Chronobiologische Therapie
Chronobiologische Therapie (von griech. chronos = Zeit) bedeutet, dass ein Medikament mit seinem Wirkungseintritt zeitgenau auf körpereigene Rhythmen („Biorhythmen“) abgestimmt wird.
Viele Stoffwechselvorgänge, aber auch viele immunologische Reaktionen im Körper unterliegen sogenannten circadianen Rhythmen (von lat. circa = um, herum und lat. dies = Tag), d.h. es kommt im Verlauf von 24 Stunden zu einem Anstieg und nachfolgendem Abfall von Hormonen oder auch körpereigenen Botenstoffen (Zytokinen) im Blut. Das wahrscheinlich bekannteste Beispiel ist der Anstieg des Serumspiegels von Cortisol in den frühen Morgenstunden und der Abfall gegen Nachmittag, um dann am Abend den Tiefstwert zu erreichen.
Ein bedeutsamer biologischer Rhythmus bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis ist der circadiane Rhythmus von Interleukin-6 (IL-6). Interleukin-6 ist ein wichtiges pro-inflammatorisches Zytokin, d.h. ein körpereigener Entzündungsstoff. Bei der rheumatoiden Arthritis steigt die IL-6-Konzentration im Blut mitten in der Nacht an und erreicht ihren höchsten Wert in den frühen Morgenstunden. Dieser Mechanismus ist vermutlich die Erklärung für die typische Tagesrhythmik entzündlich-rheumatischer Symptome mit der charakteristischen Zunahme der Schmerzen in der Nacht und am Morgen, der stärkeren Ausprägung von Gelenkschwellungen ebenfalls am Morgen sowie der Morgensteifigkeit.