10 Jahre Alendronat (Fosamax) - ein Überblick
Alendronat (Fosamax) wird seit 10 Jahren erfolgreich zur Behandlung der Osteoporose eingesetzt. In der Expertenwelt herrscht Uneinigkeit über mögliche Nebenwirkungen (Osteonekrosen des Kiefers) unter der Langzeittherapie und über die optimale Dosierungen von Alendronat.
Eine segensreiche Entwicklung der Osteoporosetherapie der letzten Jahre war der Einsatz von Bisphosphosonaten, die in der Lage sind, den Knochenabbau zu bremsen. Einer dieser Substanzen ist Alendronat von der Firma Merck&Co, das sowohl als tägliche 10mg Tablette als auch in Frorm einer höher dosierten wöchentlichen Einmalgabe (70mg) eingenommen werden kann. Mittlerweile liegen über 10 Jahre Erfahrungen zur Wirksamkeit und Therapiesicherheit vor.
Wie die Drs. S. Ruggeriero and B. Mehrotra vom Long Island Jewish Medical Center in New York berichten, scheint es unter der Therapie mit Bisphosphosonaten zur verzögerten knöchernen Heilungsprozessen im Mundbereich zu kommen. Knochendefekte, die zum Beispiel beim Ziehen von Zähnen entstehen, heilen nicht von selbst ab, auch dann nicht, wenn zusätzlich eine antibiotische Therapie verabreicht wird.Man spricht von einer Osteonekrose des Kiefers. Meist müssen chirurgische Maßnahmen eingesetzt werden, um den Defekt im Kiefer zu therapieren.
Ruggeriero et al. berichten über 63 Patienten mit nekrotischen Schäden des Kiefers, die alle unter einer Langzeittherapie mit Bisphosphosonaten standen. Die meisten dieser Patienten erhielten die Bisphosphosonate allerdings in hoher Dosierung als Infusion zur Behandlung von Knochenmetastasen.
Dr. A. Santora von der Firma Merck und Dr. H. Bone von der Michigan Bone and Mineral Clinic in Detroit teilen diese Erfahrungen nicht. In allen vorliegenden Studien zu Alendronat sei niemals ein Fall einer Osteonekrose des Kiefers aufgetreten, selbst dann nicht, wenn Alendronat in sehr hohen Dosierungen verabreicht wurde. Sie führen die beschriebenen Fälle von Ruggeriero darauf zurück, dass die Mehrzahl der Patienten an einer Tumorerkrankung mit Knochenmetastasen litt. Diese Patienten trügen zu ihrer Grunderkrankung weitere Risikofaktoren wie die Einnahme von Kortison oder eine Chemotherapie.
Ein weiterer Problempunkt steht zur Debatte. Werden die Umbauprozesse im Knochen unter einer Langzeittherapie mit Alendronat auf Dauer gehemmt?
Dr. N. Bjarnason vom Institut für Rationale Pharmakotherapie in Kopenhagen gibt zu bedenken, dass die lange Halbwertszeit von Alendronat im Knochen, die zunächst als Vorteil angesehen wurde, dazu führen könnte, dass die normalen Umbauprozesse im Knochen auf Dauer gehemmt werden. Sie untermauert ihre Befürchtungen mit Ergebnissen einer dänischen Studie in denen eine tägliche Gabe von 20mg Alendronat über 2 Jahre dazu führte, dass sich der Knochenstoffwechsel auch fünf Jahre nach Therapieende nicht vollständig normalisiert hatte. Wurde Alendronat in niedrigeren Dosierungen (2.5 oder 5mg) verabreicht, hatte sich der Knochenstoffwechsel nach zwei Jahren allerdings wieder erholt.
Welche Dosierung ist zur Vorbeugung von Knochenbrüchen nun die Beste?
Laut der Expertin Frau Dr. Susan Ott von der Universität in Washington, ist die optimale Dosierung von Bisphosphonaten derzeit nicht eindeutig geklärt. Was Alendronat betrifft, so bestünde kein signifikanter Unterschied zwischen der 5mg Dosierung und der 10mg Dosierung. In einer Studie mit Risedronate (Actonel) - einem weiteren Bisphosphonat - sei es sogar unter der niedrigeren Dosierung von 2.5mg täglich seltener zu Knochenbrüchen gekommen, als unter der höheren Dosierung mit 5mg. Ott sieht daher keine Vorteil in einer höheren Dosierung und empfiehlt Alendronat als 35mg-Tablette einmal pro Woche - das entspricht der Hälfte der von der Firma empfohlenen Dosis.
Literatur:
1. Bone HG, Hosking D, Devogelaer JP, et al. Ten years' experience with alendronate for osteoporosis in postmenopausal women. N Eng J Med 2004; 350:1189-1199
2. Ruggiero R and Mehrotra B. Ten years' experience with alendronate for osteoporosis in postmenopausal women [correspondence]. N Engl J Med 2004; 351:191.
3. Ruggiero SL, Mehrotra B, Rosenberg TJ, Engroff SL. Osteonecrosis of the jaw associated with the use of bisphoshonates: a review of 63 cases. J Oral Maxillofac Surg 2004; 62:527-534.
4. Bone HG and Santora AC. Author reply. N Eng J Med 2004; 350:191-192.
5. Bjarnason NH. Ten years' experience with alendronate for osteoporosis in postmenopausal women [correspondence]. N Eng J Med 2004; 350:190.
6. Bagger YZ, Tanko LB, Alexandersen P, et al. Alendronate has a residual effect on bone mass in postmenopausal Danish women up to 7 years after treatment withdrawal. Bone 2003; 33:301-307.
7. Ott SM. Ten years' experience with alendronate for osteoporosis in postmenopausal women [correspondence]. N Eng J Med 2004; 350:190-191.