Lipoxygenase-Hemmung
Durch eine immunologische Störung kommt es bei vielen rheumatischen und immunologischen Erkrankungen zu Entzündungen, die über die sogenannte Lipoxygenase vermittelt werden. Die Lipoxygenase ist ein Enzym, d.h. ein Stoff im Körper, der bestimmte biochemische Abläufe steuert. Viele entzündungshemmende Medikamente wirken so, daß sie in den Lipoxygenase-Stoffwechsel eingreifen. Eine Heilung der Erkrankung ist jedoch in den seltensten Fällen zu erwarten, da es neben den Veränderungen im Lipoxygenase-Stoffwechsel noch andere Mechanismen im Körper gibt, die die Entzündung hervorrufen und fortschreiten lassen können (s.u.).
In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, daß es neben den genannten Medikamenten auch andere Substanzen gibt, die die Lipoxygenase hemmen. Dazu gehören bestimmte Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren). Sie haben z.T. leichte, z.T. stärkere entzündungshemmende Wirkungen. Will man die entzündungshemmende Wirkung durch eine entsprechende Nahrungszusammenstellung erzielen, muß man allerdings bei den meisten Substanzen soviel davon einnehmen, daß dies unter den Bedingungen unserer Lebensgewohnheiten und unserer Zivilisation praktisch unmöglich ist (um bespielsweise eine ordentliche Lipoxygenase-Hemmung mit Hilfe von Fischöl zu erzielen, müßte man soviel davon zu sich nehmen, daß die Umwelt den damit verbundenen Fischgeruch nur ungern erträgt).
Wesentlich entscheidender für das Verständnis der Entzündungsabläufe bei vielen rheumatischen und immunologischen Erkrankungen ist allerdings, daß Veränderungen im Lipoxygenase-Stoffwechsel weder am Anfang noch am Ende der Entzündungsreaktion im Körper stehen und daß die Lipoxygenase nicht der einzige Stoff im Körper ist, über den Entzündungen vermittelt werden. Vielleicht kann ein Bild dies genauer verdeutlichen. Wie alle Vergleiche stimmt es natürlich nicht in jeder Einzelheit mit den hochkomplizierten Vorgängen im Körper übrein, hilft aber, das Grundprinzip oder das Grundproblem besser zu verstehen.
Denkt man sich eine Entzündung im Körper einmal im wahrsten Sinne des Wortes als Feuer, kann man sich einen Waldbrand vorstellen. Dieser Waldbrand kann ganz unterschiedliche Ursachen oder vielleicht besser Auslöser haben: Ein verbotenes Grillfeuer, das nicht ordentlich gelöscht wurde, einen achtlos aus dem Autofenster geworfenen Zigarettenstummel in Zeiten großer Trockenheit, eine Glasscherbe, die bei sehr großer Sommerhitze durch die Sonne wie ein Brennglas wirkt, oder auch Brandstiftung, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Ebenso gibt es bei rheumatischen oder immunologischen Erkrankungen ganz unterschiedliche Auslöser. Gleichgültig, durch welchen Auslöser der Brand begonnen hat, ist in der Folge die Ausbreitung des Brandes nicht mehr vom auslösenden Faktor abhängig, sondern von anderen Bedingungen: Beispielsweise der Dauer einer vorausgegangenen Trockenperiode, der Trockenheit des Holzes, der Dichte des Unterholzes, der Art des Baumbestandes (Laubwald, Nadelwald), der Dichte des Baumbestandes etc., darüber hinaus von der Stärke eines eventuell bestehenden Windes sowie der Windrichtung sowie von weiteren Faktoren. In Abhängigkeit von diesen Bedingungen wird es sich entscheiden, ob das zunächst kleine Feuer im günstigsten Fall von alleine ausgeht, sich zunächst ausbreitet, dann aber z.B. an einer großen Lichtung zum Stehen kommt oder sich explosionsartig vorfrißt. Das Fortschreiten des Brandes (sozusagen der Ablauf der Entzündung) kann dabei auf ganz unterschiedliche Arten geschehen (Pfaden, "pathways" oder Wegen), z.B. kontinuierlich durch ein Voranschreiten der Flammen hauptsächlich durch das dichte, trockene Unterholz, in einem anderen Falle hauptsächlich über die Baumkronen (z.B. bei Nadelwald), aber auch diskontinuierlich, indem durch starken Wind Funkenflug und brennende Zweige Teile des noch nicht brennenden Waldes quasi auf dem Luftwege überbrücken und in einigem Abstand neue Brandherde setzen, fast "Metastasen" der Entzündung. Genauso gibt es im Körper bei einer Entzündung ganz unterschiedliche Ursachen oder Voraussetzungen, Anlagen (z.B. vorbestehende Schädigungen, Abwehrschwäche, genetische Voraussetzungen = Erbanlagen, vorausgegangene schwere körperliche Überforderungen, psychische oder soziale Belastungen und vieles andere mehr) und / oder Auslöser (Bakterien, Viren, Pilze, Verletzungen, Durchblutungsstörungen, Störungen des Immunsystems und viele andere) und in der Folge ganz unterschiedliche Mechanismen, Pfade und Wege, über die sich die Entzündung entwickelt und ausbreitet.
Damit ist klar, daß es oft bei einer Entzündung im Körper nicht ausreicht, sie nur mit einer Methode zu bekämpfen. Auf einen schweren Waldbrand bezogen leuchtet es zum Beispiel unmittelbar ein, daß es nicht ausreichen kann, nur die Flammen im Unterholz zu bekämpfen, oder nur das Übergreifen des Feuers auf benachbarte Bäume zu verhindern, oder nur den Hauptbrandherd anzugehen, während gleichzeitig an anderen Stellen neue Brandherde entstehen; zugleich wird auch deutlich, daß es oft nicht ausreicht, das Feuer nur frontal anzugreifen, und daß dies manchmal auch gar nicht möglich ist, wenn man nicht das Leben der Feuerwehrleute riskieren will.
Leider wird bei rheumatischen und immunologischen Entzündungen häufig der Gedankenfehler gemacht, daß sie durch eine einzige Methode zu beherrschen wären. Dies ist in den seltensten Fällen der Fall. Wenn man diese Erkenntnis im Auge behält, kann es im Einzelfall durchaus sinnvoll sein, zusätzlich zu gängigen Behandlungsmethoden ergänzende Maßnahmen einzusetzen. Da in der Regel die meisten dieser propagierten Methoden mit nicht unerheblichen finanziellen Aufwendungen verbunden sind, die man selber tragen muß, sollte man sich ihnen sehr kritisch nähern, am besten einen sauberen Nachweis ihrer Wirksamkeit durch adäquate Studien fordern und für sich selber auch eine Zeitgrenze setzen, an der man überprüft, ob es einem selber wirklich etwas gebracht hat.
Siehe auch unter Diskussionsforum.