Ab 9. Januar 2006: Der Gasteiner Heilstollen hat die Weihnachtspause beendet und nimmt seinen Betrieb für die Saison 2006 auf.
Weltweit einzigartig ist der Gasteiner Heilstollen. Eine Radon-Kur im Heilstollen wird vor allem bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen angewendet, daneben bei chronischen Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis sowie bei chronischen Lungenerkrankungen wie Asthma.
Weltweit einzigartig ist der Gasteiner Heilstollen. Eine Radon-Kur im Heilstollen wird vor allem bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen angewendet, daneben bei chronischen Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis sowie bei chronischen Lungenerkrankungen wie Asthma.
Die Öffnungszeiten des Heilstollens im Jahr 2006:
09.01.2006 bis 04.11.2006, täglich außer Sonntag, Oster- & Pfingstmontag, 1. Mai, 26. Oktober und 1. November 2006.
Die Anzahl der täglichen Einfahrten richtet sich nach dem aktuellen Patientenandrang. Begonnen wird mit 8 Uhr- und 10 Uhr-Einfahrten, später kommen dann 12 Uhr- und 14 Uhr-Einfahrten dazu, bis in der Hochsaison (Juni bis September) auch um 16 Uhr eingefahren wird. Somit können bis zu 600 Patienten täglich die Heilstollenkur absolvieren.
Was ist eine Radon-Kur?
Bei einer Radon-Kur werden die therapeutischen Wirkungen des Edelgases Radon als natürliches Heilmittel zur Behandlung von unterschiedlichen Erkrankungen eingesetzt, insbesondere im Bereich des Bewegungssystems, aber auch bei einigen Erkrankungen der Haut oder der Lunge.
Dabei kann das Radon auf verschiedene Weise verabreicht werden, nämlich in Form von Trinkkuren mit radonhaltigem Mineralwasser, als Bäderbehandlung in Wannenbädern mit radonhaltigem Wasser oder als Inhalationstherapie, wie sie im Heilstollen zur Anwendung kommt und bei der das in der Luft angereicherte Edelgas über die Lungen eingeatmet wird. Wenn die Patienten wie bei der Heilstollen-Behandlung nicht bekleidet bzw. nur wenig bekleidet sind, wird das Radon zugleich auf über die Haut aufgenommen.
Was ist Radon?
Radon ist die verkürzte Bezeichnung von Radon-222 (Rn222), einem natürlich vorkommenden Edelgas. Radon-222 entsteht durch den radioaktiven Zerfall von Radium, das überall in der Erdrinde vorhanden ist und selber aus dem radioaktiven Zerfall von Uran hervorgeht. Radon-222 ist schwach radioaktiv, darauf beruht seine Anwendung als Heilmittel. Bei seinem Zerfall entstehen stark energiereiche Alphastrahlen, die schon in sehr niedriger Dosis therapeutische Wirkungen entfalten.
Radon selber geht als Edelgas keine chemischen Verbindungen im Organismus ein. Bei seinem Zerfall entstehen allerdings eine ganz Anzahl von kurzlebigen Folgeprodukten, beispielsweise Polonium, Wismut oder Blei. Diese können im Gegensatz zu Radon im Körper verbleiben; daraus leiten sich die Diskussionen um mögliche Nebenwirkungen der Radon-Therapie ab. Bei der therapeutischen Anwendung als Radon-Therapie zerfallen jedoch nur 1-2% des Radons im Organismus. Damit ist der Anteil dieser Folgeprodukte sehr niedrig.
In der Medizin wird Radon-222 in niedrigen Dosen als natürliches Heilmittel zur Entzündungshemmung und Schmerzlinderung eingesetzt. Die aus der Balneologie (Bäderheilkunde) bekannten klinischen Effekte wurden in den letzten Jahren durch zahlreiche Hinweise aus der Grundlagenforschung ergänzt.
Danach soll die Alpha-Strahlung von Radon-222 die Reparaturkapazität der Zellen für Schäden im Erbgut verbessern. Bei einer Radonkur soll es zu einer vermehrten Ausschüttung von körpereigenen Schmerzhemmern, den sogenannten Endorphinen, und damit zu einer Verringerung der Schmerzen kommen.
Nicht zuletzt gibt es Daten, daß eine Radon-Therapie bei Patienten mit M. Bechterew zu immunologischen Effekten führt. So soll sich unter dieser Behandlung die anfangs erniedrigte Aktivität von Abwehrzellen normalisieren.
Außerdem soll es durch eine vermehrte Produktion sogenannter Radikalenfänger zu einer Ausschaltung von freien Radikalen kommen, die als aggressive Stoffwechselprodukte für eine ganz Reihe von Effekten verantwortlich sind. Insbesondere spielen diese freien Radikale eine wichtige Rolle bei Gewebsschädigungen, wie sie typischerweise bei entzündlich-rheumatischen oder degenerativen, verschleiß- und altersbedingten rheumatischen Erkrankungen vorkommen.
In neuerer Zeit wurden auch einige gut kontrollierte klinische Studien zur klinischen Wirksamkeit einer Therapie mit Radon-222 durchgeführt. So konnte in einer randomisierten Doppelblindstudie an Patienten mit einem Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom, zervikales Schmerzsyndrom) und degenerativen Veränderungen an der Halswirbelsäule gezeigt werden, daß die Radon-Therapie signifikant zu einer anhaltenden Verringerung der Schmerzen führte, wohingegen dies bei der Placebo-Gruppe nicht zu beobachten war (Pratzel et al. 1993). Vergleichbare Ergebnisse wurden in einer umfangreichen Untersuchung für den M. Bechterew dokumentiert (Lind-Albrecht und Droste 1996).
Wie wirkt eine Heilstollen-Behandlung?
Bereits im Jahr 1936 wurde das Forschungsinstitut Gastein gegründet, das die therapeutische Wirkung bei der medizinischen Anwendung von Radon sowie der Wärme und der Höhenluft untersucht. Die Forschungsaktivitäten wurden seit den 50er Jahren durch die Zusammenarbeit mit universitären Einrichtungen, vor allem mit der Universität Innsbruck und der Universität Wien, intensiviert.
Die Wirksamkeit einer Heilstollen-Behandlung ist wissenschaftlich durch eine Reihe von Studien belegt. Allerdings ist gegenwärtig noch nicht vollständig geklärt, worin der genaue Wirkmechanismus dieser Therapie besteht. Soweit man es heute weiß, sind wesentliche Einflußgrößen die Wärme, die Luftfeuchtigkeit und das im Heilstollen abgestrahlte Radon. Aus medizinischer Sicht handelt es sich damit bei der Gasteiner Heilstollenbehandlung um eine kombinierte Hyperthermie-Radon-Inhalationstherapie mit zusätzlicher Hautbestrahlung bei hoher Luftfeuchtigkeit. Ein ergänzender Effekt ist die Lage des Heilstollens in 1.280 m Höhe. Vermutlich ist es die weltweit einzigartige Kombination mehrerer Faktoren, die die besonderen therapeutischen Effekte der Gasteiner Heilstollen-Behandlung ausmachen.
Neben der klinischen Forschung konnten in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte in der Grundlagenforschung, speziell beim Verständnis der Wirkungsweise einer Heilstollenbehandlung gemacht werden. So gelang erst kürzlich der Nachweis, daß die Gasteiner Heilstollentherapie einen günstigen Einfluß auf immunologisch vermittelte Entzündungsprozesse hat.
Hyperthermie
Unter einer Hyperthermie-Therapie versteht man dabei eine Behandlung, bei der die Körpertemperatur auf unterschiedliche Weise deutlich über die normale Körpertemperatur angehoben wird.
Bei der Therapie von rheumatischen Erkrankungen ist die Wärmetherapie bereits als alleiniges Wirkprinzip gut belegt. Ein wesentlicher Effekt ist beispielsweise die Entspannung der Muskulatur und die damit verbundene Schmerzlinderung.
Im Heilstollen beträgt die Temperatur je nach Station zwischen 37° und 41,5° und die Luftfeuchtigkeit zwischen 70-100°. Bei der Heilstollenbehandlung kommt es dadurch zu einer Erwärmung des gesamten Körpers. Die Körperkerntemperatur erhöht sich um 0,5-1° Celsius. Dies entspricht unter medizinischen Gesichtspunkten einer milden Hyperthermie. In der Folge kommt es zu einer Erweiterung der Blutgefäße und zu einer Vermehrung der Durchblutung der Haut, aber auch der Muskulatur und der übrigen Strukturen des Bewegungssystems wie Fascien, Sehnen und Gelenken.
Die Hyperthermie geht mit einer Zunahme des sogenannten Herzzeitvolumens und der Atemfrequenz einher, insgesamt steigert sich der Stoffwechsel. Auf diese Weise wird das Radon-Gas, das ohnehin in der Stollenluft in hoher Konzentration vorhanden ist, vom Körper besonders effektiv aufgenommen und im Organismus durch die erhöhte Kreislauftätigkeit sehr wirksam verteilt. In Verbindung mit der hohen Luftfeuchtigkeit, die ebenfalls eine erhebliche Anregung des Stoffwechsels bewirkt, wird eine höhere therapeutische Dosis des Radon-Gases erreicht und ein stärkerer und länger anhaltender Behandlungseffekt erzielt.
Radon
Das schwach radioaktive Edelgas Radon ist die vorrangige Wirkkomponente der Gasteiner Heilstollentherapie. In der Luft des Heilstollen ist es mit einer Konzentration von 44kBq/m in einer hohen Dosis vorhanden. Im Stollen wird Radon durch die Atmung über die Lungen und über die Haut aufgenommen.
Die derzeitigen Vorstellungen der Radon-Wirkung gehen dahin, daß es bereits unmittelbar nach der Aufnahme des Gases in den Körper zu einer Aktivierung von Zellmechanismen kommt. Von besonderer Bedeutung für die Therapie von rheumatischen Erkrankungen ist dabei wahrscheinlich die erst kürzlich nachgewiesene Freisetzung des körpereigenen Botenstoffes TGF-beta, einem entzündungshemmenden Zytokins.
Im Körper selber verbleibt Radon-222 nur kurz. Zwar beträgt die sogenannte physikalische Halbwertzeit 3,8 Tage. Radon-222 ist aber ein inertes Edelgas, d.h. es laufen mit keinem Bestandteil des Körpers irgendwelche chemischen Reaktionen ab. Deshalb ist die mittlere Verweildauer des Radons im Körper kurz (die sogenannte biologische Halbwertszeit beträgt nur ca. 20-30 Minuten). In dieser Zeit kommt es zu einem Zerfall von etwa 2% der aufgenommenen Radonmenge, d.h. der Anfall an radioaktiven Folgeprodukten, die durch längere Halbwertszeiten unter Strahlungsgesichtspunkten Probleme machen könnten, ist relativ niedrig.
Höhenlage
Der Heilstollen selber liegt 1.280 m über dem Meeresspiegel; die Gasteiner Kurorte wie Bad Gastein, Hofgastein oder Dorfgastein in einer Höhe zwischen 800 und 1500 m über NN.
Bei einem Aufenthalt in dieser Höhenlage spürt man selber in der Regel keine wesentlichen Veränderungen. Auf Stoffwechselebene kommt es aber im Körper durch die geringere Sauerstoffkonzentration in der Atemluft, genauer den etwas geringeren Sauerstoff-Partialdruck, zu einer Veränderung im Stoffwechsel der roten Blutkörperchen (Erythrozyten).
Die Erythozyten gewinnen normalerweise die Energie für ihren Stoffwechsel aus dem Abbau von Glucose zu Kohlendioxid und Wasser. In dem Augenblick, in dem der Sauerstoff-Partialdruck allerdings auch nur gering vermindert ist, wird die Glukose zum Teil anders verstoffwechselt. Dabei entsteht als Zwischenprodukt vermehrt 2,3-Diphosphoglycerat (DPG). Diese Substanz hat einen Einfluß auf die Bindung des Sauerstoffs an den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin). In Anwesenheit von DPG nimmt die Neigung des Sauerstoffs ab, sich an Hämoglobin zu binden (die sogenannte O2-Affinität des Hämoglobins sinkt). Dadurch kann der Sauerstoff im Gewebe leichter freigesetzt werden. Auf diese Art kommt es zu einer besseren Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff.
Man vermutet, daß dieser Effekt die günstigen Stoffwechseleffekte verstärkt, die durch die alpha-Strahlung des Radons im Gewebe ausgelöst werden.
Man kann davon auszugehen, daß durch den Synergismus von Hyperthermie, hoher Luftfeuchtigkeit und Höhenlage mit Radon, d.h. eine sich in ihrer Wirkung positiv ergänzende Kombination von therapeutischen Einzelfaktoren, die besonderen Effekte der Gasteiner Heilstollenbehandlung zu erklären sind.
Bei wem kann eine Heilstollen-Behandlung durchgeführt werden?
Eine Radon-Heilstollen-Behandlung wird vor allem bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen angewendet. Die umfangreichsten Erfahrungen gibt es für die Therapie der rheumatoiden Arthritis (RA, chronischen Polyarthritis, cP) und des M. Bechterew (ankylosierende Spondylitis, Spondylitis ankylosans, SpA) sowie verwandten Erkrankungen wie der Psoriasis-Arthritis (PsoA, Gelenk- und Wirbelsäulenbeteiligung bei der Schuppenflechte). Weitere Anwendungsgebiete betreffen degenerative (verschleiß- und altersbedingte) rheumatische Erkrankungen wie die Arthrosen (degenerative Gelenkerkrankungen), die Spondylarthrosen (degenerative Erkrankungen von Wirbelgelenken), Spondylosen (degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule) oder Osteochondrosen (degenerative Bandscheiben-Erkrankungen), weiterhin die Osteoporose (Knochenschwund). In neuerer Zeit konnten auch erste Erfahrungen mit einer Heilstollenbehandlung bei weichteilrheumatischen Erkrankungen, speziell der Fibromyalgie, gewonnen werden.
Grundsätzlich gilt auch für die Heilstollen-Behandlung, daß sie als alleinige Maßnahme nicht in der Lage ist, die genannten Erkrankungen zu heilen. In Kombination mit anderen Behandlungsformen, beispielsweise mit langwirksamen Antirheumatika, führt sie aber zu deutlichen symptomatischen Effekten mit einer Verringerung der Beschwerden, einer Verbesserung der funktionellen Kapazität und insgesamt der Lebensqualität.