlicher Aktivität und der Verfassung bzw. Psyche von Krebserkrankten. Eine Trainingstherapie ist immer als Ergänzung zu einer medikamentösen Therapie zu verstehen und ich bin sicher, dass dieser Ansatz nicht nur in der Onkologie funktioniert. Den Kollegen aus der Rheumatologie wünsche ich viel Erfolg dabei, die Bewegung noch stärker und als therapiewirksame Säule zu etablieren. Ich bin ganz zuversichtlich, dass damit das Outcome der Patienten noch einmal verbessert werden kann“, so Baumann.
Schmerzen sind nicht zwingend Grund für körperliche Inaktivität!
“Für Betroffene dominiert beim Gedanken an Sport häufig die Angst vor zusätzlichen Schmerzen. Oft reagieren sie mit einem sogenannten Krankheitsverhalten, das durch einen Rückzug von sozialen und körperlichen Aktivitäten gekennzeichnet ist”, führt Professor Dr.
Michael Pfingsten, Schmerztagesklinik Universitätsmedizin Göttingen aus.
Essentiell sei daher eine umfassende Beratung des Patienten. Spezielle Beratungstechniken wie „Motivational Counseling” können dabei unterstützen. Nur, wenn dem Patienten klar sei, dass Schmerzen im Rahmen von Bewegung keinen unmittelbaren “Schaden” signalisieren, sei eine Motivation zum Sport möglich. Betroffenen müsse klar sein, dass das Vorhandensein von Schmerz nicht an der Ausübung von körperlicher Aktivität hindert, weil sie langfristig eine positive Wirkung entfaltet.
Der Schmerz selbst dürfe zudem nie ein bestimmender Faktor für die Ausführung der Übungen sein. Ziel müsse es sein, eine vorher sorgfältig gewählte Quote, z. B. eine bestimmte Anzahl an Wiederholungen, zu erreichen.
Literatur
1 Lunch-Symposium anlässlich des 45. Kongresses der deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh): Ein DMART das bewegt – Wir arbeiten dran!, Freitag, 08.09.2017, Stuttgart
2 Zink A, Jahrbuch 2012/2013, 148-151
3 Pedersen BK, Febbraio MA. Physiol Rev 2008; 88: 1379–1406
4 Benatti FB, Pedersen BK. Nat Rev Rheumatol 2015; 11: 86–97