Interleukin-6 (IL-6)
Interleukin-6 (IL-6) ist eine körpereigene Substanz aus der Gruppe der Zytokine, speziell der Interleukine, und spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von rheumatischen Entzündungen und bei der rheumatischen Gelenkschädigung. Vergleiche auch die Stichworte Interleukine und Interleukin-1.
IL-6 ist ein zentraler Promotor der chronischen Entzündung und Autoimmunität bei der rheumatoiden Arthritis. In der Gelenkflüssigkeit (Synovia) von Patienten mit rheumatoider Arthritis ist IL-6 ein stark exprimiertes Zytokin [1, 2]. IL-6 ist an der Rekrutierung und Aktivierung von Entzündungszellen in dem entzündeten Gelenk beteiligt. Diese infiltrierenden Entzündungszellen setzen wiederum vermehrt IL-6 frei, sodass ein pathogenetischer Rückkopplungsmechanismus entsteht [2, 3, 4].
Die Wirkung von IL-6 wird sowohl durch membrangebundene (mIL-6R) als auch lösliche Rezeptoren (sIL-6R) vermittelt. Bei der rheumatoiden Arthritis spielt die IL-6-Signaltransduktion eine zentrale Rolle und ist mit mehreren physiologischen Effekten assoziiert, die systemisch umfassend zur Pathogenese der rheumatoiden Arthritis beitragen (Abb. 1).
Diese physiologischen Effekte von IL-6, die umfassend zur Pathogenese der RA beitragen, bestehen in:
- Der Aktivierung von Osteoklasten, die bei der Vermittlung der Knochenzerstörung bei der RA eine zentrale Rolle spielen [4, 6, 8, 9]; überhöhte IL-6-Spiegel tragen neben der Knochenresorption auch zur Entwicklung einer systemischen Osteoporose, einer bekannten Spätkomplikation der RA, bei. Auch die Funktion der Osteoblasten, die für die Knochenbildung entscheidend ist, kann durch IL-6 gehemmt werden [10].
- Der Stimulation der Produktion von Akutphaseproteinen in der Leber, die mit einer systemischen Entzündung einhergeht [2, 4].
Die Akutphaseproteine umfassen- das C-reaktive Protein (CRP), das bei der RA üblicherweise als Surrogatmarker für eine systemische Entzündung verwendet wird [11] und
- Hepcidin, ein Schlüsselregulator des Eisenstoffwechsels [12]. Hepcidin supprimiert die Expression des Eisentransporters Ferroportin-1 und hemmt auf diese Weise die Absorption und die Freisetzung von Eisen. Dies begünstigt die Entwicklung einer Anämie und erklärt die bei vielen Patienten auftretende Müdigkeit sowie das Gefühl der Erschöpfung und Leistungseinschränkung [13].
Die Produktion der Akutphaseproteine spiegelt sich auch in der Zunahme der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) wieder, die bei Patienten mit RA beobachtet werden kann und einen weiteren unspezifischen Marker der Entzündungsreaktion darstellt [11, 14].
- Der Induktion der Differenzierung von B-Zellen zu antikörperproduzierenden Plasmazellen. Dies kann zur Steigerung der Produktion von Autoantikörpern -wie z. B. dem Rheumafaktor - führen, die körpereigene Zellen für eine Immunattacke durch Makrophagen markieren [4].
- Der Förderung einer Aktivierung und nachfolgender Differenzierung von T Zellen.
Aktuelle Studien bringen IL-6 mit der bevorzugten Differenzierung von T-Zellen zu pathogenen TH17-Zellen in Verbindung, die zulasten der protektiven regulatorischen T-Zellen eine entscheidende Rolle bei der Induktion einer autoimmunen Gewebeschädigung spielen [15,16]. - Der Steigerung der Leukozytenrekrutierung durch Induktion einer Subgruppe von Chemokinen in Endothelzellen sowie der verstärkten Expression von Adhäsionsmolekülen [17].
- Der Förderung der Reifung von Megakaryozyten zu Thrombozyten und damit die potentielle Induktion einer Thrombozytose [8]. IL-6 spielt daher bei der chronischen Entzündung und Autoimmunität im Rahmen der RA sowohl auf lokaler als auch auf systemischer Ebene eine fundamentale Rolle.
Literatur
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