Antinukleäre Antikörper (ANA)
Unter antinukleären Antikörpern (ANA, nukleär von lat. nucleus = Kern), früher auch antinukleäre Faktoren (ANF) genannt, versteht man Eiweißstoffe, die der Körper im Zusammenhang mit einer gestörten Funktion des Immunsystems gegen die Zellkerne (nucleus) seiner eigenen Zellen produziert.
Niedrige Werte für antinukleäre Antikörper finden sich manchmal auch im Blut von Gesunden. Hohe Werte müssen vor allem an eine Erkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen (systemischer Lupus erythematodes, Mischkollagenose, undifferenzierte Kollagenosen) denken lassen, weiterihn an eine Sklerodermie und das damit verwandte CREST-Syndrom sowie seltenere Erkrankungen wie das Jo-1-Antikörper-Syndrom.
Antinukleäre Antikörper findet man häufiger auch bei der rheumatoiden Arthritis (chronische Polyarthritis), vor allem wenn sie eine starke „autoimmune“ Prägung aufweist und schon Überlappungstendenzen zu den Kollagenosen zeigt, weiterhin bei einigen Vaskulitiden, die sich allerdings eher durch ANCA´s (antineutrophile cytoplasmatische Antikörper) kennzeichnen. Außerhalb der Rheumatologie gehen auch andere Autoimmunerkrankungen mit dem Nachweis von antinukleären Antikörpern einher, z.B. Autoimmunerkrankungen der Leber (Autoimmunhepatitis, "lupoide Hepatitis").
Im Bereich der Gastroenterologie sieht man ANA´s außerdem bei entzündlichen Darmerkrankungen, insbesondere dem Morbus Crohn. In der Endokrinologie findet man ANA´s vor allem im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse („Autoimmunthyreopathien“).
Nicht so bekannt ist, dass es auch bei einer Reihe von Infektionskrankheiten zur Entwicklung von ANA´s kommen kann. Besonders zu nennen sind Infektionen mit sogenannten lymphotropen Erregern, insbesondere mit Epstein-Barr-Virus (EBV), humanem Herpes-Virus 6 (HHV-6) und Cytomegalie-Virus (CMV), weiterhin auch bei chronischer Hepatitis B und C. Dies macht dann die Abgrenzung zu Autoimmunhepatitiden manchmal etwas schwierig.