10 Jahre Adalimumab: Besuch bei AbbVie in Ludwigshafen
AbbVie Deutschland feiert zehn Jahre Humira. Anlässlich des Geburtstags lud AbbVie am deutschen Standort zu einer kleinen Forschungsreise durch die RA-Therapie mit TNF-alpha-Blockern ein.
Mit Schutzbrille und –kleidung ausgestattet lief eine kleine Gruppe von Neugierigen durch die Gänge des AbbVie Komplexes in Ludwigshafen. Anlässlich des zehnten Geburtstages von Adalimumab (Handelsname Humira) gewährte AbbVie einen Blick hinter die Kulissen. Dafür musste die kleine Gruppe ihre Taschen, Kameras und digitalen Geräte zurücklassen und nur mit Stift und Papier ausgestattet dem Führer durch die verschiedenen Räume und Labore folgen. (Leider gibt es daher von diesem Teil der Veranstaltung keine Fotos!) Die erste Station war der Telepresence Room, in dem Dr. med. Stefan Simianer, Medical Director von AbbVie Deutschland, und Dr. Jochen Salfeld, Dis. Res. Fellow von AbbVie Worcester (USA), unter anderem über die Entwicklungsgeschichte und Herstellung von Adalimumab berichteten.
TNF-alpha-Blocker waren zunächst für die Krebstherapie gedacht
Der erste murine, d.h. von Mäusen gewonnene, TNF-alpha Antikörper wurde im Jahre 1985 hergestellt. Damals blieb noch die Frage offen, welche Krankheit damit behandelt werden konnte. Die Wissenschaftler dachten noch an eine Entwicklung eines Krebsmedikamentes. Nach einigen Studien zur Bestimmung von TNF-alpha-Leveln bei Patienten mit verschiedenen Erkrankungen wurde aber letztlich die rheumatoide Arthritis als eine mögliche Indikation für den Einsatz von TNF-alpha-Blockern identifiziert.
Adalimumab wurde damals in Deutschland am Forschungs- und Produktionsstandort des Pharmaunternehmens BASF-Knoll Pharma in Ludwigshafen entwickelt, welches 2001 von Abbott (jetzt AbbVie) übernommen wurde. Seitdem blickt der Wirkstoff nun auf zehn Jahre Einsatz in der deutschen Rheumatologie zurück. Neben Adalimumab (Humira, Zulassung 2003) sind in Deutschland mit Infliximab (Remicade, Zulassung 2000), Etanercept (Enbrel, Zulassung 2000), Certolizumab (Cimzia, Zulassung 2009) und Golimumab (Simponi, Zulassung 2009) noch fünf weitere TNF-alpha-Blocker zur Therapie der rheumatoiden Arthritis zugelassen, die sich alle durch leicht unterschiedliche Wirkungsprinzipien und Herstellungsprozesse unterscheiden. Nach den S1-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie kann der behandelnde Arzt einen TNF-alpha-Blocker jedoch erst verschreiben, wenn eine vorhergehende Therapie mit krankheitsmodifizierenden Wirkstoffen (DMARDs) wie Methotrexat (MTX) nicht ausreichend angesprochen hat. Mit weltweit 670.000 Patienten einer chronischen entzündlichen Erkrankungen, die heute mit mit Adalimumab behandelt werden - darunter allein 40.000 Patienten in Deutschland, ist Humira einer der verbreitetesten TNF-alpha-Blocker.
Von der Zwickkraftmaschine bis zur Stopfenansetzung
Der High-Tech-Standort in Ludwigshafen deckt alle Prozesse ab - von der Forschung über die Entwicklung bis zur Produktion. AbbVie arbeitet dort beispielsweise auch an weiteren Verbesserungen im Spritzensystem. Zudem sind Indikationserweiterungen für die Hidradenitis Suppurativa, die periphere Spondyloarthritis und die Uveitis geplant.
Nach den Einblicken in die Geschichte und den aktuellen Stand der Produktion von Adalimumab lud AbbVie zu einer Besichtigung der Zwickkraftmaschine ein. Mit dieser lässt sich berechnen und prüfen, welche Kraft bei einer Spritze benötigt wird, um die darin enthaltene Lösung vollständig auszudrücken. An dieser Maschine werden regelmäßig Kontrollen an den Spritzen und PENs durchgeführt und an Verbesserungen gearbeitet.
Es folgte schließlich ein Stopp bei der Spritzenabfüllmaschine und Stopfenansetzung, den letzten Schritte der Herstellung. Die Spritzen werden dort ohne beziehungsweise extrem geringer Partikel- und Keimbelastung abgefüllt und verschlossen. Bei dem Rundgang zeigte AbbVie auf transparente Weise, dass auch nach zehn Jahren Zulassung von Humira noch an Innovationen und Verbesserungen gearbeitet wird.
Die Revolution der TNF-alpha-Blockade
Im Anschluss referierte Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner, Ärztlicher Direktor der Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie in Bad Nauheim, in seinem Vortrag an den Durchbruch der TNF-alpha-Blockade: Nahezu alle Faktoren, die die rheumatoide Arthritis ausmachten, würden von TNF-alpha beeinflusst. Deren Blockade führte damals erstmalig zu einer Verbesserung, die es vorher so noch nicht gab.
Prof. Dr. Klaus Krüger, Leiter des Praxiszentrums St. Bonifatius in München, warf einen Blick auf die Zeit Anfang der Neunziger zurück, in der fast jeder Rheuma-Patient an schweren Deformierungen der Hände oder Füße zu leiden hatte. Dies belegte er mit einer Vielzahl an Bildern typischer Patienten aus dieser Zeit. Zusätzlich litten die Patienten häufig an multiplen Komorbiditäten. Dies seien jedoch Bilder, die man heute dank der neuen therapeutischen Möglichkeiten glücklicherweise kaum noch zu sehen bekomme. Durch die neuen Therapieverfahren ist eine vollständige Remission ein realistisches Therapieziel. Biologika wirken dabei laut Krüger deutlich schneller als Basistherapeutika, und mit einer doppelt so hohen Remissionsrate ist auch deren klinische Wirksamkeit erheblich besser. Krüger stellte auch die 10-Jahres-Daten zu Adalimumab vor, über die rheuma-online bereits berichtet hat.