Anti-Phospholipid-Antikörper
Anti-Phospholipid-Antikörper sind Antikörper entweder gegen die sogenannten Phospholipide selbst oder gegen Plasmaproteine (Eiweißstoffe im Blut), die an (anionische) Phospholipide gebunden sind. Phospholipide sind eine körpereigene Substanz, die eine Rolle bei der Regulation der Blutgerinnung spielt.
Man unterscheidet vier Typen von Antiphospholipid-Antikörpern:
- Antikörper, die zu einer falsch-positiven serologischen Reaktion (Bluttest) für Syphilis führen
- Lupus-Antikoagulantien (Lupus-Antikoagulans)
- Anti-Cardiolipin-Antikörper
- Anti-ß2-Glykoprotein-I-Antikörper.
Zur Bildung von Antiphospholipid-Antikörpern kann es als eigenständiges Phänomen kommen. Anti-Phospholipid-Antikörper können darüber hinaus aber auch bei einer Reihe von Autoimmunerkrankungen auftreten. Am häufigsten entstehen sie bei den Kollagenosen, hier vor allem beim systemischen Lupus erythematodes, sowie bei Vaskulitiden. Als Komplikation kommt es bei einem Teil der Patienten mit solchen Anti-Phospholipid-Antikörpern zum sogenannten Phospholipid-Antikörper-Syndrom (auch: Anti-Phospholipid-Antikörper-Syndrom oder Anti-Phospholipid-Syndrom (APS) genannt).
Folgende Erkrankungen können mit einem Nachweis von Anti-Phospholipid-Antikörpern einhergehen:
- Systemischer Lupus erythematodes (Nachweis von Lupus-Antikoagulans bei ca. 30% der Patienten, Nachweis eines Anti-Cardiolipin-Antikörpers bei etwa 40-50% der Patienten)
- Mischkollagenosen (Anti-Phospholipid-Antikörpernachweis bei ca. 20% der Patienten)
- Chronische Polyarthritis (Anti-Phospholipid-Antikörpernachweis bei 7-50% der Patienten in Abhängigkeit vom untersuchten Patientenkollektiv)
- Sjögren-Syndrom (Anti-Phospholipid-Antikörpernachweis bei 25-40% der Patienten in Abhängigkeit vom untersuchten Patientenkollektiv)
- Psoriasisarthritis (Anti-Phospholipid-Antikörpernachweis bei ca. 30% der Patienten)
- Sklerodermie (Anti-Phospholipid-Antikörpernachweis bei ca. 25% der Patienten), vor allem bei schweren Krankheitsverläufen
- Behcet-Syndrom (Anti-Phospholipid-Antikörpernachweis bei ca. 20% der Patienten)
- Polymyalgia rheumatica (Anti-Phospholipid-Antikörpernachweis bei ca. 20% der Patienten)
- Juvenile chronische Arthritis
- Polymyositis und Dermatomyositis
- Chronischer discoider Lupus erythematodes
- Eosinophile Myalgie und Toxic-oil-Syndrom
- Morbus Raynaud
- Idiopathische thrombocytopenische Purpura (Morbus Werlhof) (Anti-Phospholipid-Antikörpernachweis bei bis zu 30% der Patienten)
- Hämolytische Anämien
Desweiteren wird das Auftreten von Anti-Phospholipid-Antikörpern bei bestimmten Infektionen beobachtet, vor allem:
- Hepatitis A und C
- Mumps
- bakterielle Sepsis
- HIV
- Syphilis
- HTLV-I
- Malaria
- Pneumocystis carinii
- Infektiöse Mononukleose (Ebstein-Barr-Virus)
- Röteln
Auch Medikamente können die Bildung von Anti-Phospholipid-Antikörpern auslösen. Dazu gehören vor allem
- Phenothiazine (Chlorpromazine)
- Phenytoin
- Hydralazin
- Procainamid
- Chinidine
- Chinine
- Dilantin
- Alpha-Interferon
- Amoxicillin
- Propanolol
Eine kleine Rolle spielen genetische Faktoren (Vererbungsfaktoren). Diese betreffen aber nur die etwas erhöhte Bereitschaft des Organismus, unter Einfluß anderer, auslösender Faktoren Anti-Phospholipid-Antikörper zu bilden. Im eigentlichen und engeren Sinne vererbbar ist die Entstehung von Anti-Phospholipid-Antikörpern nicht.