3. Kongress des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen, Teil 5, Prof. Dr. med. Klaus Krüger: Impfungen bei immunsupprimierten Patienten – was kann empfohlen werden?
Der dritte Kongress des BDRh fand vom 11.-12. April 2008 in Berlin statt. Die Veranstaltung war mit 500 Experten aus ganz Deutschland gut besucht. Die Besucher hatten Gelegenheit, sich gezielt über für sie relevante gesundheits- und versorgungspolitische Themen zu informieren und andererseits den medizinischen Wissensstand bei ausgesuchten Themenbereichen aufzufrischen bzw. zu verbessern.
3. BDRh-Kongress am 11. bis 12.4.2008 in Berlin
Aus den zahlreichen Vorträgen wurden einige Präsentationen ausgewählt, die in rheuma-online vorgestellt werden:
Arzneimittelversorgung in der Rheumatologie
Prof. Dr. med. Klaus Krüger: Pharmakoökonomie (Teil 1, Montag, 28.April 2008)
Was der Rheumatologe wissen sollte
Prof. Dr. med. Gerd Horneff: Kinderrheumatologie für die Rheumapraxis (Teil 2, Montag, 5. Mai 2008)
Diagnostische und therapeutische Probleme in der Rheumatologie
Dr. med. Wolfgang W. Bolten: NSAR+PPI oder doch Coxibe? (Teil 3, Dienstag, 6. Mai 2008)
Prof. Dr. med. Erika Gromnica-Ihle: Basistherapie und Schwangerschaft Teil 4, Mittwoch, 7. Mai 2008
Prof. Dr. med. Klaus Krüger: Impfungen bei immunsupprimierten Patienten – was kann empfohlen werden? Teil 5, Donnerstag, 8. Mai 2008
Der Frage, ob Impfungen bei immunsupprimierten Patienten möglich oder kontraindiziert, sinnvoll oder sogar gefährlich sind, wird vom Patienten oft mit Angst, vom behandelnden Arzt mit Unsicherheit begegnet. Aufgrund der immer besser werdenden Datenlage sind wir jedoch heute im Stande, viele (wenn auch noch nicht alle) der Fragen rund um dieses Thema zu beantworten und klare Regeln für das Vorgehen in der Praxis vorzugeben.
Eine der wichtigsten Grundregeln ist, dass Lebendimpfungen beim Patienten unter immunsuppressiver Therapie kontraindiziert sind. Falls ein Bedarf für solche Impfungen besteht, sollte die Impfung vor Beginn der Therapie erfolgen, danach sollte mit dem Therapiebeginn zwei Wochen gewartet werden. Spätestens drei Monate nach Absetzen von Immunsuppressiva kann wieder eine Impfung mit Lebendvakzinen erfolgen.
Impfungen mit abgetöteten Impfstoffen sind hingegen bei immunsupprimierten Patienten generell möglich, ja sogar allgemein sinnvolle Impfungen (Influenza, Pneumokokken) betreffend dringend wünschenswert. Es ist hierbei – wie sogar in kontrollierten Studien gezeigt werden konnte) nicht mit verstärkten Nebenwirkungen und auch nicht mit einer negativen Beeinflussung der Grundkrankheit zu rechnen. Differenzierter muss die Frage betrachtet werden, ob unter immunsuppressiver Therapie eine ausreichende Impfantwort erreicht wird.
Für die häufigsten indizierten Impfungen gegen Influenza bzw. Pneumokokken ist dies mittlerweile gut untersucht: Unter Therapie mit den gängigen Basistherapeutika inkl. Methotrexat und Glukokorticoiden wie auch unter TNF-Blocker-Therapie wird bei der Influenza-Impfung in den allermeisten Fällen eine ausreichende, bei der Pneumokokken-Impfung sogar eine sehr gute Impfantwort erreicht.
Auch Abatacept scheint sich nach bisherigen Studien nicht anders als TNF-Blocker auf die Impfantwort auszuwirken.
Noch nicht untersucht ist bisher, wie bei der in Süddeutschland weit verbreitet notwendigen FSME-Impfung die Impfantwort unter solcher Therapie ausfällt. Hier ist zu empfehlen nach den ersten zwei innerhalb von vier Wochen erfolgten Impfungen den Impftiter zu bestimmen und ggf. ein weiteres Mal zusätzlich zu impfen.
Im Gegensatz zu TNF-Blockern ist bei B-Lymphozyten-depletierender Therapie, z.B. unter Rituximab, mit schlechterer Impfantwort zu rechnen – allerdings ist hier die Datenlage noch eher dünn. So ist nicht bekannt, ob und wie sich die Impfantwort mit zunehmendem Abstand zur Rituximab-Gabe verbessert, wann also wieder mit einem besseren Impferfolg gerechnet werden kann. Vorerst sollte deshalb der Impfstatus vor Beginn der Rituximab-Therapie obligatorisch aktualisiert werden.